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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0618

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564

System der Hieroglypkik

die sich in den Genitiven alius, eius, cuius, Indus, ipsius, illius etc. als Regel behauptet hat. Die

non taulum alius dixerunt, sed eliam alis, siciit et Sallustius: alis alibi stantes etc. Priscian. p. 958. Alis quoque an-
tiquissimi pro alius protulerunt. ejus geuitivus rarus est in iish). — Allein unbeschadet des oben von ais und ois Gesagten
erhalten wir bei alius einen beträchtlich abweichenden Bildungsgang, so bald wir, wie ich mit Härtung und Schmidt glaube,
dieses Wort als einen unmittelbaren Ausfluss aus dem Pronomen Is zu betrachten haben. Untersuchen wir daher dieses
fundamental-wichtige Pronomen genauer und bemühen uns zuvörderst das wurzelhafte I in den mit E anlautenden Casus
zum Vorschein zu bringen. Dieses I tritt deutlich hervor in dem Nominativ Is, in dem alterüiümlich geschriebenen Dativ
eiei=ii—ei (s. oben p. 556.), in dem alten Accusat. Im—Eum (Sosir. Chams, p. 107. 108.), in dem Nominat. pl. Iei (s.
p. 556.), vgl. eisdern p. 552., womit völlig überein kommt das eeis des SC. de Bäcch. und endlich in dem alten Dativ und
Abtat, pl. lbus=iis, alterlhümlich geschrieben eieis z. Ii. SC. bei Grutkr p. CCCCXCIX, 12. (Nön. Marcei.l. VIII. p.
757. Ilms pro iis minus Latinum putat consuetudo, cum veterum aucforitate plurimum valeat, es folgen die Beweisstellen).
Das Verbältuiss des I zu E ist hier ganz dasselbe wie in dem Vernum Sanskr. emi—aimi, altgriech. c/j,t=etfit., Lat. eo;
Sanskr. eslii=aislii, Criech. eq=etq, Lat. is, Sanskr. eti—aili, Gr. eoi=etat, Lat. il; Skr. imas, Gr. t/iev (vgl. das D°r- «/*«!)
Lat. imus; Skr. itlta, Gr. tre, Lat. itis; Skr. janti, Gr. tatst, Lat. eunt (vgl. Pott Etymol. Forsch. I. p. 203.), in welchem
I=E=EI=I, (daher eine alte luschr. bei Grut. p. DCG'LV, 1. EXSIAT für exeat schreibt), später jedoch durch den E-Laut
und das gunirende ai=e getrübt wird. Dem Pronomen Is stellte schon Max. Schmidt l. I. p. 7. das Sanskr. qjam (das
guiiirende ai wird vor einem Vocale aj), ijam, itlttm gegenüber (vgl. über das radicale I in dem Pronoiniüalstamme Bopp
Krit. Gram. d. Sanskr. p. 131., wo auch aus dem Veda's das altlat. im=eum nachgewiesen wird.). Noch deutlicher zeigt
sich diess wurzelhafie I in dem mit dem Latein. Ts völlig identischen Gothischeu Personalpronomen Js'oin. sing, 'is-, Gen.
'is, Dat. imma, Acc. ina, Nom. pl. eis, Gen. ize, Dat. im, Acc. ins, welches 'is uns im Vergleich mit dem Althochdeut.
ir, er, dem Altsächs. und Millelengl. he, dem Altfries., Mittelniederl. hi, dem Neunipderl. hy, dem Augelsächs. und Neu-
engl. he und dem Mittelhocbdeut. er und dem Neuhochdeut, er treffliche Analogien für den I-Laut des alten K(eJ, für den spä-
tem Umlaut des I in E und für den Wegfall des nominativen S darbietet. Dasselbe stammhafte I gewahrt man endlich
in dem Griech. Pronominalreste t (vgl. Max. Schmidt l. I. p. 12. sqq.). Das Pronomen Is ging in seiner ursprünglichen
Reinheit nach der dritten Declin., oder richtiger, es bildete den Grundlypus der Lat. Declin. überhaupt , von welchem sich
die dritte Declin. am wenigsten entfernt hat. Sein Genitiv konnte daher kaum anders als dem Gotlüschen is gleichlautend
sein. Doch erhellt aus dem Dativ, sing. eiei=i't, aus dem Nominat. p]. iei, eeis, und aus dem Dat. übus=ibus Plaut. Cure.
