Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0626

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
572

System der Hieroglyphik

naturgemässe Stellung in dem Kreise der Sprachbildung anweisen. Aber auch dem IM mochte das
EM als ältere Schreibart vorangehen, welcher sich die erstere als deren phonetische Verdeutlichung
anschloss. Ich folgere diess im Allgemeinen aus der bisher betrachteten alterthümlichen Schreibart
und namentlich des HEC=/u'c, 31EHE—TIBE=«6i, SlBE=-.sibi, QYOE=qvoi=cui, EIS—
EEIS=EI=IEI=h*=4 OL()ES=ofois, DVOMVIRES=duumviris=duumviri, VITVRIES = Vilu-
rüs==yüurä, VhQlB>VME=plurimi, POPLOE PILV3INOE —poploi püumivoi=pÖpüli pilumni,
AWlLES=aedilis} CANE8c=eanti, CORV01lE=coi-poriCO, MARE=±mariCsJ, MARTE=Marti,
IVNONE=/m«oiii, MARE=mari, NAVALED=navalid, NAVEBOS=navibus, CL ASES=classis,
BlE=dü, FAClE==facii, DIE OVINTE=dn quinti, CEV ET=cepil, FVET=fuil, OPTENVI-
obünui, CO3IPR03IESISE=coHj/3>'o»Hsme, SE=«', Q\ASE=qnasi, POEN1CIO (col. rostr.),
POINICIO, AES (col. rost.), AIRE, COLONEIS=cofomz«, VAVERIV S=Papirius, APOLENEI-
Apollini etc. etc.; und im Besondern aus der Schreibart der alten Accusative des Pronomen ls.
Da, wie wir gesehen, in dem is ein I eingegangen, so muss der regelmässige Accus, sing, sich iim
gestaltet haben. Dieser vollkommene Accusativ ist uns in dem eum erhalten, wenn wir dasselbe
mit dem I-Laute des E und dem V—I ping. Ulm aussprechen, wie wir denn oben auch annehmen
mussten, dass eins für die ältere Zeit eius—iils ausgesprochen wurde. Als Verkürzung des alten
Um zeigte sich uns oben im, welches wir jedoch auch em geschrieben finden 1). Da nun die Bild-
ung dieses Accusatives ohne Zweifel einer sehr alten Zeit angehört, in welcher der phonetische
Abfall des I in den E-Laut noch nicht erfolgt war, indem eben damals statt des I häufigst noch das
E 1 geschrieben ward, so ist auch das em mit dem nacebos und die, die quirlte, das noch von Lucret.
III, 876. gebrauchte im hingegen mit dem jüngern dii, dii quinti, facti etc. in eine Linie zu stellen.

Blicken wir nun nach diesen Ergebnissen auf die von der col. rostr. dargebotenen Accus, pl.
der dritten Declin. CLASES NAVALES, CLASEIS POEJVICAS, COPIAS CARTACIN1ENSIS,
NÄVI«, NAVE1S, CARTACINIemlS zurück, so können wir zuvörderst nicht bezweifeln, dass zu
Duilius Zeit in diesen Formen das I und das ihm phonetisch gleiche EI den Grundton gebildet
habe. Wohin aber ist das CLASES NAVALES zu setzen? Sollen wir es für einen phonetischen
Abfall zu dem späterhin üblichen classes navales mit dem E-Laute oder für einen alterthümlichen
Gleichlauter des damals herrschenden CLASEIS NAVALElS=classis navalis ansehen ? Ich glaube,
dass wir uns unbedingt für das Letztere zu entscheiden haben, so bald wir uns der übrigen mit
Sicherheit zu lesenden und hier zunächst in Betracht kommenden Schreibart dieser Inschrift, also
des CEPET Em}VE=cepü inque NAVEBOS, ORNAVET, wiederum NAVEBOS oder
NAVEBOVS, NAVALED 3) PRAEDAD erinnern. Hier waltet offenbar das alterthümliche E mit
I-Laute dergestalt, dass diejenigen, welche sich mit der Ergänzung der auf der col. rostr. enthal-
tenen Inschrift beschäftigt haben, für die analogen Fälle das E als den Charakter der damals regel-
mässigen Schreibart ansahen. Vergleicht man nun hiermit das HONC OINOwi PLOIRV3IE COSEN-

1) Fest. Em pro eum ab eo, qnod est is. jEws»i=eundeiii. Gell. Noct. Att. XX, 1. Oui etn vinctum liabebü.

2) Pott Etymol. Forsch. 11. p. 136. „Ev sclieiiit unurspriinglicher als iv, Deutsch in, Latein, in «ud das Sanskrit
Locaüvsuffix _ in in Pronominen und abgestumpft — i in Substantiven". E bildet im Griecli. und Latein., wenigstens
für die durch Inschriften belegbare Zeit, das graphisch Frühere (vgl. ENDO—in bei Gell. Noct. Att. XX, 1. 44. qui endo
ein iure vindicit, endo dies dato., Sosie. Chams, p. 849. endo simm do=domum., Fest. Endo ;^or«to=implorato, endo-
procinctu—ia procinctu, Mitfo!«wwi=initiiini, Cic. de heyij. II, 8. endo coelo Lucret. pas.), während I das phonetisch Frühere war.

3) Sos. Char. p. in. sprach mit Hinblick auf Varro: Navali per I ablativo, uon etiam per E proferri debet.
 
Annotationen