Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0603

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
von Champollion. 549

war, so bemühte man sich, gewisse grammatische Unterschiede zwischen den Formen auf I und E
aufzufinden und kam dadurch doch nicht weiter als bis zur Aufstellung eines spätem, empirischen

Phir. jeder Verwechselung zu überheben. Denn hätte für die fraglichen Casus der Ist. Declin. nicht bloss ein formeller,
sondern auch ein materieller Unterschied, also ein Unterschied der Aussprache zwischen AI und AE Statt gefunden, so
wäre es ja ohne alle Frage uothweudig gewesen, sie durch diese verschiedene Schreibart streng aus einander zu halten.
So aber war die auf den Singular beschränkte Schreibart AI eine orthographische Neuerung, wie denn diese Schreibart
überhaupt eine dergleichen, wenn auch verhältnissmüssig frühzeitig eingeführte, Neuerung gewesen war. Hätte nämlich
die Schreibart AI, so wie überhaupt das I in den Können, in welchen dasselbe laut den verwandten Sprachen den gram-
matischen Gi undcharakter bildet, gleich vom Hause aus bestanden, so sieht mau nicht ein, wie sich das viel schärfer bezeich-
nende und daher auch viel fesler stehende I, so schnell nicht etwa für einzelne Können, sondern für den grossem Theil der ge-
summten Sprachbildung in das dunklere, zu dem A, 0, I gleichmäßig hinschwankende und daher viel undeutlichere und flüs-
sigere E habe verlieren können. Dahingegen erklärt sich die Bildung der Können auf AI und AE, Ol und OE, so wie
auf I und E ganz natürlich, wenn man den oben angegebeneu Gang der Entstehung annimmt, dem zu Folge die erste
Form E mit I-Laute enthielt, die zweite Korm I (später für einen grossen Theil El) setzte, um der Verwechselung mit
dem in dem E liegenden E-Laute Vorzubeugen, und die drille (vierte) Korm aus etymologischer Rücksicht das alte E
wieder vorzog, dadurch aber zugleich die Lautverwechselung herbei führte, welche man durch die zweite Korm hatte
vermeiden wollen, so dass nun wiederum neben AE eine geraume Zeit noch das seltnere AI fort bestand, ob gleich es
ausserhalb der Poesie schon zu Lucilius Zeit wie AE mit dem ä-Laute ausgesprochen wurde. Die Wiederaufnahme des
alten E konnte aber und namentlich in den Können auf AE, um so leichter vor sich gehen, da die Schreibung des I nie
ganz durchgedrungen war, sondern das alte E immer fort hatte neben sich hergehen lassen müssen. Die mehrsten Wort-
bildungen auf E-I erfuhren indess nur eine zweifache Kormalion, indem das ursprüngliche dunklere und unbestimmtere E von
Apolone und Apolonei, navebos, hec, dedet, Se etc. in das klare, bestimmtere I von Apollini, navibus, lue, dedit, si um-
geschrieben wurde. Diesem Verfahren, welches neben dem Verdrängen des I durch E und neben der viel seltnem for-
mellen Beibehaltung des alten E (daher mit E-Laute) neben dem I als der Hauptgang bezeichnet werden muss, tritt aller-
dings die etymologische Bevorzugung des E als eine Incnnsequeuz gegenüber. Die Iueonsequenz würde aber noch viel
grösser sein, wollte man den entgegen gesetzten Sprachgang annehmen, indem wir alsdann fragten, warum man nicht auch
