Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0662

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
608

System der Hieroglyphik

mit I-Laute, hinsichtlicli dessen Ausdruckes durch I und dessen zuletzt im Neuhochdeutschen erfolg-
ten Uebcrganges in das reine E das treueste Seitenstück zu der Schreibart des E ping.} des I
und des phonetischen E in dem Lateinischen is bildete. Dieses Seitenstück ist um so lehrreicher,
da nicht nur der Wechsel des e und i, gleich wie im Lateinischen, schon in einem und demselben
Althochdeutschen vor sich ging sondern da auch bei der bekannten nahen Verwandtschaft des
Lateinischen und Deutschen diese Berührungspunkte nicht in einem zufälligen Zusammentreffen zu
suchen sind. Beiden Sprachstämmen ist hierbei auch die durch den so häufigen Gebrauch des
Pronomens leicht zu erklärende Zusammenziehung 2) des ursprünglich in dem Nomin. is vorhande-
nen Doppelvocals eigen, den jedoch das Latein, im Dat. und Abi. pl., so wie, merkwürdig genug,
das Neuhochdeutsche auch in anderen Casus durch Dehnung entschädigte. Der dem Latein, is
vorgesetzte Nominat. sus unsrer Tabelle wird von den noch bei Ennius gelesenen Accus. sum==eum
und sos=eos nothwendig geheischt. Schon den Alten war bekannt 3J, dass in den Sprachen
die härteren Kehlhauchlauter und die milderen Lippenhauchlauter (s. oben p. 436. no. 2.) öfters
von dem Zungenlauter S abgelöst werden, welcher als Zischlaut der nächst verwandte Consonant
jener Hauchlaute ist *). Demnach ist s-riis nichts weiter als ein geschärftes, mit dem Zeichen des
in der altern Latinität so beliebten I fing, geschriebenes is und entspricht formell vollkommen dem
mit dem Kehlhauchlauter versehenen althellen. und dem mit dem Lippenhauchlauter versehe-

nen altöolischen F-02. Bei der den älteren Lateinern eigenthümlichen Abneigung gegen die
Aspiration (ß. oben p. 431.) erklärt es sich nun sehr leicht, dass das, einer häufig cursirenden
Münze gleiche sus seinen Rand, den Zischlaut, abstiess und zu dem von Herrn Härtung für is vor-
ausgesetzten us 5) wurde. Für die dem Pronomen ursprünglich inwohnende Aspiration aber zeugt
auf der einem Seite das nicht bloss in dem Zend, in dem Alt- und xingelsächs., in dem Altfries., in
dem Mittel- und Neuenglischen und in dem Mittel- und Neuniederländischen, sondern auch in dem
Altnordischen und in dem Schwedischen und Dänischen B) vorhandene H, und auf der andern Seite

1) Grimm Deut. Gram. I. p. 785. „ir nom. masc. allein bei I (nämlich Ueberselzung des Isidorischen tract. de
natu: etc. ed. Rostgaabij), bei allen andern er; nom. neiitr. aber überall i$ , nirgends et); gen. nentr. i's bei 0. (Otfrikd)
und T. (Uebersetzung Tatians) l. I., N. (Notkers Psalmen) behält is. die übrigen casus zeigen kein e, namentlich kein
era, erd, noch weniger man, im".

2) Wurde doch bisweilen auch das aus hn-is-ce hervorgegangene hic gekürzt, s. Ramsuorn hat. Gram. p. 1041.

3) Phiscian. p. 5.57. Saepe pro aspiratione ponitur S in Iiis dicüoriibus, quas a Graecis sumpsimus, ut semis, sex,
Septem, se, si, sal; nam tjfitv, ||, inra, i, ol, cU? apud illos aspirationein habent in priiicipio. Adeo autem cognatio est
huic literae, id est S, cum aspiratione, quod pro ea in qiiibusdain dictiouibus solebaut Uoeoti pro S H scribere, Maka pro
Masa dicentes. Bopp Vgl. Gram. p. 50. „Sanskr. s ist vor Voc!Ueilj Halbvocalen und m im Zend überall zu h

geworden (oder unigekehrt h zu *•?), so z. B. Zend. hä sie, Sanskr. sa; Z. alii, S. asi du bist; Z. ahmdi, S. asmui die-
sem; Z. hapta, S. sapta sieben" etc.

4) Bokckh Von dem TJebergange der Buchstaben in einander (s. Daub und Creuükb Studien IV, p. 3S2.j.
„Erstlich, geht der Zischlaut C, welcher eigentlich ein starker Cousomintialspiritus ist, sehr leicht in S über, welches S
dem blossen Hauche sehr nahe liegt, wie schon Bkbniiabdi bemerkt hat, und mit dem starken Hauche (spiritus asper)
häufig verwechselt wird (wie in'iOTo sub, vneq super, iqnuv serpere u. s. w. s. Ast Grundlinien der Gramm., Her-
meneut,, und Kritik p. 14.), daher Payne Knight (Analit. essay on the Greek Alph. p. 14.) es nicht übel den Zahn-
Aspiraten nennt". Bapp Physiologie der Sprache p. 68. bezeichnet das S als den Lingual-Aspirat. Vgl. Schneidbb
Klementarl. p. ins.

.5) Härtung lieber die. Casus p. 272.

0) Grimm Deut. Gram. I. p. 788. Altnord, persünl. Pronom. masc. Nom. hann, Gen. hans. Dat. homtm, Accus.
hann. p. 788. Schwei, masc. han. hans. honom. honom. Däu. masc. han. hans. harn. haut.
 
Annotationen