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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0621

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von Champollion.

567

Wenn man nun auch nicht fragte, wie sich die Genitivformen dies und die zu dem terrai, terrae*,
ierras, mis, populi Qwpuloi); cicis, senaluis verhielten, so hätte man doch zu dieser Frage angeregt
werden müssen, wenn man dem dies und die ein dü und diei zur Seite stehen sah. — Eine neue
Bestätigung des dein alten E zukommenden I-Lautes erhalten wir in der Verbindung die quinti
und quinte. Gellius nämlich berichtet l. 1., dass auch der Dativ bei den Alten nicht faciei nach
der Art der lungeren, sondern facie gelautet habe, welches jedoch andere (solche, die wie August
ihre Orthographie nach der Aussprache richteten) facti schrieben. Noch Schneider hielt die quinti
für den Genitiv. Erst Härtung, so viel ich weiss, erkannte in dieser Verbindung unbeschadet des
E-Lautes den Locativ Allein da der Locativ zu deutlich das I zum Charakter hat, so dass
selbst Jüngere anfingen, das vermeintliche E des Ablativs in das locale I des Dativs umzuändern *)
und da das Quinte mit dem E-Laute zu störend in die Declin. eingreift, so erhalten wir wohl
dadurch die Weisung, das die quinte, gleich wie das E in ploirume, für die älteste Zeit mit dem
I-Laute aufzufassen und in dem dü quinti nur den phonetischen Commentar, so wie in dem spätem
die quarlo (s. p. 554. no. 4.) ein Zeugniss von einreissender Sprachunkunde zu erblicken. Der
I-Laut des Locativs wurde übrigens in die, dü, diu 3), nocle, nocti, noclu bald lichter, bald dunkler
geschrieben. Den Genitiven die, facie, specie entsprechen vollkommen die Genitive CORPORE
und 31 AHE *), die, wenn auch auf jüngeren Inschriften vorkommend, doch für Ueberreste alter-
thümlicher Schreibart anzusehen sind. Wenn nun einerseits die Analogie der dritten Declin. für
das E derselben gebieterisch den I-Laut fordert 5), so giebt anderseits dafür die Schreibart der

1) Härtung Ueb. d. Cas. p. 206. vgl. Non. Marckm,. p. 570. Pruximi, id est proximo. Cato contra Furinm die
proximi hoc dicit, sed ea declinatione a veteribus et crastini et pristini, praeprislini dictum. Hierher zieht Härtung auch
das Facilumed des SC. de Bacch. und das alternei des Carm. fr. Arval. — Sicher gehört in diese Kategorie auch No-
Vissime (.vgl. Charis. p. 186.) und dergl.

2) Sosii». Charis. p. 169. Est ergo in loco per geuitivum, cum ex primo et secimdo ordine veuiuut, ut Romae
sum, Beriti sum, doini sum secundum veteres, qui ita decliuaverunt: liaec domus, hniua dorn]. Cum vero tertii ordinis
sunt, ablatiyq casu utimur, ut Carthagine, Sidone, quanquam recentiores Carthagini et Sidoni mm per dativum mluenmt;
eteiiim dieimus ruri sum. Auf die Schreibart dieser recentiores beziehe ich die Bemerkung von Servius (s. oben p. 560.)
dass Carthagini als Regel und Carthagine, Aarbone als Ausnahme gegolten habe. Denn da sich, wie Skrvius eingesteht,
Cicero und Virgil der letztern Schreibart bedienten, so spricht die höchste Wahrscheinlichkeit dafür, dass nicht erst
beide Männer durch die Verlegung des Locativs vom Dativ auf den Ablativ oder von der 1-Form auf die E-Forni sich
einen Absprung von der ursprüngliclien und reinen Laliuität erlaubten, sondern dass sie damit eine uralte, wenn auch
zuletzt missverstandene Schreibart anwendeten. Daher steht gewiss mit Hecht Carthagine schon bei Plaut. Toen. Prot.
66. V, 2, 26. 28. 35. 141., ob wohl daselbst V, 2, 78. 96. auch Carthagini, wie Acheronte'st Poen. I, 3, 32.; Achertmti
sum Merc. III, 4, 21. al. Die Vertauschung des alten Carthagine mit Carthagini stellt denselben Uebergang von der ety-
mologischen zu der phonetischen Schreibart dar, wie die Umsetzung des alten narebos in navibus und der Dative lunone,
Härte, die in Innoni, Marti, dü, diei. Jfaf fehlte viel, dass dieser glücklichere Tact der Mehrzahl zu eigen gewesen wäre.
Denn ohne Zweifel gab es auch unter den Späteren viele, welche Carthagine, Lacedaenume fortbrauchten, aber natürlich
mit dem E-Laute aussprachen.

3) Son. Marcuix. p. 539. Diu pro die, unde et interdiu dicitur etc. (Nämlich Inter vor Alters mit dem Ablativ oder
Locativ s. Max. Schmidt de Pron. Gr. et Lat. p. 79.) Vgl. Fest. sub. v. Dium und den Zusammenhang von dies, dius,
divus, deus, (dü, di) s. Härtung Ueb. d. Cas. p. 139. ,

4) Gruter p. DC, 12. BASSVS. NEROMs CAESARIS CORPORE || CVSTDS. ibid. V- *3- HILARVS NERONIS CAE-
SARIS CORPORE.CVSTOS., vgl. Orkixi no. 174. 175. CORPORE könnte hier auch Abkürzung von Corpores=facies,
dies sein. Allein da corpore custos als Titel gleichsam wie ein einziges Wort ausgesprochen werden mochte, so hat die
Abwerfung des S mehr für sich. Obelli no. 45S3. qvi IN SENV ||"maRE (=in sinu maris) PER1ERVNT.

5) Eine treffliche Analogie für das der Latein. Declin. überhaupt und der dritten Declin. insbesondere zum Grunde
liegende I, für das S als Endung des Genitiv s. und für den Lautumgang des IS in ES giebt uns die Uebersicht des
Nominal, und Geait. s. der stammverwandten altdeutschen Declin:
 
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