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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0620

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5GG

System der Hieroglyphik

man dem E den I-Laut, so füllt natürlich die Tochter mit der Matter zusammen. Dass aber diesem
E der I-Laut wirklich zukommt, ist aus dem weitern Gange des alten Genitivs ersichtlich. Er
verlor nämlich sein S und ward durch diese Schmälerung zu facie und die. Diese Formation zeigt
sich aber später gewöhnlich in der Gestalt von faciei und diei. Zwar ward diess in einigen Stellen des
Plautus und Terentius schon zweisylbig gesprochen, allein ohne allen Vergleich öfter steht dasselbe
bei diesen Dichtern einsylbig J). Das EI drückte, wie wir mit Zuverlässigkeit erkannt haben,
regelmässig den Laut des I aus. Demnach muss faciei, diei wie facii, dii gelautet haben. Giebt
es nun eine schönere Bestätigung dieser Folgerung als der unten angeführte Bericht des Gellius,
aus welchem wir mit Bestimmtheit erfahren, dass die alten Römer diese Genitive gewöhnlichst
facii, dii, fand, pernicii, progenii, luxurii, acii, specii schrieben? Und können wir, ohne den Zu-
sammenhang der Sprachbijdung auf das Empfindlichste zu zerreissen, noch einen Augenblick zwei-
feln, dass das E von dies=die=diei—dii in der ältesten Zeit für diese wie ähnliche Fälle I aus-
gesprochen, späterhin aber Behufes deutlicherer und bestimmterer Aussprache in I und das diesem
gleiche EI umgeschrieben, zuletzt aber von den Etymologen, obschon mit Verkennung seines ur-
sprünglichen Lautes, wieder hervorgezogen, und dass das El, wie es früherhin in gewissen Formen
beim Sprechen fehlerhaft in ei vereinigt wurde, so jetzt fehlerhaft in ei getrennt worden sei? Die
Verkennung dieses alten I-Lautes im E, welche schon zu Varros Zeit herrschend war und welche
die jüngeren der oben für den I-Laut des E angeführten Inschriften nur noch für die alte Schreib-
art, aber nicht mehr für die alte Aussprache des E in se=si, ne—ni etc. zeugen lässt, beurkundet,
wie oberflächlich damals auch die Männer vom Fache in der Untersuchung der Sprache zu Werke
gingen. Denn während spätere Grammatiker 3) über den Genitiv der fünften Deel, auf ES
bemerkten, dass, ob wohl im Allgemeinen der Nominat. pl. sich nach dem Genitiv s. gerichtet habe,
doch hier einmal der Genitiv s. dem Nominativ pl. gefolgt sei, so begnügt sich selbst ein Varro
hinsichtlich des Ablat. s. auf I und E, des Accus, pl. auf IS und ES mit dem Abkommen, dass
man eben hieraus das Vorhandensein von mehrerlei Formen für einen und denselben Casus abzu-
nehmen habe. Allein noch viel auffallender ist es, dass auch den meisten Grammatikern der neuern
Zeit das Axiom verborgen blieb, welches unlängst Herr Giese mit eben so vollgültiger Kraft für
die Griechische als für jede andere Sprache aufstellte. „Der Grundsalz nämlicli, sagt der genannte
Gelehrte in seinem Buche über den Aeol. Dialekt, den icir im Betreff der Casusbildungen anwen-
den müssen, ist der, dass jeder Casus ursprünglich auf eine einzige Weise gebildet wurde".

Ausstossung eines Consonanten oder einer ganzen Sylbe, in die 5t. gerathen sind, so wollen wir daraus nicht folgen),
dass alle Stämme auf e durch solche Verstümmelung entsprungen seien. Wenn OUIET nach Ausstossung des T nach der
5t. declinirt werden konnte, so musste es schon vorher eine 5te d. h. Stämme auf e gegeben haben, sonst hätte aus QUIET
nur ein QUH (quies, quiis nach caedenj werden können; d. h. es hätte trotz der Ausstossung des T in der 3t. Deel, ver-
harren müssen". Allein wir bedürfen eigentlich keines die-is, sondern nur eines di-is—dies und wir finden dieses, diis
in dem dii=die, so wie das terrai=terrae uns auf ein terras=terraes führt. Bloss die Quantität des E lässt auf den
Verlust eines Stammvocales und zwar eines I, oder wahrscheinlicher eines E schliesseu. Allerdings bedingt das dem
postulh-ten Quü völlig analoge dii, facii ein Verharren in der 3t. Declin. Daraus aber so wie aus der durchgreifenden
Bildung der Wörter auf es in e—i folgt nur die verhältnissmässig sehr späte Ausscheidung und Feststellung der 5t. Declin.

1) Schneide!» Formenlehre p. 30'0. fgg. Sprach man doch vor Alters selbst reice, reicit=reiicit etc. Schn. Ele-
mentarl. p. 288. „Bei Vergleichung der Stelle Gem.. N. A. 4, 17. u. der'von Dukeu ad Fi.on. I, 10. 5. Com*, de us. orth.
p. 88. sq. angeführten Beispiele wird so gar wahrscheinlich, dass jene Formen nicht; bloss dichterische Freiheiten, sondern
vielmehr die gewöhnliche Schrift und Aussprache waren". Die E/iisi/naloephe im Sinne von Ramsii. p. 1065. hebt sich selbst BOf.

g) Sosir. Ohaiiis. p. 5g. ygj. ^, 81. Diomed. p. 381.
 
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