Apolone, navebos etc. beibehalten habe. Für meine Ansicht spricht ferner das auf den Inschriften nachweisbare Schicksal
des im Inlaute der Wörter vorkommenden AE, AI, OE, Ol, von denen sich das AE, OE gleichfalls als das Erste, das AI,
Ol als das Zweite, welches jedoch das AE und OE nicht ganz überwältigte, und das AE, OE als das siegende Dritte her-
aus stellt. Die col. rostr. nämlich schreibt AES, PRAEDA, PRAEDAD, POEMCAS, die Inscr. Corensis bei Lanzi l. I. I. p.
165. (auf welche wir in anderer Rücksicht zurückkommen werden) M. MANLIVS. M. f. l. TYHPILIVS. L. K. DVOMVIR-
ES. DE SENATVS. SENTEXTIA. AEDEM. FACIENDA»!. COERAVERVNT. KISDEJ1QVE PROBATERE, giebt AEDEM und
COERAVERVNT, die Iscrizioni sepolcr. antichissime bei Lanzi I. p. 162. sq. no. 21. AEMINIS, no. 23. CAEC1LICES, p.
170. no. XXV. BIjAESVS, no. XXXIV. LV. LVI. CAECIXA, no. XLV. CAESIAE; vgl. ibid. no. XXVI. ANICIAE, no.
XL1II. ANTIGONAE, no. LVIII. CORNELIAE PRIMITILLAH, KT CORNELIAE, no. LIX. AEMILIAE. KORTVNATAKS
ET. MESSIAE. VALEUIanes. Dagegen findet man unter denselben Inschr. no. I. CA1NVS, no. XLVI. ANAINIA OOMB-
NIAI, no. XL1V. PROIXI, auf der Inscr. Scip. no. 550. GNAIVOD=GnaiFo=Giiaeo, AIDILIS, no. 552. AIDE, AIDILIS,
OINO=unum, PLOIRVME, no. 553. AIDILES, no. 554. AID. daneben LAETENTVIl, no. 555. QVA1RATIS, daneben AE-
TATE, no. 550. OVAIST. Inscr. bei Lanzi AID1L.ES. SC. de Hacch. AIOVOM, HAICE, TABELA1 DAT AI, FOIDERATOI
oder F01DEHATEI, COMODJEM, OIN VORSEI, daneben AEDEM DVELONAI. Inscr. bei Gaur. p. LH, 12. QVAISTORES
AIRE M0LTATIC01) DEDERONT. Inscr. bei Oaw.u no. 566. MOIROS, MOIRO=murum, COIRAVKHVNT, daneben AE-
QVAM. Inscr. Lav. bei Orkhu no. 2275. (zwar mit dem Claudischeu aber im alten Style abgetassl) PH AI F. (quater),
PRAISVL, GAITVL. Die Schreibart AI „nd Ol kam aber auffallend schnell aus dem Gebrauche. Denn die Fragm. leg.
agg. hei Gbutkk p. CCD. - CCVL, die Fragm. legg. judic. ibid. p. DVI. - DXII., das Beer. GemutU, das SC. bei Gbut.
p. CCCCXCIX, das Plebisc. de Therm, ibid. p. d., bei Orki.li no. 3673., die Inscr. Dedicc. bei Ohki.u no. 2487. 2488.
(in der letztern bemerke zweimal OKTl=uti) der Di//. Legg. Horn, bei »Iazociii, die Inscr. Vag. Berc. bei Mazochi in
Tab. Her. p. 300., Obklli no. 3793., ob schon dieselben noch sehr viele Reste alterthümlicher Schreibart (0—V, OV=V,
KI=I, einfache Cousonanten) enthalten, geben mit wenigen Ausnahmen durchgängig nur AE und OE (der Dig. Legg. Rom.
bei Maz. bloss einmal F0IDERE p. 410. cap. vi. v. 19. für das gewöhnliche"fOEDEKE, eben so bloss einmal p. 453,
Cap. XL v. 70. ROMAI für das fortwährend gebrauchte ROMAE, das Decr. Gewtat. hat bei Grnt. v. 5. CAECIL10, v.
28. CAICILIO, bei Obel, aber beide Mal CAECILIO, am häufigsten trifTt mau AIMILIVS s. Gkut. p. CCXC. — CCXCVII.
vgl. Eckhkl Boct. Num. Vet. V. p. 74. die Inscr. bei Gkut. p. LIX, 8. hat LOIDOS, COIHAVERVNT und CLOELIO, an-
dere seltnere Beispiele auf Ol s. oben p. 511.). Auf den späteren Inschriften taucht AI für die Genitiv- und Dativendung
wieder als gesuchter Archaismus auf. Uebrigens will ici, mit dem Obigen durchaus nicht etwa behaupten, dass alle Wör-
ter auf AE früher einmal AI gelautet haben müssten, oder, was dem gleich wäre, dass die ältesten und älteren Römer
 
Annotationen