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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0578

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524

System der Hieroglyphik

Ist nun auch der Fall sehr selten, wo eine Inschrift durchgängig E für EI setzt und schrei-
ben auch die meisten der hier in Frage kommenden Inschriften häufiger EI als E, so ist doch nicht
zu bezweifeln, dass über diese Inschriften hinaus eine Zeit lag, in welcher der späterhin durch EI
ausgedrückte Laut lediglich an das E gebunden war, weil es, hätte die Schreibart EI gleich vom
Anfange an bestanden, gerade zu unsinnig gewesen wäre, statt der schon vorhandenen genauen
Darstellung eines Lautes eine ganz ungenaue einzuführen.

Ein Ueberrest dieser alten Schreibart war, wie ich glaube, der von dem Neu-Dorism bei-
behaltene Infinitiv auf EN statt EIN *)> wenn auch die frühere Dehnung des Lautes verhallte 3)
und derselbe wahrscheinlich zu einem blossen E-Laute herab sank, auf ähnliche Weise, wie sich
das alte U in den Plural-Accusativen auf 02 3) zu einem U und weiterhin zu einem 0-Laute
verdiinnen mochte.

Welches aber ist der dem E als EI inhaftende Laut? — Das Griechische EI besass gegen
den Beginn unsrer Aera und seit derselben fortwährend in allen Ländern, wo Griechisch gespro-
chen wurde, einen I-Laut 4). Mochte auch anfangs dieser Laut in der feinern Aussprache eine

formis, in qnilms sonus magis ad E Simplex accederet, retimieruut E pro EI: in quibus sonus magis simplici E affinis est,
cemitur ex dialectis; quo pertinet Aeolica infinit ivi ternünatio psXtüatvev. Sic^fjo; etiam Attici: nec postEuclidem desierunt ta-
lia. v. Oec. dv.Ath.Tl. p. 202. 261. 293. et saep.— Biealtäol. Irisch, no. 11. hat 2YNEAN u. XaT^eiOfievov. Inscr. Noint. I.Agt-
atsiScg, TlarqoxlnSsq, EvxXecäeq etc.). Ins. AU. no. 33. EMI.no. 71. APXECV), etvcu, fierayeirvcovog, exu, putfloi. no. 73. EN AI,
(JI)KAZE1V. no. 74. ABAABES, emcv, otpetXtaO-at,. no. 75. 110 AES, EXSENAI, O'I'EAETO, ENA(I),.... KAESES. no. 76.
EÜESTATE, O'I'EAOMENA, UPYTANES, tvntiOeq, uns, entiSe, snuäav Cbis), sXaaXsi<povTov snu, yQu/i/tara ung, noXst,
(bis), cuei, ru-/e. no. 80. ICYAMEYEN, EXEN, GYEN, TEAEN, {areX)uav TEAEN, 1IAPEXEN, Qa^si, tSavuttfio, äa-
veio/to, ^avsi^ovrQag, bis), äavet^erac, nXuarov. no. 84. (anjHPrEAE, ENAI, neun Mal ei. no. 85. OYAES, im Uebrigen
u. no. 211. AQiareiStjg EXOPHFE. no. 212. EXOPErE. no. 3044. (dirae Teior.) KENON (bis), 1CENO (bis), TIOIHSEAN,
HPAKAEOISZIN, xsivo, sxsivo, udmg, dvvafiu, TjnsiQOv.

1) Greg. Cou. d. D. D. §. CXVHI. Eustath. ad II. A, 78. 151. Schoc. in Find. Ol. A. bei Boeckh Vol. II. 1.
p. 24. (B. lässt für Pind. nur yuQvev u. Tgcupcv gelten; vgl. Not.1 Crit. in Olymp. III, 26. p, 365. ad Vyth. IV, 55. p. 562.
Maitt. ed. St. p. 304. Hierher gehören die Infiu. auf EN in den Kret. Inschr. wie ■/.. B. ESOPK1ZEN, ANAE1NSISKEN
daneben XAIPEIN. no. 2554. XA1PEN, daneben YÜAPXEIN no. 2557. (vgl. Boeckii II. p. 404.), welche durchaus
nicht als ein Beweis für das E=EI anzusehen sind. Buttm Gr. Gr. Gram. p. 486. u. Matthiae Gr. Gr. p. 454. erklä-
ren die Entstehung dieser Infinitive anders.

2) Theocrit. E, 36. Oft/tcuu roig oq&oioi nonßXsnev, ov nox eovra —

3) Für den U-Laut des O zeugen wohl noch ausser den oben angeführten Fällen die Formen auf 0 in d. Inscr. Maced. no.
2008. (circa Olymp. 105, 4.) KAI AYTOS KAI TOS IIAIJAS, IIASXEIN A(Y)TOS JIS IIOAEMIOS, TOY (einzige
Ausnahme) AU0AASINO2 KAI TO STYMONOS, etc., keineswegs aber die häufigst in den Kret. Inschr. vorkommenden
Accusat. auf og (s. Beispiele oben p. 517.). Dieses alte 0 ist wahrscheinlich auch in Theocrit nur noch formell vorhanden.

4) Vgl. Wetsten. I. l.p. 171.sqq. Liscov. Ueb. d. Aussp. d. Griech. p.68. fgg. SKSVF.de son. Vit. Gr. p. 464. sqq. Als einer der
Hauptbeweise wird hier augegeben, dass die Griechen durch ihr EI das I der Römer ausdrückten, wie z. B. S1vo>qu=Ho-
uori, £t(!bu?=Idus, 77«<7<uj<=Piso (Plut.), vgl. Schneider hat. Gram. I. p. 64. Matthiae Gr. Gr. I. p. 39., welcher iu
dem Griech. EI ein Vorherrschen des E-Lautes findet, was ich durchaus bestreite, sagt im Bezug auf Liscov.: „die vielen
Beispiele von Münzen, auf denen et das Latein, lange i ausdrückt, die Liscov. S. 68. — 107. anführt, beweisen bloss, dass
zu der Zeit und an den Oertern, wo sie geschlagen sind, et wie I ausgesprochen wurde." Allein diese Oerter (s. Liscov.
/. I. p. 158. fgg.) führen uns ja beinahe in alle Provinzen des ungeheuren Röm. Kaiserreichs und zeugen dadurch laut ge-
nug für die Allgemeinheit der zugestandenen Aussprache. Dass aber die Griechen der genannten Periode nieistentheils
das Latein. I durch ihr EI wiedergaben, diess zeigen die zahlreichen von Hr. Boeckh heraus gegebenen Inschriften un-
widerleglich wie folgt: nPEICKOC Insc. Corinth. no. 1104. 1105. Ins. Ephes. no. 2987., ÜPEISKEINOS Ins. Eph. no.
296G., 1IPEISKIANOS Ins. Tr all. no. 2926., CTATEIAIOC, CTATEIAIA Ins. Argot, no. 1139 1170. 1173., AI AI AS
AICIAEINHS Ins. Arg. no. 1180., AKYAEINOS Ins. Hierapyt. no. 2562., EIAYISIN <1>EBP0APIHN Ins. Prien, no.
2905., SABEINA Ins. Arg. no. 1214., Ins. Spart, no. 1414. I. Aphrodis. no. 2840. 7. Eph. no. 2966., SABEINOS I.
Corcyr. no. 1932. I. Thessalon. no. 1967. Ins. Ther. no. 2474. Ins. Mel. no. 2440., flOTEITOS ibid., ÜEISflN I. Nys-
 
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