IV. 2, 20., dass der Genitiv und nach der oben angegebeueu Analogie der 3teu Declin. auch der Nominativ um ein I ver-
kürzt und ursprünglich iis gestaltet sein musste. Diese Annahme bestätigt einerseits das offenbare Kingehen eines I in dem
ISVFM—iisdem, Big. Leg. Born. ed. Maz. I, 3., vgl. lSDES=iisdem Gr. p. DLXXV, 3. und anderseits der alte Genitiv EI
in dein Payisc. Berod.: ABBITRATV.CN. LAKTOBI. CA. F. MAGISTREI || PAGEI. El=eius, s. Mazochi Comm. in Tab.
tieracl. p. 399. vgl. Orrixi no. 3793., indem hier EI mit dem I-Laute des alten E, wie in eeis=iis, phonetisch gleich ist
dem II, demnach mit Abwertung seines S den Genitiven alii, Uli, ipsi etc. zur Seite steht. Dieser Genitiv ei=eis=iis
wurde in der altern Zeit eiis und mit dem V^l piny. eius vgl. oben eus=eis') geschrieben, aber eiiis und selbst eius
ausgesprochen vgl. die Ausleger zu Plaut, und Terent.). Späterhin aber, als mau den I-Laut des E_aufgegeben hatte, ,so
Hess man das Wort mit dem E-Laute beginnen, auf ähnliche Weise wie man früher rei , spei einsylbig,
dann aber zweisylbig aussprach. Da nun aber bei den Laieinern das I zwischen zwei Vocalen in J umschlug
(s. p. 548.), so sprach man natürlich, wie wir es jetzt noch thun, ejus. Nach den Grammatikern schrieb man auch EIIVS
und sprach die beiden II wie zwei Consonanten, demnach gleich uuserm ejjus. Diese Aussprache mag jedoch, wie auch
Schneider Elementarl. p. 381. bemerkt, schwerlich auf Cicero's Zeit anzuwenden sein. Vielmehr scheint die Schreibart
zunächst durch das Streben veranlasst worden zu sein, das vom J unterdrückte und doch noch neben ihm tönende I kla-
rer hervortreten zu lassen. Als jedoch der E-Laut völlig obgesiegt hatte, so kam die Schreibart eiius ganz aus dem Ge-
brauche. Eben dieser E-Laut bewirkte, dass man in der sinkenden Latinität reibst AEI für ei (Orelt.i no. 39. luschr.
vom I. 193. nach Chr.) und ARIVS für eius schrieb (Orelu no. 2806., das hier vorkommende OLO für Aulo beweist
nicht etwa ein hohes Alter dieser Inschr., denn eine Münze des Vitellius (s. Zoega Num. Aey. Tmp. p. 41.) hat gleich-
falls JlAOY). — Bürgschaft für das in Qu), abgefallene S giebt uns das bekannte Ques und der Plur. Ques, Quescunque
(Priscian. p. 960.), wie denn überhaupt das Quis nur das durch OV=KU, KW bereicherte Pronomen Is ist (Max. Schmidt
i- I. p. 30.). Dass der Genitiv sing., welchen wir an und für sich Quis bilden würden, nach der Analogie von iis=eius
f if einem I zu ergänzen sei, zeigt nicht der alte Gen. pl. Quiitm entsprechend dem Eum^eorum (s. Härtung l. I. p. 145.),
sondern der auf den älteren Inschr. nicht selten vorkommende Dat. s. OVOIET=c!« (s. Inscr. Scip. bei OWhh.n6. 555. Eraym.
leg. lud. Grut. p. DVH. OVOIE10VE Freu/, heg. Ayr. Grut. p, CCIII., öfters geschrieben OVOI. EIQVE. Grut. I. I.
p. CCII, CCVI., 2. DXn.), welchen wir, da Ol vordem =V=I piny. und OV theils=CV, thei!s=OW war (vgl. PKQVSLeg.
dijr. Ga.p. CCII. CCV. PEQVNIA Gftirr.p. DVT. DVH. DVIir. al.,l.\OQVOLTOD=o«(,-iiZ<o==o«wMo,l,SC'. deBacch.-), in cuii, oder
evii umsetzen dürfen. Dieser Dativ setzt nothwendig den Genitiv cutis und, die Endung pinyuius geschrieben cuius voraus.
Allein so wie wir die Verkürzung der Stammform wahrnehmen inQvois (Cic. de Leyy. IH, 3.)= Qütf für QlObtfs (vgl /is-
Ilms, Iiis—Iiibus Sos. Charis. p. 40. Priscian. p. 961., Varro d. L. L. VII, 38. At si est i/uibuscam, uon Ums et hibus-
cum dioatur? gilt nur für seine Zeit), in OVOI (Grut. p. CCII. CCV.), OVOEIOVE (Grut. p. CCIII.) für QVOIEI und
 
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