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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0485

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von Chainpollion.

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noch ungetrübten Sprachperiode diesen Hauch für eine nicht so wohl zu den einzelnen Buchstaben,
als vielmehr zu dem Wortganzen gehörende Modification der Aussprache ansahen und dieselbe so
gar zu Anfange ihrer Worte nicht mehr schrieben sondern dem kundigen Leser unmittelbar im
Gedanken ergänzen liessen. Dass nun unter diesen Umständen das alte PI in den Augen
der Griechen seinen Buchstabengehalt immer mehr verlor und zu einem blossen, beim Schreiben
nicht einmal nothwendig auszudrückenden Zeichen des allgemeinen Kehlhauehes herab sank, ist gewiss
sehr erklärlich. — Nach Cicero 2) wurden ehemals in der Lateinischen Sprache nur die Vocale
und nach Ouintilian selbst diese nur äusserst selten (parcissime) aspirirt 3). Bei dieser Abneigung
gegen die Aspiration versteht es sich von selbst, dass durch einen am unrechten Orte angebrach-
ten Kehlhauchlaut die Bede bäuerisch wurde 4). Späterhin schloss sich diese Aspiration auch an Con-
sonanten. Die ursprüngliche Sparsamkeit in der Aspiration macht es aber leicht erklärlich, dass
wir für die frühere und spätere Zeit der Lateinischen Sprache nur von einem einartigen Kehlhauchlau-
te, d. i. dem H sprechen hören. Die Anwendung dieses H nahm nun gegen den Beginn des gold-
nen Zeitalters Bömischer Literatur ohne Zweifel wegen der steigenden Bekanntschaft mit dem Ori-
ente und namentlich mit Syrien sehr überhand, jedoch mit ungleichem Glücke. Denn Während ei-
nige gleichsam in dem Genüsse des H schwelgten, eiferten die besseren Ilömischen Schriftsteller
gegen diese Sitte als eine verwerfliche Unart. Catull's Epigramm erwähnten wir schon oben. Und
docli wurde selbst ein Cicero theilweis mit fortgerissen, so dass er die früher von ihm gebrauch-
ten Formen Celegus und Carlayo zu Gunsten des Celhegus und Carthago aufgab, ob schon er Olu
und Mala beibehielt, welche beide Namen später gewöhnlich Olho und Matho geschrieben wurden.
Allein das Uebermaass der Eitelkeit erleichterte die Bemühungen der für die alte Beinheit der Spra-
che Kämpfenden. Schon Gellius berichtet 5), dass viele Wörter das aufgedrungene H wieder ab-

1) Dou Uebergang bilden Inschriften, wie die auf Hieron's Helme BJAVONO/lEINOMENE02=laqu>v o /teivoftivw
s; BOBCKH. I. I. no. 16. p. 34.

2) Cickho Orat. 48. Quin et ipse, cum scirem ita majores Jocutos esse, ut nusquam, nisi in vocali, adspiralione Ute-
rentur, loquebar sie, ut pulcros, Cetei/os, triumpos, Kartaginrm dicerem: aliquando, idque fero, convicio aurium cum ex-
torta mihi veritas esset, usum Ioquendi populo cuncessi , sciemiam mihi reservavi. Orc'wios (amen, et MatoneS, Otiri*&i
"aepiones, sepulcra, Coronas, lacrymas diciunis, quin per aurium Judicium Semper licet. Doch hat Recens. Funkst. Otho:
pro Muren. 19. Epist. ad Attic. 12, 37. 38. 13, 31.

3) Hiervon wichen die Umbrer ab, welche häufigst die Consonanten da aspirirlen, wo es selbst später im Lateini-
schen ganz ungewöhnlich war, wie z. B. in screhto für scripta, (lelre für rede; vgl. Gbotbfend Rudimenla Li»'/"1"' '
bricae ex lnscriptionibus antiquis enodata. Partie. II. Hanno». 1836. p. 19. Uebrigens suche man bei den UäM»* nicht
n>ehr Folgerecht igkeit in der Anwendung der Aspiration, als wie bei den Lateinern; s. Gboikfbno 1. 1. p- '°- lllud Ilrau,urea
uinbrl cum priscis Latinis commune habuerunt, ut voces aspiratione nunc admissa extenderent, nunc omissa contraherent.
vUemadmodum enim Ilomani Servilium Ahalam, vel prensos prehensös, vemeiites vehementes dicebant, qnamvis e contra-
w<> nihilum in nUiim, mihi in mi, abbreviareut: sie üinbri Arnam Aharnam, Nartes Nahartes vocabaut, trade etiant in Igu-
vi°is tabuliä tarn Trahaf Sahate, quam T(,a 2are, tarn Sehemeniar quam 2Jct/ievia(i, tarn persnihiniu quam nt^avAiut
Slve 7re(iompu Iegitur.

4) \igidils Fig. bei Gem.. Noct. AU. 13, 6. Rusticus fit sermo, si aspires perperam.

5) Gell. Noct. AU. 2, 3. — Dieselbe Ursache, welche den Missbrauch des H veranlasste, rief wohl auch die feh-
lerhafte Häufung des Gauinlautes G hervor, s. Epit. de Nom. Rat. angehäugt dem Vai.kh. Maxim, zu Ende. AUi enim
«aeum, alii Gnaeuin, alii Cnaeum scribunt. Qui g litera in hoc praenomine uttinlur, antiquttatem sequi videntur, quae mul-
l«m ea litera usa est. Olim enim dicebant frugmentum, nunc frumentum profertur: et gnatura, modo natura. Igilur etiani
lui in corporibus naevus gigin solet, Gnaevtts appellabattir. Zu der antiquitas des G vgl. oben p. 392, 1. h. Oüisw. de
*»ft. Or. I. 8, 12.
 
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