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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0638

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5SJ-

Systcm der ilicroglyphik

seinen >)• Diesen Zusammenhäng läugnet aber Liviüs s) und schreibt Penninus, wo es nun frei-
lich dahingestellt bleibt, wie weit das E aus dem Bereiche des alten E ]>ing. heraus trat 3). Da

1) Plix. Ilist. Nat. III, 21. Dein Salassorum Augusta Praetoria juxta geminas Alpinm fores, Graias atque Poeninas.
His Vöenos, Graiis Hercnlein transisse memoiaut.

S) Liv. XXI, 38. Ableitung von einer dort verehrten Gottheit Penninus.

3) Es entsteht die Frage, ob hierher auch eine beträchtliche Anzahl anderer Wörter zu rechnen ist, die wie Fedus=z
hedus bei Fest., foedus—hoediis bei Vel. Long. p. 2230., fetus=foetus, fenum=foenüm, fenus—foenus, feuerator=foene-
rator, fecundns=foecundus , femina=foemina , cena=coena u. a. zugleich mit E und OE geschrieben werden. Allein
dieselben Wörter (fecundus ausgenommen) finden wir bekanntlich auch mit AH geschrieben und aus Varro (/. L. L. IV,
19. Hircus quod Sabinis Arcus et quod illeic fedus, in Latio rare hedus, quod in urbe, ut in multeis, A addito, haedus
verglichen mit VI, 5. (s. oben p. 550.) scheint offenbar zu folgen, dass diese letztere Schreibart zu Varros Zeit für die
urbane galt. Hierzu kommt, dass wirklich die Inschriften der nächsten oder doch noch nicht allzu fern stehenden Zeit
sich dieser Schreibart bedienen. So Decr. Genuat. FAEMSCEI (nach Gaur.), FAEN1SISCE Cnach Ob.), Gbut. p. CXXXVI1I,
7)1. hin. Ob. II. p. 331. FAENISICIVM, Gbut. p. DC'CCCXC, 3. C'X. POMPEIYS. POMPEIAE. CN || MAGNI. F. LIß. ISO-
CHRYSVS || SIBI. ET. POMPEIAE. MAXVMAE - SVAE || FAEMINAE - Grit. p. CLXXV, 9. Ob. wo. 3.5. FAENARIOB —-
vgl. Orelh no. 4187. FAENARI. Da nun nichts desto weniger die Texte der älteren Schrifsteller, wie z. B. Plaut.
AmpUt. I. 1, 127.154. 3, 11. AHL II. 4, 23. 5. 52. III. 3, 77. Cure. IV. 2, 22. Epid. I. 1, 51. MoHei. III. 1, 34. sqq. Mei e.
I, 45. Poeml. jirul. 31. etc. CatO d. R. R. prooem. c. S. 10. 27. 35. 53. 54. 134. Lucret. 1,194. 210. 254. II, 358. 367.
III, 7. IV, 817. 1203. etc., die oben benannten Wörter mit OE geben, so entsteht der Verdacht, dass wir in diesem OE
nicht die ursprüngliche Orthographie jener Schriftsteller, sondern die der späteren Abschreiber Ihrer Codices zu sehen
haben. Dieser Verdacht wird dadurch verstärkt, dass die ittscr. von Varro d. R. R. ed. Schneider I, 49. Föenisiciae
(I, 56. steht jedoch faenisicitte'j und II, 1, 8. 2, %. 8. hoedus schreiben, ob schon Varro bei dem letztern Worte ausdrück-
lich die vom OE wesentlich verschiedene Schreibart AE als die urbane und demnach wohl auch als die seinige bezeichnet
hatte. Bei alle dem dürfen wir aus Varros Bemerkungen keinen allgemein gültigen Schlnss zu Gunsten des AE ableiten,
indem aus Gell. Nuct. Att. XVI, 12, 7. Foenerator enim, sicuti M. Varro in l. III. de Sermone Latino scripsit, a
fqenore est nominatus; foenus autem dictum ait a foetu et quasi a foetura quadam pecuniae pärientls atque increscentis.
Et ideirco et M. Catonem et ceteros aetatis ejus foeneratorem, sine A literu, pronuntiasne tradit, sicuti foetus ipse et
