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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0597

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von Chainpollion. 543

Gesenius das E für die alterthümliche Schreibart von EI hält. Allein Gesenius sagt nicht, dass
auch dem n der Laut El zukomme, was sich für unsern Fall schlechterdings nicht erweisen lässt,
weil der Schreiber des Phönikischen entweder bloss Buchstaben für Buchstaben, also H für E setzen
(wie denn die späteren luden, Syrer und Aramäer häufigst das E der Fremden durch n ausdrückten), oder
auch, was den Semiten oft wiederfuhr (vgl. p. 486. no. 1.), sich in der Wahl des Spiritus D für N
vergreifen konnte. Will man nun nicht annehmen, dass lediglich die subjective Auffassung der
Griechen den verschiedenen Vocalinhalt ihres E aus n erzeugen Hess, Avie denn für eine solche,
innerhalb der Griech. Sprachbildung aus einem Gutturale erfolgte Vocalisation das aus dem Spirit.
asper B=n späterhin hervor gegangene H spräche, so bliebe nur die Vorstellung übrig, dass
nicht der Laut des n, sondern dessen ]\Tame Nil mit dem E und I-Laute seines Zere und mit Hin-
wegnahme des gutturalischen Anlautes die nächste Veranlassung zu der Aufstellung des Griech.
E gegeben habe.

Sehen wir jedoch jetzt ab von der Art und Weise, wie das Griech. E zwiefachen Lautes
entstanden, und untersuchen, welchen Lautinhalt das E der mit der Griechischen so nahe verwand-
ten Schrift des alten Italiens besessen hat. Für das Etrurische wird der wechselsweise Uebergang
des E in I und des I in E behauptet 2). Dass in der That die Etrurier in gewissen Fällen das E
für das Lateinische I schrieben, setzt das unten von Lanzi angeführte LEONE, über welchem sich
auf der bilinguischen Inschrift LICINI befindet, ausser Zweifel. Allein lägen uns auch noch so viel
Fälle der Art vor, so dürfen wir doch bei der völligen Ungewissheit über die Aussprache des
Etrurischen E nicht behaupten, dass die Etrurier wirklich in diesen Stellen ein I und nicht E ge-
sprochen hätten. Dasselbe gilt von der gleichen Verwechselung des E und I im Umbrischen 3).
Beide Sprachen zeigen uns nur mit Bestimmtheit, dass in ihnen E und I sehr nahe mit einander
verwandt sein mussten. Einen viel sicherern Anhalt giebt uns nun aber das Lateinische. Zwar
lehrte Schneider 4) nur eine, besonders in der ältern Zeit Statt gehabte Verwechselung des E und
I, so dass man häufigst E statt I, seltner I statt E gesprochen habe, und zog desshalb ausser der
gleich näher anzuführenden Schreibart der alten Inschriften auch das ameci, amecae und Leparenses

1) Gesenius in Allgem. Litzty. Inn. 183G. no. 98. p. 1G7. Die Schreibart Egpui nennt Hr. A. „vielleicht abwei-
chende Volkssprache" für El?vvv. Richtiger hätte bemerkt werden sollen, dass dieses eine ziemlich häufige Orthographie
auf den ältesten Steinschriften istj z. B. AJE fijr aiu Boeckh C. I. no. 1. KAET02 für KXmroq no. 2. EMI für e«A« Sig.
desgl. no. 10, 33., führte doch der Buchstabe E den Namen «!"

2) Lanzi Sagg. di Ling. Etrusca. I. p. 247. E se sostituisce piü frequentemente ad 1 LECNE Licinius (Vgl P- 348- n0- 2-)
IIINVCENA Vinicina o Vinicia minor, p. 247. AXELE, ACILE=Achilles, L. glaubt übrigens, dass hier E gesprochen wurde. Ibid.
p.250. I equivale ad E come nel nome di Helinei und dazuNote (l)ProptercognationemletE noudubiian"'1 antiqulettert et
here dicere, mane et mani, vespere et vespert. Donat. in Ter. Phorm. Act. t. Sc. I. Mau vgl. die gewöhnliche Etr.
Endung E und EC in Nom. und Genit, wie CAEC Caii. CAE, wo die biling. no. 1. CAH. und hierzu Lanzi p. 308. Oltre
molti nomi fiuiti in ES che si trovano in antiche lapidi, e qualcuno all' uso degli Etruschi in E (P- 16S- uo- 4.) poterono
ona volta i Latini dire hic Memmies, hic Minucies etc. giacche troviamo C. L. Memmies in medaglie, etc. Sollte hier etwa
E den Laut des I piug. wie in dem Aeol. &ng**feffo« anzeigen?

3) Ghoiefend Rud- Ling. Umbr. II. p. 14. solent autem vocales secundum hunc ordinem inter se permutari i, e.
d) o, u, e. c. i et e ivax et ot», aFiy et aFev et am, ituto et etuto, tasis et tases.

4) Schneider Lat. Gr. I. p. 14. 15. vgl. auch p. 13. „im weitesten Umfange ward e mit i verwechselt. Didier
ev in evros intus, ave/ios animus, nmeqt, piper, ZixO.ta Sicilia, nltxm plico, reyyo tiugo etc. xo-/ha<; Cochlea, xvnctQtonot; Cll-
pressus, pirOa menta, vavaia nausea etc. Ihm folgt Härtung Ueb. d. Casus, p. 184.
 
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