Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0490

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
436

System der Hieroglyphik

diese Hieroglyphe oben als das Zeichen der dunkeln Vocale 0, OY getroffen und demnach mit fto-
sellini den Namen Phiulinpos ausgesprochen. Dass diese Aussprache des <I>/Xt7t7tog eben nicht na-
türlich klingt, kann Rosellim's Meinung unbeschadet zugegeben werden, indem bekannt ist, bis zu
welcher Unkenntlichkeit die Barbaren meistens die Griechischen und umgekehrt die Griechen wie-
der die Barbarischen Wörter umgestalteten. Jedoch lässt sich vielleicht die Sache auf eine den
in <Lnhn%oq liegenden Lautelementen und der bisher erkannten Eigenthümlichkeit der Hieroglyphen-
schrift mehr entsprechende Weise erklären, wenn wir in dem ^ nicht so wohl einen überflüssigen
Vocal, als vielmehr ein überflüssiges Hauchzeichen erblicken. Das Wort (Ihhnnog nämlich enthält
eigentlich zwei Hauchlaute, die, wenn wir R'iUnnoq schreiben, augenblicklich zum Vorschein kom-
men. Wie sehr die alten Griechen die zweite Aspiration bei der Aussprache dämpften, ist jetzt
nicht mehr zu bestimmen. Schwerlich aber Hessen sie dieselbe gänzlich fallen. — Die bisher erkannte
Eigenthümlichkeit der Hieroglyphenschrift aber bestand mit darin, dass sie im Allgemeinen bei wei-
tem mehr zu einer Kargheit als zu einer Verschwendung in dem Gebrauche der Vocalzeichen ge-
neigt war und dass sie im Besondern kein langes I unterschied, wie wenn sie etwa das I in Be-
renike oder das I-EI in Sabina, 2ccßsiila\ Antoninos, Avravuvog durch einen Zusatz zu ^, z. B.
durch oder unser vor dem I M ul Germanicus, Tiberius, Domitianus u. a. hervor

gehoben hätte — Doch wie soll nun das jt—O, OY hier als Hauchzeichen wirken? Man er-
wäge, dass es in der That eine doppelte Behauchung oder Aspiration giebt, nämlich die der Kehl-
hauchlaute (n, n, n, jj) und der Lippenhauchlaute (V, W, das in W umlautende B, F) 2). Die
letztere Classe bildet die Milderung oder Sänftigung der erstem. Beweises dafür ist in der Grie-

ilass auf die Zeichnung des ^ in diesen Namen durchaus nicht zu bauen ist, so glaube ich, müssen wir auch hier, bis
stärkere Beweise von dem E=Laute der Figur ^ vorliegen, die dunkeln Vocale O, OY als Grundlage des Lautinhaltes
von ^ festhalten.

1) Dieses gleichfalls gegen Salvolini's Aassprache zeugende Verhiiltniss der M fiutlet nur ein Gegengewicht an dem

angeblichen Namen Antinoos, in welchem Champ. (s. bei uns p. 348. no. 10 das ^|r^^ durch EI übersetzt, ob wohl
Avtivoos ein I, aber kein EI iu sich schliesst. Allein erstlich fragt es sich noch, ob in der Hieroglyphengruppe wirklich der
Name Antinoos liegt. Und wenn er in ihr liegt, so fragt es sich, ob £§r&. nicht etwa als A (vgl. bei uns p. 355. no. 5.
18, a.) oder mit Versetzung des /ww\=if ais o (vgl. p. 366. XI. 367. no. 1.) aufzufassen ist.

2) Der natürliche Zusammenhang dieser zweifachen Aspiration, den schon die Benennung der yQafifiara fteaa na»
miY.oiva ijr sich schliesst (vgl. Dionys. Hauc. de compos. verb. XIV.)^ scheint mir nicht bloss von den alten Grammatikern,
sondern auch von manchen Neueren und namentlich auch von Hutfeld in der mehrmals erwähnten trefflichen Abhandlung im
Hermes nicht gehörig ins Auge gefasst worden zu sein, üeberliaupt begreife ich nicht, wie der ausgezeichnete Gelehrte
bei der Erklärung der Hauohbucustaben (1. 1. p. 40.) sagen konnte: „Daraus (aus der Natur des Hauches) iiiessen in allen
Sprachen für die Hauchbuchstaben folgende Regeln: 1) Hauchbuchstabeu sind nur vor einem Vocale hörbar, dagegen hin-
ter einem Vocale bloss zur Dehnung des Vocals dienlich". Um hier nicht weitläufig zu werden, so berufe ich mich blos
auf das mit dem Spiritus asper versehene P der Griechen, welches die Sahider also wieder gaben, dass sie vor dasselbe
an Statt des Spiritus ein g=H setzten, wie z. B. 'Pw/l)/=gpa)MH, '£V««);=gp(DMA10C (Act. 23, 11. 27. Zoega
fatal. Cod. Copt. p. 262. 613. 614.); 'Potfo^gpOMüC (Act. 21, 1.), gpo)2vOC Zoega 1.1. p. 274.); cP<reö=gpOY9
{Matth. 1, 5.); 'Poi;pO?=gp0Y(])0C (Mar* 14, 21. Zoega l. I. p. 616. 618.) 'Paya^gpAtpAVlA (Zoega p. 614.)-
Man braucht nicht erst einen Hebräer zu ersuchen, dieses H vor B. in der Aussprache hören zu lassen, man mache ge-
trost den Versuch selbst und man wird den Kehlhauch H deutlich genug vor dem Consonanten vernehmen. Aber die Kehl-
hauche sind auch nach einem Consonanten hörbar. Beweises dafür ist z. B. die alte Schreibart des IIH gleich <I'=1T O
 
Annotationen