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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0656

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G02

System der Hieroglyphik

Colli, (jvino, uxor, yatös, genus, Goth. kuni, Althochdeut. chuui gegenüber stehen sehen. Aus diesem
Grunde macht das auf den Latein. Inschriften in aussergewöhnlichen Fallen erscheinende I einen bei wei-
tem berechtigtem Anspruch als unter gleichen Verhältnissen das E, für einen, wenn auch nicht
altorthographischen, doch altphonetischen Ausdruck angesehen zu werden. Den Unterschied des
Altorthographischen und Altphonetischen müssen wir aber desshalb machen, weil das von den
Latein. Grammatikern wie von Velins Longus (s. oben p. 551. 578.) in vielen Wörtern für die
absolut ältere Schreibart ausgegebene I doch nur der relativ altern Orthographie angehörte, da ihm
ein E ping. vorausging, welches eben dem spätem, das I verdrängenden, phonetischen E den Schein
der etymologischen Rechtmässigkeit ertheilte. Vornehmlich erhebt nun das I jenen Anspruch in
den Fällen, in welchen die ältere Zeit anerkanntermaassen viel häufiger als die jüngere einen I-Laut
walten Hess, wie in dem Ablat. sing, der 3t. Deel, als, ausser dem oben p. 558. no. 1. Angeführten,
in LEGIONI, FVNERI, SORTI, SANCTIONI i) oder wo uns das ausdrückliche Zeugniss der
Römer meldet, dass die ältere Schreibart ein I statt des E gebraucht habe, wie in MIRCVRIVS-
Mercwius 2). Bisweilen lässt sich aber auch noch die Stammhaftigkeit des anscheinend ungebühr-
lichen I-Lautes nachweisen, wie z. B. für das oben p. 571. angeführte EXSIAT, dessen mehr-
maliges Auftreten :i) dem Verdachte eines Schreibfehlers vorbeugt, durch das von dem Lateinischen
so wohl als von den verwandten Sprachen bald offen, bald versteckt beibehaltene I. Eine beson-
ders lehrreiche Parallele giebt uns hierbei namentlich das Sanskrit, welches den Stamm ^ 1, gehen,
in einem Theile der Abwandlung durch das gunirende ai zu dem diphthongescirenden e trübt 4J.
So wird das SICET und SICARE des Decr. Genuat. in Schutz genommen von dem bekannten
sica und sicarius, von Varros prosicies bei Non. Marceil. III, 179. p. 608., dem prosicium quod
prosecarum projicilur bei Festus p. 383., dem dissicere in Plaut. Cure. III, 54. nbi machaera
dissicil (vgl. Cicer. Coel. IG.) und von dem prosicarier in velui extu prosicarier Plaut. Poenul. II,
8. 5). Die Schwächung des I in sica und demnach wahrscheinlich in sicär'e durch dissicil zu
secare ist ganz naturgemäss. Wie secare zu sicure so scheint sich das jüngere enecare zu dem
altern enicare bei Plautus und Terentius zu verhalten »). Ungleich auffallender ist ein BASIS MAR-

1) Orklli no. 737. SKR. GALBA. IMPERATOR. CAESAR. AVGVSTVS. etc. VETER ANIS. QVI M1LITAVERVNT
IN LEGION!, etc. Gbut. p. DCCCXXXII, 3. ABRIiPTA EXTREMO FVNERI. Fragm. leg. jud. p. DIX. DXI. EX. QVA.
SORTI. lind. p. LXI. 3. CVI. HAEC. REGIO. SORTI || OHYENERIT. Gbut. p. CCII. DE. SANCTIONI. OOIVSCE. LEGIS.

2) Gbutkb p. lh, li. l. PESCENNIVS. T. F j MIRCVBIO. DONO. DEDIT. MERETO. Vgl. MIIRCVRI Ohelli
no. 458. b.

3) Giwtfr p. DCCCCXLVI, 6. NE. DE. NOMINE. MEO. EXIAT. Bemerke daselbst PARTENVE für partemve
und TEMPTAVERIT. Orklli no. 4438. NE DE NOMINE EXIAT. Gbut. p. DCCCXCVII, 5. NOMEN. EXXIAT. Bemerke
daselbst QYINOYE. MILIA. DAUET . . . Orelm no. 2586. EEELIX REDIAS neben SALBVS. Selbst der Tadel des Flav.
Cai'kb p. 2246. Farn Semper diceudum est, nam nihil est iam, item non iumus, sed eamus — hebt uuser EXIAT über die
Classe der Schreibfehler und zufälligen Sprachverstösse hinaus.

4) Vgl. oben p. 564. uud Bopp Vocalismus p. 8. 18.

5) Pott Etymof. Forsch. I. p. 231. no. 100. bringt secare in Verbindung mit dem Ind. cd, ci (acuere) und
bemerkt: „ich bitte zu beachten, dass der Begriff des Scharfen füglich nicht besser als durch den scharfen Zischlaut!;,
besonders in Verbindung mit dem sclineidensten aller Vocale, nämlich i, der wenigstens als j in den meisten Formen
vorkommt, bezeichnet werden konnte". —

6) Man vergleiche die scharfsinnige Zusammenstellung von nox und nex in Potts Etymol. Forsch. I. p. 160.
und die Zurückfi'iüning von ni-ca uud nop auf ci, liegen.
 
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