foecunditas appellata und Non. Marcell. p. 513.: Varro 1. III. de Lat. Serin. Fenus autem dictum a fetu et quasi fetura
quadam pecuniae. Nani et Catonem et caeteros antfquioros sine 0 litera fenus pronunliasse eontendit, ut fetus et fecun-
ditas — hervorgeht, dass bei foetus, foenus, foenerator von Varro, Calo und anderen ihrer gelehrten Zeitgenossen die
Schreibart mit AE verworfen und nur die mit OE oder E als die richtige anerkannt wurde. Und in der That halte ich auch
aus anderweilen Gründen die Schreibart mit OE und E für diejenige, welche in den fraglichen Wörtern bis auf haedus
an Urspriinglichkeit der mit AE voran ging. Untersucht man nämlich die Masse der Latein. Inschriften, so ergiebt sich
mit Bestimmtheit, dass die spätere oder nachchristliche Zeit äusserst geneigt war, das E gegen AE zu vertauschen. Daher
die verkehrte Orthographie von AEIVS, AEOIWM Gbut. p. DCXVIII, 10. DCCLXX1I, 7. DCCCL1V, 8.; AEAM Ob. no.
4429. 4571., wo auch DAEDERVNT; von PHAECIBVS Gr. p. XVII, 7.; AEVOCATVS, TAEODORA Gh. p. DL1X, 5.;
DIA ES Gr, p. DCCLXXII, 6. 7.; DIAEBVS Ob. no. 2742.; EXTAEKVM Gb. p. DCCLXXVI, 2.; BENAE. MERENTI Gr.
p. DCCCCXLIV, .5. j AEPVLAS Gr. no. 2548.; QVAE für que Gr. p. III, 9. Ob. no. 1749. 3765. 4529.; ÜAEAE CAELESS-
T1S Ob. no. 1942.; PRO SALVTAE Gr. p. IV, 2., IN PACAE Ob. no. 4458. und so vieles Andere (vgl. Grut. Ind.
Gram. p. LXXXIV. AE pro E simplici). Umgekehrt brauchte mau aber auch nicht minder häufig E für das ältere AE
wie CEC1LIVS Gb. p. DXXXIV, 3. DXLVII, 3.; ESCH1MS Ob. no. 2902.; QVE für quae Gb. p. DCCLXXX.; HEC für
haec Ob. no. 4762.; LETETVR Gb. p. DCCCXCVI, 5. Ob. no. 4858.; QVESTORI Gb. p. MXXVI, 2; PHETOR Ob. no.
123. 973.; PTOLOMEO Gr. p. MCIX, 7.; POENE NOMINE Gb. p. DCCCX, 10.; CONDICIONIS OMASE—humanae Ob. no.
4360.; D. M. CLOÜlE ACHILLEE S1VE CYRILLE Gb. p. DCCLXXII, 7.; PATRl PATR1E Gb. p. MLXXVI1I, 8. etc. etc.
vgl. Gbut. Ind. Gram. p. LXXXVII. E pro AE., woraus erhellt, dass mau damals das E gemeiulichst wie Ä auszuspre-
chen pflegte, ein Umstand, welcher sich leicht dadurch erklärt, dass der in dem E liegende alte I-Laut in der classischen
Zeit meisteulheils dem reinen I und E weichen musste, welches letztere sich in der Ausartung der Folgezeit wieder
verdickte, jedoch nicht in den ursprünglichen I-Laut, sondern in den von ihm abgewendeten Ä-Laut. Demgemäss sieht
man auf den späteren Inschriften das OE mit gänzlicher Verkeunung seines alten dicken I-Lautes in AE und seltner in E
Übergehen, so dass man statt Moesia, dessen phonetische Schreibart My/sia war, nun auch MAESIA Gr. p. DXXVII, 7.
Ob. no. 1178. 2803., statt Pltoebus auch PHAEBVS Gr. p. MLXXVII (bis), Ob. no. 2828., statt Coelius CAELIVS Gr. p.
DU, DCIX, i. Ob. no. 1559., statt coepta CAEPTA Gr. p. CCXXXII., IIVNC EDIl'ICIVM CEPTVM Gr. p. MLIII, lt.,
statt poenitet, poenitentia (itoivq, poenu, poenio,. punio) PAENITEX Gr. p. DIL, PAEMTENTIA Gr. p. MXLIX, 2., statt
cömoedia auch comedia (s. Beda de Orthoijr. p. 2233. geschrieben findet. (Das Grieth. Ol, dessen I-Laut durch das
 
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