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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0494

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System der Hieroglyphik

angenommenen, gezogen werden. Allein von diesen Gründen ist bei Grotefend wenigstens unmit-
telbar keine Rede. Da sich unsre eigne Untersuchung jetzt noch völlig ausserhalb der Grenzen
der in der Hieroglyphenschrift zu suchenden Sprache hält, so müssen wir das, was sich vielleicht
aus solchen inneren Gründen für die angeregte Frage folgern liesse, einer spätem Betrachtung vor-
behalten. Die äusseren Gründe hingegen beruhen lediglich auf der Natur der Griechischen und La-
teinischen Buchstaben, welche zu Folge der in die Hieroglyphenschrift übergetragenen Griechischen
und Römischen Eigennamen den einzelnen Hieroglyphen gegenüber traten. Von diesem Gesichts-
punkte aus findet sich aber GrotefeiuFs Behauptung in dem entschiedensten Nachtheile. Denn wenn
wir z. B. in AnloninQoJs ^ $ und in KCeJrmQaJnik£oJs > die beiden \\ an

A ^ J <^>"* CZ'MA

. X /ww\ ® ' i\

der Stelle finden, avo das Griechische und Lateinische I steht, so ist es doch wohl, wofern
wir nicht von der Aegyptischen Sprache schon im Voraus eines Bessern belehrt worden sind, am
gerathensten, in diesen Zeichen das einfache I zu suchen, eben so, wie in dem ^ von Antoninos
eher ein A als ein II oder einen andern Kehlhauchlauter zu erblicken? Was bewog nun demnach
Grotefend die Hieroglyphen \\, ^ff und andere dergleichen scheinbare Vocalzeichen nicht für diese,
sondern für Gutturale zu halten? Man sieht, es war das Phönikische, welches er als einen Maass-
stab des Aegyptischen gebrauchen zu dürfen glaubte. Demnach hatte die Hieroglyphenschrift
gleich dem Phönikischen keine Vocalzeichen, sondern bloss Consonanten (hier hätte selbst im Bezug
auf das Phönikische oder im Allgemeinen auf das Semitische ein Hupfeld gar Manches zu erinn-
ern), darum sind nun die zwei Federn in ihrer verschiedenen Stellung und (wie wir auch
sehen werden) Tfc die zwei Schenkel des alten Semitischen H (i"Q, welches als Spiritus Asper zu
den Griechen überging und sich dort allgemach zu dem Laute H O/r«) umbildete. Allein was be-
rechtigte denn Grotefend, das Phönikische Alphabet für einen Spiegel des Hieroglyphischen anzu-
sehen ? Doch wahrlich nicht die vielleicht ganz zufällige und unwesentliche Aehnlichkeit des he-
bräischen tf mit der Hieroglyphe I&L eine Aehnlichkeit, die doch noch ein wenig näher zu be-
leuchten gewesen wäre, indem der kundige Grotefend mit der Hieroglyphe j££ (nach Champollion
=ü)=SH nicht so wohl das hebräische W, als vielmehr die den verschiedenen Semitischen Dia-
lecten angehörenden älteren Formen dieses Buchstabens also: \/, w; LLb «fj, der nocli viel ferner
liegenden Punisch-Numidischen Charaktere nicht zu erwähnen, hätte vergleichen und dabei bemerk-
lich machen sollen, dass die älteren Formen des »==M d. i. y, y, uj, Uj, Uj, uj 13 eine noch

1) s. die verschiedenen Semitischen Alphabete bei BÄRüSHäBsh? Reflexions sur Vdlphabet et sur la lanyue dont 011
se servoit autrefois u Palmyre (Me'm. de VaCaä. d. Inscr. T. 26. p. 577.), Reflexions sur quelques Monumens Phenir
ciens et mr les Alphabets qui en resnltent. ibid. T. 30. p. 405. sqq. pl. IV., Explication d'un Bas-Relief Eyyptien
(Stein von Carpenlras) et de l'Inscriptiou Phenicienne qui l'accompayne. ibid. T. 32. p. 725. sqq. ph IV, Swinton" «"
Explieation of all tlie Inscriptions in the Palmyrene language arid character hitherto publish'd (Philosoph. Transact. VoU
48. Part. 3. p. 693.), BüKTTNBB Vergleichungstafeln der Schriftarten verschiedener Völker 1 St. Göttintj. u. Hann. 1771-
Tab. II. n,\scimLexic. 7-einumar. T. I . P. I. p. 1715. sqq., Eckhbl l)oct. Nwh. Veter. Vol. III. p. 404. AstijK the Origin and
Vroyress öfWriting. sea ed. p. 64., (wo auch die Älpli. nach Gebbün Mond. Primit.u. Nonv. Tratte de Diplom.), vor allen
Kofi' Bild. u. Schrift, d. Vors. II. P- l&R Gesenius Lehryeb. d. Hbr. Spr.p. 8. und Desselben Palaeoyraphische

Studien über phiiniz. u. pun. Schrift,enthalt. Pkhkz Häver üb. Sehr. u. Spr. d. Phönix, u. Gesenius üb. d. pun. nUmidiSCM
Sehr. Leipz. 1835. Tab. V. VI. p. 1. u. 107. vgl. Romano Etudes sur les Uie'royl. et la lanyue de l'Ey. suioie d'un Essat
sur la lanyue Punique. PI. VII., wo Alphabete nach Bianconi, Harenberg , Baver, Hamaker , Sir,, de Sacy und Gho-
ibfeWs verunglückter Versuch, ein Alphabet aus der Turin, demotisch. Stele zu entwickeln, gegeben werden. Schon die
 
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