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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0519

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von Young und Wall.

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reichen Griechischen und Römischen Königslegenden angewendete Hieroglyphenschrift keine Wort-
und Sylbenschrift, sondern eine reine, aus Selbst- und Mitlautern bestehende Buchstabenschrift ent-
hielt in welcher jedoch die Yocale mit Beständigkeit nur zu Anfange der Wörter gesetzt, in
der Mitte und zu Ende der Wörter aber bald völlig gesetzt, bald mehr oder weniger ausgelassen
wurden. Liessen sich auch im Betreff der Setzung und Auslassung gewisse Maximen der Aegyp-
ter nachweisen, so waren diese doch so beschaffen, dass der Willkühr des Schreibers ein ziemlich
freies Feld offen blieb.

Dieses Urtheil würde nicht beeinträchtigt werden, wenn wir selbst mit Zuverlässigkeit mit-
ten unter diesen rein alphabetischen Buchstaben einige äthiopischartige Sylbenzeichen wahrzuneh-
men vermöchten. Denn wenn im Allgemeinen eine solche Sylbenschrift über die alphabetische Buch-
stabenschrift hinaus liegt und in der Geschichte der menschlichen Geistesentwickelung ein nothwen-
diges Mittelglied zwischen der alten Wortschrift und der neuein Buchstabenschrift bildet a), so
dürfte es bei dem Erfahrungssatze, dass in der gesammten Entwicklung des menschlichen Geistes
fast immer das aufgehobene Alte noch eine Zeit lang in das aufgerichtete Neue herüber scheint, ganz

commune habent; ut: (Pll^C Psalmus , VJJC^^^." Religio, jft.fr A.! Infernos (d. i. Scheol), Tii<P'. Gehenna,
flC^3"-!.'! Coptice 'I'aQ/iiovO-t., Aprilis. —Gnteca lam superstitiose, ne dicam, imperite, retinuenml, nt ne quidem casum obliquum
in rectum mutaverint, aut unam aliquant tenninationem caeteris praetulerint, sed modo hanc modo illam, prout fors tule-
rat, servaverint; ut, <ÜXAtll Cidaris, <£XLV. Cidarin, fr,M: Knona. ab tnoy,

Ioiu 12, 3. — Saepe talia vocabula mire comnnpiint et distorquent; ut cum pro 5lCl*|A."l"fl" -/Qvooh&oz, Chrysolithus
gemma, scribunt 3ft&A?jft"Wl>: Org. vel 5lCÄ'tA<'fl>.' Eue. vel ^a£jft*A<D>: Apoe. 21, 20. Sic 2ijtK<M<?°jft.fl.'
pro Apocalypsis ; ut: ZiJiPIP'A^fl.'Aß-I^A^Ö.fl! Visio lolianuis Abu-Kulemsis, et similia. — W aulem polissimum
contingit in nominibus propriis, ut Cyriacus scribunt modo TXCP^P" modo 'BC'i'l'l!modo '^^1■CJP<^>,,■ Encom. quin et
yCJPci>£l" in Lttnrgiis repeWtur. Sic Äfbf-4^fJ" Onuphrius. Graeca in in;, Latina in ins, modo per Y'il'. modo per
®tl\ terminant; ut 4>CiA.P"/l.' et <S>C£AfDfi: Cornelius. Sic QA.WRY'h'. et lAaFEjDfl." Claudius. Illustre St.
Mariae nomen iuterdum Ö?GP» saepissime vero et quidem reclissime ^CJ><?3- nonnunquam et ridieule C^Z^V«?3." red-
dunt; quasi boc ipsius getiuiuum nomen Hebraenni esset. Organon per tot. Serapbim exprimitur nunc jft-ZnAA! nunc
Cberubim alias 'OXfiA." alias H\,L,-Ü\ tL^/fl." vel ^££L" El Ita porro, ut saepe de alio aeeipias, quae de
Gödern sunt intelligenda. Vgl. ibid. p, 5. und p. 183., wo die Kopiische Orat. Dominic. mit Aethiopiscben Buchstaben ge-
schrieben istj ausserdem IIui'kki.d K.rercil. Aethio//. §. 6.

1) „Würde Wohl Plato {s.Phitik IS. bei uns p. 143. no 1.), sagt Korr Rild. u. Sehr. d. Porz. II. p. 113., da er
von der feinen Analyse in Cbnso'nahten und Vocale mittelst der Schrift ausführlich handelt, die ägyptische als Beispiel
aufgestellt haben, wenn er nicht gewusst hätte, dass sie Vocal-Buchstaben enthalte?'1 Der Werth dieser Folgerung isl wohl sehr
*U beschränken, da man erstens uiclit weiss, ob nicht Piaton, da er den Aegyptern die Erfindung der Buchstaben zuschrieb,
auch ohne tiefere Keuutniss der Aegyptischen Schrift ihnen freigebig die Eintheilung in Vocale und ConeWnairten beilegte
Und zweitens, ob er nicht eine besondere Aegyptische Schriftart im Auge halte und deren Figenthiiinlichkeit auf die ge-
sammte Schrift übertrug. — Aus Plutarch's Ibisbuchstabeu würde mau allerdings das Vorhandensein von Vocalbuchstaben
für die Hieroglyphenschrift folgern können, wenn nicht die ganze Mittheilung auf einem Missversläuduisse zu beruhen schiene
Cvgl. p. 360.)-

S) Hur-fem) im Berntes 1. 1. p. 6. „Die Buchstabenschrift, von deren Entstehung 13. (bei Ewald) die Rede ist,
scheint bei den Semiten, den Erfindern derselben, ursprünglich vermittelt durch eine Art sylbenschrift. Da nämlich in den
Semitischen Sprachen, wie in allen Ursprachen die Vocalisation sehr einfach und der Vocal A der vorherrschende ist, was
Unstreitig in der frühem Epoche noch weit mehr der Fall war, so dass ausser den weit seltneren Vocalen I und l die
Wörter meistens in Sylben mit A zerfielen, so niusste beim ersten Gedanken, die Wörter in ihre Uestandtheile aufzulösen,
a'e nächste abslrahirende und analytische Operation eine Unterscheidung jener Sylben sein, worin der Vocal anfangs wohl
"Och nicht im Uewusstsein von dem Consonant geschieden, sondern mit ihm als ein untrennbares Ganze und später als
e»oe von Ihm verschiedene Ausbauchung desselben betrachtet wurde, wie im Indischen und Aethio/rischen. Dass die Schrift
historisch wirklich diesen Weg genommen hat, sieht man daraus, dass die Bezeichnung des Vocales A ganz fehlt, die ein-
 
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