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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0694

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System der Hieroglyphik

lassen Ueberhaupt mussten die neutralen Wörter im Griech. und Latein., wie das Verhältniss
ihrer Genitive zu den Nominativen zeigt (lue laclis, yula yulaxToq) grosse Verstümmelungen er-
dulden, ob gleich auch nicht wenige wie z. B. die Latein. Wörter auf -meli, Gen. üis und das
Griech. fish, Gen. fteforog ihren ursprünglichen Stamm erweiterten und dann doch wieder im No-
minat., Accusat. die erweiterte Form zu Gunsten der ursprünglichen verdrängten. Einige Wörter
behielten ein altes Stamm-« bei, welches sich in den von dem Nominativ abfallenden Casus in das
jüngere r (s. oben p. 609. no. 4.} umsetzte. So jus jur-is, crus crur-is, opus oper-is, genus
gener-is 2) Og'- dagegen murmur, jecur, robur~). Hierbei zeigen jedoch die Comparativa, welche
das alte s (jnelios-ibus, majos-ibus 3) in der spätem Sprache dem Neutro vorbehielten (jnelior,
meliusJ, vordem aber ein allgemein persönliches or gebrauchten 4), in Uebereinstimmung mit der
Formation der 3t. Declin. überhaupt, dass die Comparativform os, or schon ein früheres gemein-
geschlechtliches is und ein neutrales e eingebüsst hatte, bevor sie ein neutrales us annahm. Alle
diese neutralen Wörter haben natürlich mit dem Verluste des pronominalen e, i auch ihr Casus-
zeichen eingebüsst, über welches Schicksal sich indess die Neutra keineswegs allein beklagen dür-
fen. — Bei den Latein. Pronominibus würde sich diese Bezeichnung des neutralen Verhältnisses
nur noch in der dunklern Form des i, in dem o von hu-o-ce^hoc im Gegensatze gegen masc.
hu-is-ce, fem. hu-ais-ce = h-ais-ce^haic — haec und im illocf^e) oder illucQe) im Gegensätze
gegen das mit hie verbundene illic, illaec erhalten haben. Im Plural hu-ai-ce^haic = haec
und qv-ai — quae kommt das pronominale i wieder zum Vorschein, welches, durch den Verlust des
neutral-pluralen a von -ia mit dem seines geschlechtlichen s beraubten Femininum quaeQs) formal
eins geworden ist. Bekanntlich ist aber auch in dem Plural qua das i eben so ausgestossen
worden als das is in dem Sing, des Pernio, qua für quais^quae. Das euphonische «in dem neutral.
haic, quai liess in der durch das a angedeuteten schwächern Form die Lateiner, wahrscheinlich unwill-
kürlich, den Weg der Semiten einschlagen, welche die neutralen Begriffe vorzugsweise an die Femin.
banden. Allein diese Hinneigung zum Femininum war äusserst flüchtig. Denn es zeigt nicht nur das aus
dem objectiven Pronomen der 3t. Pers. ea, (ja) zusammen gezogene plurale a der Pronomina
ist-a, iü~ä} ips-a, sondern auch die Gemeinschaft des Mascülinums und Neutrums in dem Ablat.
sing, (wo freilich das alte qv-i für qv-o gleich dem Locativ hie, illic und dem Dat. sing, und pl.
uns wieder auf das geineingeschlechtliche und zuerst allgemein persönliche is zurückführt), so wie
der Genit. pl. und der Dual duo, ambo, reo (alterthümlich ro), dass die Lateiner und Griechen das
Neutrum in eine viel nähere Beziehung zu dem Masculinum als zu dem Femininum stellten (vgl.

1) Vgl. auch das Abstossen des i in ana.i,= ano, Siai = 8ia, xarai = zara, naqat. = naqa, vnai = vno, evi = ev.

2) Boit Vergleichende Gram. p. 179. Dass aber das S in /ttvo;, ycvog zum Stamme gehöre, wie dieser ausge-
zeichnete Forscher l. I. p. 152. 292. lehrt, kann ich nicht zugehen; s. hierüber das Folgende. In vö'o>q vöar-oq, facto
»;iroit-o;, hepar hepat-is erblickt man einen doppelten Umlaut des ursprünglich vorhandenen s.

3) Vgl. mit dem Latein. Comparat. os, or das Gomparativsnffix im Goth. is, iz-an, 6s, dz-an, im Althochdeut.
i'ro, i'ra, iro, ira, dro, öra, Neuhochdeut. er.

4) Piusciax. p. 707. Vetustissimi etiam neutrum (comparativi) in or fmiebant et erat eadem terminatio commu-
nis trium genermn, vgl. sqq. Auf andere Weise wie das comparalivische or wurden die aus ursprünglichem -ntis, -te.
-eis eingegangenen Adjectiva auf -ns, rs, x (es) wie prudens, solers, felix durch die Beraubung des pronominalen is, e
allgemein persönlich, indem man auch «lern Neutro das geschlechtliche s, natürlich mit Unterdrückung dieses seines eigent-
lichen Gehaltes, einräumte.
 
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