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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0654

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600 System der Hieroglyphik

STIPENDIAKIEI in der lex. agr. Grut. p. CCV), wie denn überhaupt das Verfahren, ein II in I
zusammen zu ziehen, um es alsbald in ein EI zu erweitern, einem eben nicht sehr geistreichen Ver-
stecken-Spielen gliche. Nächstdem ist die Contraction der Dat. und Ablat. pl. der 2t. Declin. auf
den älteren Inschriften sehr selten und namentlich schreibt die Tab. Heracl. nur VIEIS (II, 50.
CbisJ, III, 56. IV, 69.), C031ITIEIS (IX, 58.), 31VNICIPIEIS (V, 9. XI, 68. 83.) und stellt
dem EIS (II, 27. III, 65. IV, 71. 74. 75. IV, 4, b. 8, b. VI, 25. VIII, 40. XI, 68. XII, 87.
89.) und EISDEM (IV, 1, b.) ein IEIS (III, 56. IV, 70.(>s> 76. XI, 74. 80. 81.), IIS (I,
10.) und 1ISDEM (I. 5.) gegenüber, so wie das Plebisc. de Therm, neben AEDIFICEIS nur
AEDIFIC1E1S, PORTOIilEIS (bis) und neben dem einmal vorkommenden EISDEM neun Mal
IEIS braucht, vgl. daselbst EI (semelj und IEI QpuderJ. Dagegen kann man aber wieder ein-
wenden, dass man ein seit längerer Zeit aus II nieder geschlagenes I, ohne weiter an seinen Ur-
sprung zu denken, wie jedes andere I in EI umschreiben mochte, dass dem EISDEM auf der
Tab. Herac. auch ein ISDE31 zur Seite steht, dass wie dieses Ausnahme ist, so auch COLO-
TSElS=colonis—coloniis Ausnahme sein könne, dass die Contraction des dativischen IIS auf den
älteren Inschriften nicht ohne Beispiel ist (vgl. das VIS STER.NUNDIS einer von Marini auf das
I. 624. u. c, von Borghese und Orelli auf das I. 662. u. c. bezogenen, aber schwerlich in dieser
Zeit abgefassten Inschrift) und dass endlich die Dativ-Formen EEIS, IEIS, EIEIS, IIS, EIS, IS
beim Sprechen höchst wahrscheinlich in einen einzigen, mehr oder minder getrübten I-Laut zer-
flossen. Hierher darf jedoch SPOLEIS nicht gezogen werden. Denn hätte das ceriotanh. Pisan.
den Ablativ contrahiren wollen, so würde, da der Gebrauch des EI für I in dieser langen Inschrift
bis auf DEVICTEIS verschwunden ist, die Contraction nicht in EI, sondern gleichwie in LVCl,
ALI. OBlT, in I erfolgt sein. Dazu kommt, dass die Wörter auf ium die wahrscheinlich veraltete
und desshalb von den späteren Lateinern gemissbilligte Form auf eam neben sich hatten J), eine
Form, welche durch den Gebrauch unsrer classischen, kurz nach dem Tode des Caius Casar ver-
fertigten Inseln-, einen neuen Halt empfängt. Für die Legalität des E in DE ANA spricht erstlich,
dass es zu oft in diesem Namen vorkommt, um für einen blossen Schreibfehler gehalten zu werden,
zweitens, dass die Schreibart mit I zu häulig an den öH'entlichen Monumenten hervor trat, als dass
lemand aus Unkunde derselben sich des durch eine verdorbene Aussprache erzeugten E hätte bedie-
nen können und drittens, dass die Ableitung des DEANA von dea lana 2) und der schon bemerkte
phonetische Zusammenhang des alten deus und dius zu deutlich das DEANA als die ältere und
das DIANA als die jüngere, phonetisch verdeutlichende Schreibart darstellt. Wie behutsam man
überhaupt bei der Verwerfung des E als etymologischer Schreibart zu verfahren habe, ersieht mau
aus dem speca, vea (andere Leseart velui) und vella, welches die Landleute zu Varros Zeit für
spica, via und villa entweder mit einem vollen, oder mit einem zwischen E und I, jedoch zum Vor-
theil des E schwankenden Laute sprachen 3). Aus Varros Beisatze ul ueeepenad utdhpi'dua,

1) Sosip. Chahis. l>- 54. Pallium., scriiumn, dolium, nlliiim, soüum. Sic cuim dici debent, non ut »Iii dicerli
dicunt, alleum per E et doleuill et palleum. Die Mißbilligung der Grammatiker ward aber häutigst nur durch das Ver-
alietsein eiuer Form erregt.

2) Vabiio d. R. R. I, 37, S. Nigid. in Macrob. Saturn. I, 9. vgl. Voss. d. Art. Gram. II, 13-

3) Varho d. R. R. I, 48, 2. Spica mitem, quam rustici, ut acceperuut antiquilus, vocant specam, a spe videliir
nominata. Ibid. I, 2, 14. Viiiicus agri colendi causa constitulus, alque appellatus a Villa, quod ab eo in eam couveluiutur
fruetus et evelumtur, cum veueunt. a quo rustici eliamnuuc quoque viain viutm appellaiit propter vecluras, et vellam uou
Villau», quo velumt, et imde veluiut. Item dieuutur, qui vectaris vivunt, velUiLurum lauere.
 
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