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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0692

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638

System der Hieroglyphik

isla für die Griech. Superlat. —larog von Bopp in Anspruch genommen worden ist *). Hr Bopp
erklärt nun das Latein, is vor is-simus Qiobil-is-simusJ durch eine Zusainmenziehung des Sanskr.
isla in is und durch eine Verbindung dieses is mit lamas, so dass der regelmässige Latein. Super-
lativ eigentlich aus zwei Superlativformen bestehe. Allein ist es nicht möglich, dass die Latein.
Sprache die Casusendung is, gleich wie in lev-is, lev-is-simus, so auch in dem altern dur-is für
dur-us (vgl. S5. B. rodus, raudus, für n((fe bei Pest.) dur-is-simus, dod-is == docl-us, docl-is-
simus mit Aufgebung ihres ursprünglichen Sinnes lediglich für ein Bindungsglied des superlativischen
limus, simus angesehen habe? Demnach würde auch wohl das is, es in dem Sanskr. is-lu, dem
Goth. is-ta, dem Griech. iG-reoog, razog, eG-reoog, razog (Vgl. oijjocpuyig-zsQog, oiijocpayig-razog, axa-
Qcg-rsQog, tionuyig-zmog, lulig-zeoog, xXanzig-zazog, iptvSig-TCizog, anovSaisg-rsoa, GTiovSamg-TCitcc etc.)
den alten pronominalen Decliaationsstamme und das la, tum dem eigentlichen Superlativstamme
zufallen, wobei man die Entwicklung der Formen og, ig, ijg, eg aus ursprünglichem <g nicht aus
den Augen verlieren darf. Auffallend ist hierbei allerdings die doppelte Setzung des Casussuffixes.
Allein erstens begab es sich, wie schon bemerkt, zunächst am Wortstamme seines Charakters als
Casus und diente bloss als Bindeglied, zweitens zeigen alle Sprachen häufigst Verdoppelungen von
Pronominalstämmen mit theilweisem Verluste des ursprünglich ihnen beiwohnenden Sinnes, wie denn
z. B. das Griech. und Goth. in der gleichzeitigen Anwendung eines als Artikel und Casus auftre-
tenden Pronomens loh. 11, 36. Efeyov ovv ol IovSccioi — J>aruh qejjun pai iudaieis, 10, 33.
Anzy.QiQriGuv uvrco ol IovSaioi — andhofun imma pai 'iudaieis, während ibid. 24. exvKlcoaav ovv
avzov oi IovScuoi — panuh birannun ina iudaieis, 6, 53. Eav pq cpccyijzs ,ri]v gccqxu rov vlov rov
av&nojTiov — nibai maljip leik pis sunaus maus, 7, o. OvSe ycco ol aSalcpoc ccvtov sitiGzevov eüg
avrov —■ ni auk pui broprjus is yalaubidedun imma etc.) einen noch grössern Fehler beging, und
drittens würde die Sprache auch demselben Vorwurfe ausgesetzt sein, wenn sie zwei Superlativ-
formen auf einander gehäuft hätte, wie sie denn auch in der That, was Hr. Bopp zu seinem Gun-
sten anführt, zwei Comparativformen in dexler, dexlerior, mleioraoag, xeosioteoog, /siooreoog etc. 3),
mit einander verbunden hat. Aus dieser ungenauen Sprachverbindung liesse sich dann auch das
Bestreben rechtfertigen, das Bindeglied aus den Superlativen wieder zu entfernen und das s von
simus dem vorhergehenden Consonant zu assimiliren, wie z. B. in acerrimus aus accr-is-simus
(vgl. acris = acer, palustris = palusler~), facülimus aus facilissimus, malurrimus neben mulurissi-
mttSf auslerrimus neben uusterissimus, imbecilitmus neben imbecillissimus, op-linms, id-limus, mäc-
simus QnaximusJ, plu-simus, plurimus etc., ein Streben, welches mit bei weitem günstigem Er-
folge in der Griech. Sprache wirksam war. Die Anknüpfung von timus, simus an das Casussuffix

1) Hopp Vergleich. Gram. p. 388. vgl. ibid. p. 407. Daselbst wird auch is als Zusammenziehung von ios -
ior = iyas augegeben in mag-is (vgl. Grimm III. p. 654). Diese Zusammenzieliung könnte nur erst dann Statt gefunden
haben, als os, or bereits sein Casuszeichen verloren hatte (s. p. 640. no. 4.). Allein es ist wohl noch nicht völlig ausge-
macht, ob magis nicht ein ursprünglicher Positiv, welchem das bekannte may-e eben so als Neutrum gegenüber tritt, wie
J'ote dem potis, sat (sate) dem satis, (Sghxeider Elementar!, p- 274.), woraus sich erklärte, dass magis öfters zur Ver-
stärkiiBg des Comparativ gebraucht wurde wie magis certius, magis beatior, magis locupletior. für Hr. Bopp dürfte aber
nimis, das Goth. mais und die öftere Abwerfung des s in der ältern Laünität (vgl. Grut. p. DCLIV, 5. SET MAG1 LAS-
CIVOS, Scunwdeu l. I. p. 347.) sprechen, üebrigens ist der Stamm von magis ein und derselbe mit dem von magmis,
Htyaq, waAos, Sanskr. mahat, Zd. mazas, Goth. magern (posse), Lett. mäkt (posse). Lftth. maenis (Macht) s. Poxi Etymol.
Forsch. I. p. 292. Vgl. mit dem Poln. mödz, mogf, g'i, möge, inoze das Neuhochd. mögen, möglich.

g) Vgl. IVIatihiak Griech. Gram. p. 334. und Ramsuorx Lab Gram. p. 79.
 
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