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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0655

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von Champollion.

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cüamnunc appellant und aus seiner Ableitung des speca von spes, des vca oder veha von vehi
erhellt zur Genüge, dass er speca, vea föeha) für die ursprüngliche Schreibart hielt, aus welcher
sich die mit I in spica, via entwickelt habe. — Enthalten aber dieses E für I solche Inschriften,
welche deutliche Merkmale des Sprachverfalles an sich tragen, wie z. B. die Inschr., auf welcher
wir FESCV lasen, ein E in BENEMERETVS und diejenige, welche MENVS schrieb, in dem
Genitive RECEMEDES (Consul jm L 375 nach Chv^ oder wie eine im j 334. aaeji Chr.

abgefasste Inschr. bei Orelli no. 1120. ADMEJYESTRATIONIS neben SVB DIAE=tfe, und
eine christliche bei Orelli no. 4858, in DOMENO(bis), GEMEiVO, neben LETATVIl und REC-
TVR so werden wir dasselbe so lange für einen Sprachfehler ansehen, bis es nicht eine gültige
Ahnenprobe überstanden hat. In diese Classe verweise ich den grössten Tlieil der Falle, welche
Gruters Thesaurus in dem Index eovum, quae ad rem grammalicam pertinenl unter der Ueber-
schrift: E pro I gesammelt hat. Zum Wenigsten als verdächtig hat man das bemerkte E auf den
Provinzial-Inschriften, wie z. B. in dem auf den Trierischen Inschriften öfters vorkommenden
TETVLVM FECIT, POSVIT *) zu betrachten. Dass man endlich das E ping. nicht aus Inschr.
erweisen dürfe, welche an und für sich dem Verdachte der Unächtheit unterliegen 3), oder in wel-
chen das Vorhandensein des fraglichen E 4) oder auch dessen Erklärung 5) nicht über allen Zwei-
fel erhaben ist, versteht sich von selbst.

Die specifisch grössere Leichtigkeit des E vor dem I erklärt es hinlänglich, warum die
Genossen einer und derselben Sprache wohl E aus I, nicht aber umgekehrt I aus E entarten lassen.
Die vorausgegangenen Untersuchungen werden, wie ich glaube, hinlänglich vorgebeugt haben, dass
man für eine vermeintliche Entartung des E in das I nicht Fälle anführe wie gcno (Varro, Lucret.)
yigno} neglegere, neglcgenlia, inlellegere (Plaut., Terent.) negligere; cuppcdo (Lucret.) cupido j canes
(Enn. Lucil.) canis, lorques (Naev., Lucil.) torquis «), etc., indem hier eben das I zugleich die phone-
tische Lichtung und Verdeutlichung des alten E ping. darstellt, wesshalb wir denn auch dein geno,
' gigno ein ymvoßai (javai), ytyvoficci (vgl. für den dem alten Stamme inwohnenden I-Laut7) noch yvvr\,

1) Sehr zur Unzeit würde man indess dieses DOMEXVS zurückführen auf dubenus apud autiquos dicebatur, qui
nunc dominus. Fkst. p. 2SI.

2) Grutkr p. MLXI, 6. Orelli no. 4594.

3) Wie z. B. das DIANAE SOSPITE in no. 1459. bei Orelli.

4) So ARDENTE bei Grut. p. MCXLVIII, 17. wo Licet, de lucern. ARDEXTEM, der Genitiv CVRATORES bei
Grut. p. DCXXIV, 7, nach Sarayxa und Scultet., bei Orelli no. 4003. nach Gud., wo mscr. PlGH. bei 6büt. CVBATO-
RIS, welches letztere jedoch nur Emendation zu sein scheint. Auf gleiche Weise giebt dasselbst PlOK VKKONENS., WO
cod. Bebii bei Grut. und Gud. bei Orelli VEROXAES lasen.

5) Vgl. DONJOVIES LOCVS bei Grut. p. DCVII, 1. Orelli no. 4370., wo Orklli ES für das Pronom. IS hält.
Wäre es auch diess mit Bestimmtheit, so dürften wir es doch nicht als Beleg für das E /«»//■ «flehen, da die Inschr.
vom I. 155. nach Chr. in IVBENTIO, IVBENTVTIS, EO LOCO wahrscheinlich für eum locum, HKQV1TI0NIS für reifui-
sitionis, EXEPLV. für exemplum die Ungenauigkeil zu deutlich an den Tag legt. Nichts desto weniger könnte es, eben
so gut als das neben ihm befindliche SET und SALVOM, eine aus der alterthümlichen Sprache entlehnte Form seiu, wie
diess das DONIQVI für donicum Cvgl. SoslP. Chams, p. 178. und VSQVI des cenot. PifO wirklich seiu würde.

6) Sosip. Ciiaris. p. 118. Bei anderen gleichartigen Wörtern wie in aedis aedes, famis fames (s. Schneider
Formenl. p. 468.) ward jedoch das I wieder durch ein E verdrängt, bei noch anderen wie feles felis, vehes vehis etc.
(s. Schneider Klementarl. p. 17.) hielt sich E und I neben einander.

7) Vgl. Pott Eti/mol. Forschungen I. p. 253. no. 217. Im Sanskrit ist freilich yenus gnti von gan erzeugen.
VJeber das Verhältniss des Sansltr. a zu dem Lateinischen E=I siehe weiter unten.

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