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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0688

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System der Hieroglyphik

men gezogenen Genitiv es. Die nur des s beraubte Form des Nominativ' erhielt sich bloss in dem
Demonstrat. h-ais-ce = hai-ce — haic = Juice und in dem Relat. qv-ais = qv-ai — quac. Beide
Formen habe ich bereits oben p. 550. no. 1. (vgl. auch p. 583. no. 7.) auf den Inschr. nachge-
wiesen. Die erstere giebt das SC. de Bacch. in der Verbindung: HAICE. VTEI. IN. CONVEN-
TIONID. EXDEICATJS, die andere eine zu Pompeji gefundene Inschr. QVAI APVD LAVREN-
TIS COLVNTVB. Zwar sind beide Pronomen hier Neutra des Plurales. Allein da diese Neu-
tralformen des Plurales ihrem Baue nach mit den nominativischen Femininalformen des Singulars voll-
kommen übereinstimmen, so dürfen uns die ersteren um so mehr für die letzteren einstehen, da uns

auch das EAI in dem SEI. EAIRES.--ADEAS. LECES. ADDITAE ESSENT der Tab.

Heracl. geraden Weges zu dem eais des Sing, hinführt. In so inniger Verbindung nun auch die
Nominativformen ai, ae mit dem von mir vorausgesetzten Nominat. sing, auf aes, ais stehen, so ist
doch, so viel ich weiss, ihr naturgemässer Zusammenhang mit der Ist. Declin. und durch diese
mit den übrigen Declinationen bisher noch nicht genügend erklärt worden *). Gewöhnlich wurde
indess von der Schrift einer der beiden Vocale aufgegeben. Hielt sich das Final-s, so ging in der
Regel das a verloren. Daher ist der Nominativ sing, auf as (für den Plural wies Härtung ein
Beispiel aus Nonius nach) äusserst selten. Ich vermag für ihn nur das oben erwähnte EAS PIS
der Tab. Herac. und, wofern die Lesart richtig, ein Ivislüias bei Nonius s) anzuführen. Allein auch
das i konnte sich in Verbindung mit dem Final-s nicht behaupten, oder richtiger , das alte ae, ai
ward gar nicht in i, sondern sehr naturgemäss in c zusammen gezogen. Da nämlich der Misch-
laut c auch den zwischen e und i schwankenden Laut besass und da das in der Mitte zwischen

1) Iii dem gesammten Pronominalstamme und zwar in dessen Hauptrkhtungen, dem objectiven Pronom. d. 3t.
Pers. eis, eais, eai, e'a, dem Uemonslr. huisce, huic, hic, haisce, Jiflice, liae'c, haic, haec, dem Jnterrogat. und Kelat. ques,
quis, qui, quae's, quais, quae, quai, quae also gerade in den ältesten Sprachbildungen steht für den Nominat. sing, dem
a in ais noch gar kein männliches u gegenüber, oder das späterhin, analog dem a in ais, aus ois entwickelte u ward
von jenen Urbilduugen der Sprache niemals aufgenommen,, indem sie statt seiner das friiherhin gemein geschlechtliche,
erst nach der Bildung des a in ais männlich gewordene es, is (freilich zum Theil wie in qv-em späterhin e) fortwährend
beibehielten. Auch Hr. Härtung entging nicht, dass das feminin, ae eine ältere Form als a sei. Er erklärt sich hierüber
(Ueb. d. Cas. p. 146.) ais0: „Die Latein. Endung is und die Griech. o?, welche an sich gemeinsamen Geschlechtes sind,
werden zum Kennzeichen des Masculinums, wenn ihnen die Endung a (ae, ij — die Endung ae scheint eine ältere Form
zu sein, die sich noch bei einigen Prouominen erhalten hat: quae, aliquae Lucr. IV. 264. Plaut. Rud. II. 6, 69. Piuse,
p. 900. und haec — ), ais Kennzeichen des Femininums, entgegengesetzt wird: quis-quae (vgl. dagegen oben p. 633. no.
3. quis und quisquis als masc. und fem.), is-ea, og-tj. Also.sind is und og keine absoluten, sondern bloss relative Abzeichen des
männlichen Geschlechtes. Kin absolutes Kennzeichen besitzt die Latein. Sprache in der Endung us. DieEndung tis und a mit
ihren beiderseitigen Flexionen bedingen sich daher bei den Adjectiven gegenseitig und gehen sich immer zur Seite: der
Genit. ulli macht ullae, nulli-nullae, soli-solae, toti-totae, aiii-aliae, alteri-alterae nothwendig." — Diese Worte
bezeichnen die Ansicht des geistreichen und gelehrten Forschers vollkommen. Die meinige weicht von der seinigen
hauptsächlich darin ab, dass sie das Pronomen is als das bewegende Priucip der gesammten Latein. Declinatiou auffasst,
dass sie dieses is, nur pingius geschrieben, wiederfindet in den Genitiven sing, der Pronom. (ill-ius), in den Genitiven
auf tis der 3t. (Cerer-us), so wie der auf os und us der 4t. Declin. (senatu-os, domu-us), dass sie dagegen dem nomi-
nativischen us (und 05) der 2t. Declin. gar keine Ursprünglichkeit, sondern nur eine spätere Entstehung, ein Zusammen-
gehen aus dem euphonischen ois (oig) zugestellt und die Genitive ulii-ullae etc. nicht der ältesten, sondern nur der älteni
Latinität zuerkennt, welche die Pnmärbildung Us, ius, is in die Secuudärbildung ois, oi, i,. ais, ai, ae verwandelte, die
jedoch „von der classischen Latinität zu Gunsten der ältesten Latinität wieder beseitigt worden ist.

2) Now Marckll. II. no. 969. p- 587. Tristitias pro tristitia. Pacuvius Atalanta: Quid istuc est? vultum
alligat quae tristitias? Turpilius Leucadia: Ante facta in iguem committo tristitias ante divortium. Für die Richtigkeit
der Lesart spricht der Umstand, dass die Abschreiber viel eher versucht sein mussten, ein so seltnes tristitias in das
gewöhnliche tristitieß, ais ein etwa vorhandenes tristities in tristitias umzuändern.
 
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