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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0693

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von Champollion.

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wird endlich um so weniger anstössig, wenn man bedenkt, dass in der ältesten Sprache zwei glei-
che Consonanten nicht neben einander geschrieben wurden «nd dass also die Superlativform
sich nicht an is, sondern an i anschloss, welches durch sein Zurückgehen in das neutrale Element
um so tauglicher zu einem Bindevocale werden musste, so dass mithin nobil-i-simis *), nobil-i-simus
etc. als der ursprüngliche Typus der Superlativform aufzustellen ist. Denselben Bildungsgang wie
die Adjectiva beobachteten in dieser Hinsicht einstmals auch die3 zum grossen Theile aus Adjecti-
ven hervor gegangenen neutralen Substantiva der 3t. Declin., wie die alten Formen lacl-e für lac,
oss-e für os, sal-c für seil, puleinar-e für pulmnar, mar-e, sinap-i, piper-i, yumm-i etc. 3), fuH-t
(vgl. mcl, Ital. miele), kxuq-i, uhp-t ältere Form für ulcpnov, «p* ältere Form für eoiov (vgl. die
Formen eiqiov, epog, ewog) etc. 4) beweisen. Die angegebenen Griech. Wörter stehen jedoch mit
den Lateinischen durchaus nicht auf einer Linie, wie wir in dem Folgenden näher bemerken wer-
den. Der i-Laut des neutralen e CO m Singular tritt deutlich hervor in dem -ia Qmar-ia) des
Flurales, wo die Belastung mit a dem Begriffe des neutralen Seins die Bestimmung der Mehrzahl
ertheilte, welche aber nicht bloss in der 2t. Declin. (pericul-aj~, sondern selbst in der 3t. Declin.
(ossa, vgl. dagegen das dunklere ossua = ossia von ossu= osse 5) das wurzelhafte i des Decli-
nationsstammes verschlungen hat (man erinnere sich der Ueberwältigung des genitivischen iura durch
Ulti). Auch diess concrete ia entspricht vollkommen dem neutralen Plural des Pronomens is in
ea, (ja), ea. Das pronominale e, i ist jedoch auch schon in dem Singular eingegangen und zwar
nicht bloss in Formen, welche wie cornu, genu, veru, aarv, yovv, Suxqv das lichtere e, i durch
den dunklern Bindevocal u, v verdeckten, sondern auch da, wo es wie in fei, mcl, far, mq, eao^tjp,
xma^xTiQ etc. nicht Stärke genug besass, um sich von der Friction der Rede nicht zerreiben zu

1) Inscr. Scip.. Barl). VIRTVTEI PABISVMA FVIT. Inner. Cornel. Scip. SVPERASES. Oreixi no. 3257.
POVBLTCOM ESE LOCOM. Gju t. p. CI.XXI. 8. Obklli no. 3892. IN OPIÜO - IN OPIDVM eSr IOVS1T. SC. de Bacch.

sri qves esrnt, eset, esrtis, adesent, adirse, adiesent.iovsisent, fecisent, dedisr, arfvise, fecise,

CONIVltASR, CONSPONDISE, COMPROMESISE, POTISIT, FACILVMED, doch auch schon mehrmals Verdoppelung. Decr.
Genuat. IOVSEHVNT, POSIDERE, POSIDEBVNT, POSIDEAT neben POSSIDERE, essr. Qui.mil. i. 7. 20. Quid? quod
Ciceronis temporibns, paullumque infra, fere quolies S litera media vocalium longarum vel subjecta longis esset, gemina-
batur? ut eaussae, cassus, divissiones: quomodo et ipsum et Virgilium quoque scripsisse, manus eoruni docent. Antiqui
paulo superiores etiam illud, quod nos gemina S dieimus, jussi una dixerunt. Mit Recht bemerkt Pott Eti/mol. Forsch.
ii. p. 254., dass die Schreibung mit einem Consonanten, weil sie nicht von der Etymologie, sondern von der Sparsamkeit
dictirt wurde, nicht gegen die Etymologie angeführt werden dürfe. Daher ist auch das auf TABOLA bezügliche POTISIT
des SC. de Bacch. nothwendig als POTIS sit aufzufassen. Allein wo die Schreibung /-Weier Consonanten nicht von der
anderweit sicher gestellten Etymologie streng gefordert wird, ist dieselbe nicht aus der spätem Orthogaphie zu Gunsten
einer eben erst dadurch zu begründenden Etymologie in die ältere Sprache überzutragen, wie diess bei dem superlativischen
issimus der Fall sein würde, weil, abgesehen von anderen, schon das Ciceron. eaussae, cassus (vgl. aiio, Maüam, coniticit)
uns beweist, dass die Späteren auch ohne tiefere etymologische Rechtfertigung sich Zusätze von Consonanten erlaubten.

2) Daher die adverbialiter gebrauchte Xeutralform nobil-i-sime, nobil-is-sime etc.

3) Schneider Formenlehre p. 143. fgg. Härtung Ueber die Casus p. 151.

4) Eustathius in IIom. II. A, 307. To Se t q o <f i am rov Tno<rifwv----Anoxonriv de eXu To rqoqu. er.

rov TQoyipiov ws arto rov xoifirov to /.Qi. aD.oij yan ovätv ovo/ia oväcTeoov 'E)lr\vi*ov et? torra Xijyei «V« Ton fic).i xai rov
ri. nqoqtturai to 'Elh\vmov Sia to neneni xcw to niv>]7ti x<m to y.Oß/ii xai to xoiyi' tavra yaq ov/ 'ElX^vixa, £tvixa
de, o'ig rpaaiv ol nal.aioi. Die Seltenheit dieser Wörter zeugt eben für das Alter der Form. Auch waren Wohl a).<pi, roocpi,
eot u. a. mit Nichten blosse Abkürzungen, wie uns die Grammatiker von ihrem niedrigen Standpunkte aus glauben inachen
wollen, vgl. Maittaire ed. Sturz, p. 440. und ibid. n. 441. c) Moschoi'. in HksiÖD.

5) Orelli jio. 4806. PRIMAE || POMPEIAE |] OSSVA. Gri t. p. DLXXV, 3. OSSVA POSlTA SVNT. Vgl. Oreixi
>io. 290G. 4361. Sosir. Charis. p. 23. 113. Schneider Formenlehre p. 338. 344.
 
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