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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0646

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592 S v s t e m der II i e r o g I y p h i k

halb, weil die Etymologen die ältere »Schreibart gern da in Schutz nahmen, wo sie mit den verfeiner-
ten Lautgesetzen der classischen Sprache in Einklang gebracht werden konnte. — Diese Anknüpf-
ung eines mehrfachen I-Lautes an das an und für sich von dem I wesentlich verschiedene E
konnte nur demjenigen unnatürlich vorkommen, welcher nicht bedenkt, dass einerseits die Ueber-
tragung von mehren Vocalen auf ein einziges Schriftzeichen im Alterthume etwas sehr gewöhnliches
war. und dass anderseits das E selbst noch in dem heutigen Englischen ausser dem E-Laute in
hen, let, wrelched, comilled, den des I wie in he, she, ine, htire, Iheme, Peter, den des I wie in
England, prellt/, ja auch den zwischen E und I mitten inne schwebenden Laut wie in yes besitzt v).

Das so beschaffene E ping. der Lateiner war, wie schon bemerkt, zu Varros Zeit schon
grossentheils aus der feinern Sprache gewichen. Es erhellt diess aus den Inschriften jener Zeit,
aus dem Umstände, dass in grammatischen Formen, wie z. B. in dem Nominat. und Accusativ pl.
der dritten Declin. das früherbin gewohnliche I, welches sich jedoch laut den ältesten Inschriften
erst aus einem E ping. nieder geschlagen hatte, schon häufigst in ein reines E verwandelt worden
war. Daher erklärt sich wieder, dass dieses eigentümliche E sich so sehr dem Gesichtskreise
der späteren Latein. Grammatiker entzogen hat. Wohl möglich, dass das E ping. ursprünglich aus
reinen I- und U-Lauten hervor gegangen, während der langen Kindheit der Lateinischen Spräche
jene Trübung angenommen hatte. Dass es jedoch im Mitten der phonetischen Trübung seinen
Grundton bewahrt hatte, zeigt besonders die in viel späterer Zeit erfolgte Umschreibung des E
ping. in das I, welche in der That eine Sicherstellung des alten etymologischen Grimdlautes bil-
dete, allein bei der den Römern mangelnden Einsicht in die ihrer Sprache zum Grunde liegende
Wurzelhaftigkeit ohne den in dem E fortgeklungenen I-Laut ganz unerklärlich sein würde. Wie
kam es nun, dass trotz dem nicht nur das E ping., sondern auch häufigst das für dasselbe einge-
tretene I gegen das goldne Zeitalter der Römischen Literatur einem reinen E-Laute weichen
musste? Auf ganz naturgemässe Weise. Das E ping. in seinen verschiedenen Schattirungen
griff als Mischlaut fortwährend in das Gebiet zweier Vocale ein und musste desshalb stets von grös-
serer Breite und Fülle sein als die, seine Bestandteile ausmachenden einfachen Vocale. Eine
Sprache, in welcher solche Mischlaute häufig auftreten, muss die Rede nothwendig breit und schlep-
pend machen. Auf der niedrigen Kulturstufe eines Volkes ist diese Hemmung des Redeflusses nicht
Störendj denn die Armuth der Begriffe, die Langsamkeit in deren Gebrauche gestattete der Rede
vollkommen Zeit, auch die gehäufte Aufeinanderfolge gedehnter und voller Laute ruhig zu entwi-
ckeln. Ia es ist die Eigentümlichkeit der jugendlichen, von innerer Kraft strotzenden Sprachbildung,
die Laute lieber zu stark als zu schwach zu fassen. Sie gleicht dem Anfänger in der Erlernung

Xttßo) libo, IJeiqtOooq Pirithous (Hyg. Ovid.), leijifict limma (MacBOB.) j nhtarovixtjq Plistonices (Plin. Gf!ll.), Xeiyivov
liiiiwn (Pli.w), ).et/u»via Umonia (Plin.), <I>udiaq Phidias: (Cic), Medavioiv Milanion (Ovid. Phop.), XeiQiq Uvis (Cio. Ho«.
Pijs.), AnycivovTT^ ArgipliOrites (Macror.), emv.tiStiov epicedion (Sylv. Stat.), HoöuXeiQioq Podalh-itis (Hyg. Ovid.), voao-
xofimov nosocomium (cod. Iust.), tiuovqoq mr/oq miurus versus (Ter. MAur.J, (ptidiria phiditia (Cic), ibetöinndq Phidippus „
(Hyo.), 'Peidmmdijq Phidippides (Nei\), Iyiyeveia. Iphigenia (Cic. Hyg. Ovid.), eiqweta ironia (Cic. Quintil.), ayyaqua
an'garia (Gell. Veget.), nolirua politia (Cic), tiinuqixTj, efineiQixoq empirice, empiricus (Cic. Piß'.}, y.qeca chria (Senec.
Quint.), haoSaficta Laodamia (Catul. Hyg. Ovid.), fiayeta magia (Apul.), Etqm Iria (Pli.n.), Iq,ifiedtia Jphimedia (Serv.
ad Am.'), neni^iQeia peripheria (Wart. Cap.), Jak« polia (Uli-.), Aqyua Argia (Hyg. Stat.), nqotptirua prophetia (Ter-
tul.). — Viel seltner wurde das Griech. El beibehalten wie von Varro d. R. R. I. 7, 7. ed. Schneider, in Epeiro, Phis.
Hist. Nett. VI, 34. Stettin deirae=ot£vai ätiqcu. In Aeoleis Boeotii bei Varro d. R. R. HI. J, G. ed. Schx. erscheint
der all« Nominat. pl. (ibid. HI. 13, 6". geben die Msci: Aeoles Boeolü und Aeolis BoeotO, eben so Alabandeis~A).a(iavdeiq
Cic. ad Divers. XIII, 59. Vgl. oben i>. 553. no. 7.

1) A'gl. auch das Polnische gepresste e, welches bald =e, bald =PoIn. y, bald = Polu. i:s. Baxdtke Polnische
Gram. 3t. Aull, p- S.
 
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