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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0614

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System der Hieroglyphik

Allein in der classischen Zeit bilden auch Wörter der dritten Deel, den Locativ auf E z. B. Cur-
thagin-e und allbekannt ist die triviale Regel: Auf die Frage, Wo? steht für die Wörter der
dritten Deel, der Abi. sing. Das Ganze entbehrt, wie man auf den ersten Blick sieht, eines na-
türlichen Zusammenhanges. Zwar braucht auch das Sanskrit und Zend in seltneren Fällen eine
Genitivendung für den Locativ !). Diese kommt uns jedoch nicht zu Gute, denn im Latein, hat
sich ja die alte regelmässige Locativendung auf ] erhalten und nur unschicklicher Weise zu dem
ursprünglich anders gestalteten Genitiv und Ablativ gesellt, da sie doch füglich an den Dativ hätte
geschlossen bleiben sollen. Herr Bopp hält sich an den von Rosen vorgeschlagenen Ausweg, dem
zu Folge man in dem Genit. sing, der ersten und zweiten Declin. gar keinen eigentlichen Genitiv,
sondern eine missbräuchlich auf ihn übergetragene Dativ (Locativ)-Form zu sehen habe a). Allein
abgesehen davon, dass im Sanskr. das Genitivzeichen des Sing, zu bestimmt S und AS ist, dass
sich dieses S und AS in dem Genitiv sing, der Griech. und Latein, ersten 3) und dritten Declin.
so wie in der gesammten Gothischen und zum grossen Theile in der Lithauischen Declin. zu deut-
lich wiederfindet, so bleiben wir auch hinsichtlich des Lateinischen Ablativs ganz auf derselben
Stelle. Die Schwierigkeit hebt sich aber bei folgender Annahme. Das Latein, empfing, gleich dem

ritaü adscribimns, quae saepe etiara dativis pro ablativis, nec non etiam pro geuitivis est iisa. Virgit.ius in VIII. Advec-
tiini Aeuean classi, victosque penates — pro adveetmn classe; nisi dicamus, SiÄqviOfup-usum esse poetam. Doch wussten auch
einige Grammatiker, dass ausserhalb der Ist. u. 2t. Declin. der Locativ auf I dem Dativ gehöre, s. Charis. p. 1G9. Ser-
vius p. 1793. vgl. Häutung 1. 1. p. 190.

1) Bopp Vergleichende Gram. p. 228.

S) Bopp. Vergl. Gram. p. 229. 230. * „Die Annahme, dass den Genitiven auf i, ae Ca-'O ein abgefallenes s zum
Grunde liege, scheint mir darum unzulässig, weil in allen anderen Stelleu der Grammatik, — so zahlreich sonst die For-
men mit schliessendem s sind — djeser Buchstabe im Römischen aller Anfechtung der Zeit getrotzt hat, und überall da
sich zeigt, wo die verwandten Sprachen ihn erwarten lassen: kein terrae für terras (acc. pl.), kein lupi für lupos, kein
amae für amas etc. Von gelegentlicher Unterdrückung des s bei allen Dichtern vor einem Consonanten des folgenden
Wortes, kann hier nicht die Rede sein. Die auf Inschriften vorkommenden Genitive auf es und ae-s (provincie-s, suae-s
s. Stbuvk S. 7.) scheinen abweichende Schreibarten für eine und dieselbe, dem Gr. ?/-? für a-g entsprechende Form zu
sein, und ich möchte daher nicht den gewöhnlichen Genitiv suae — älter suai — aus suaes mit abgelegtem i erklären," —
Allein der Abfall des S lässt sich in der Latein. Decliuatiou mit absoluter Bestimmtheit nachweisen. Zuvörderst steht wirk-
lich der Plural terrae, lupi für terrae-s, lupi-s, wie die Analogie mit dem Sanskrit-Plural AS fordert (vgl. oben p. 552.
no. 1.) "u(1 die von mir nachgewiesenen Nominal, plur. der 2t. Deel, auf ES, EIS, IS (s. p. 551. ,w. 4.) bestätigen. So-
dann treffen wir den Abfall des S häufigst in dem Genit. sing, der vierten Deel. s. Non. Makceix. VIII. p. 756. sqq. Tu-
multi pro tumultus, vidi pro victus, aesti pro aestus, senati pro senatus, sumpti pro sumptus, exerciti pro exercitus,
adspecti pro adspectus, lucti pro luctus, salti pro saltus, parti pro partus, flucti pro iluctus, piscati pro piscatus, strepiti
pro strepitus, frueti pro fruetus, porti pro portus, quaesti pro quaestus, s. die von Non. angeführten Stellen der alten
Schriftsteller. Dass wir aber dergleichen nicht für einen leidigen Metaplasm erklären, zeigt das daneben stehende sena-
tuis, exercituis, partuis etc. (s. weiter unten), so wie der noch häufigere Wegfall des S in der fünften Declin., wie ich
tiefer unten nachweisen werde. Gegen Bopp's Ansicht dieser Geuitivbildung hat sich neulichst auch Pott Etymol. Forsch.
XL p. 633. ausgesprochen.

3) Sosip. Chahis. p. 7. Dicuut quidam, veteres in prima declinatione solitos nomina genitivo casu per as proferre,
item dativo per ai, veluti haec aula, huius aulas, Imic aulai; etiam nunc deinde perseverasse paterfamilias. Vgl. Vabko
ä. L. Ii. VII, 38. Priscian. VI. p- 679. Primae declinationis femininonun gemtivum etiam in as more Graecorum sole-
bant antiquissimi termiuare, imde adbnc pater famiüas et mater familias pro familiae solemus dicere, et frequens hoc ha-
bet usus. Livius in Odys. Atque escas habemus mentionem; escas pro escae. Ibidem: Nam diva monetas filiam doeuit;
monetas pro monetae. In eodem: Mercurius, cumque eo filius Latonas. Nakvius in carm. belli Pimici primo: Titani - -
filii terras pro terrae. In eodem: Ei venit in meutern hominum fortunas pro fortuna. Ennius in VII. Annal. Dux ipse
vias pro viae. Cicero in/IV. Verrin. Liberos, matresfamilias, bona fortunasque omnes. — Was nun die Inschriften
betrifft, so mag man immerhin ein AETEHNES Grut. p. ÜXXVII, 5. PROVINCIES Gr. p. DXXVI, 6. VICTORIES Gr. P-
CCCXV, 1. und anderes dergleichen (s, Grut, Ind. Gram. p. LXXXVII.) für Barbarismen oder Griicismeu ansehen, ob
 
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