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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0695

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von Champollion.

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oben p. 627.)- Wegen dieser theilweisen Gemeinschaft der männlichen und neutralen Form muss
sich jedoch die Sprache den Vorwurf gefallen lassen, dass sie die Declination zu einem mindern
Grade von Vollkommenheit gebracht habe, als sie dieselbe wohl habe bringen können »). — Für das
neutrale i giebt das Griechische Belege in n, Cyprisch ai 3), in dem die Declin. der Demonstrative
begleitenden i (Nom. ohzog-i, avxrri, tovto-i^tovx-c, Accus, tovtov-i, ravrijp-i, zovr-i, etc. roiovroq-t,
zvvvovTog-e, txeivog-i), in demselben mit Partikeln verbundenen i (ovzcos-i, vvv-i, vvvfiev-t, vwyuQ-i)
und in dem mit S und y anlautenden i (öde, i)Öi, roSi, vgl. 6Se, qfe, rode, rovzoSi, rovroyi, rovroys,
TavTuyi, roaovdi, evdaSt, evOaSe 3). Die dunklere, dem o des Latein, hoc entsprechende Form
dieses i erblicken wir in den Neutris 6, ro, tovto, uvxo, ey.mvo, ullo, 4). Allein war das, was wir
oben p- 626. über die durch den Gegensatz seiner selbst Statt findende Entwickelung des unper-
sönlichen Seins zu einem persönlichen Sein gesprochen haben, gegründet, so muss man diese älteste
Bezeichnung des neutralen Persönlichkeitsverhältnisses, so weit sie auch in der Sprache, nament-
lich der Lateinischen, durchgedrungen wäre, für mangelhaft erklären. Denn das Neutrum sollte
ja trotz seines Gegensatzes gegen das Geschlechtliche ein Persönliches sein. Durch seine Verbind-
ung mit dem indifferenten, unentwickelten Sein konnte daher seine Persönlichkeit eigentlich noch
gar nicht zum Vorschein kommen. Dieses Gebrechens, wofern sich die Sprache wirklich desselben
schuldig machte, wurden auch die nachfolgenden Sprachbildner inne und suchten ihm, so viel sich
der einmal gegebenen Richtung noch entgegen arbeiten Hess, abzuhelfen, indem sie zuvörderst das
geschlechtliche linguale s in das ihm am Nächsten verwandte linguale i, d abstumpften. Daher
nun in den Latein. Pronom. das Auftreten von ü, id: quil, quid; cdit, alid und der dunkleren For-
men (jiiol, quod, illud, isüid, aliud 5). Allein wir überheben die Sprache jenes Fehltrittes, so bald
wir mit Härtung 6) annehmen, dass das /, d den ursprünglichen Charakter des Neutrums ausmachte,
und dass mithin die vocalisch auslautenden Neutralformen einen Abfall dieser Consonanten beur-

1) Vgl. dagegen Pott Etymolog. Forsch. II. p. 619.

2) iiKsvt ii. v. 2Vßdti: Eben so der Skyth. Bogenschütze in Aristophan. Thesmo^horiaz. 1084. 85. ovrog, oi
J.aXeu;; oi y.a/.ov; Vgl. das l)or. oa^av für «* t"iv W Gbeg. Cor. d. D. D. ed. Schakf. p. 230. Aiustophan. Acharn. 757.
784. Buttmamj Gr. Gr. Gram. p. 301. Matthias: Gr. Gram. p. 301.

3) Gregor. Cor. d. D. A. ed. Schakf. p. 72. 134. Eustath. in Hom. 11. A. 54. Maittaike d. DM. Gr. ed.
Sturz, p. 25. 48. sqq. Buttmann l. I. p. 308. fg. Matthiae l. I. p. 358. fgg. Häutung l. I. p. 268. Hierher gehören
auch zvTavQif aV.o&i, niO-i etc.

4) Dem neutralen e und o der Lateiner und Griechen entspricht vollkommen das Polnische neutrale o und e in
den Pronom. on, ona, ono ---- iS, c-a, id; sam, sama, saino = ipse, a, um; ten, ta, fo = hic, haec, hoc; >'»<>, owa, owo -
ille, a, udj ten, tarn, ta tarn, to tarn = hic, haec, hoc; tarn ten, tamta, tamto — ille, a, ud; 6w tarn, owa tarn, owa
tarn; ktory, ktora, ktore = qui, quae, quod; czyy, czyja, czyje = quis, quae, quid; und in den Possessiv, möy , moja,
moje — meus, a, um; tiröy, tiroja, twoje — tuus, a, um; swöy, swoja, sirqje = suus, a, um; nasz, nacza, nasze -
noster, a, um; wasz, ivasza, icasze = vester, a, um. Auch für das Altslavische giebt Dobbowsky den N^iniren eine
Nominativendung o oder e, vgl. Bopp Vergleich. Gl •am. p. 342.

5) Gbut. p. DCCCI, 5. Orelli no. 4431. SI QVI ADVERSVS IT FECERINT., Gbut. p. CCXIV. IT QVOD INFRA
SCRIPTVM EST., Gbut. p. XXIV, 12. 1TC1HCO. TAMEN. PROBE. FACTVM. ESTO. vgl. Orelli no. 2490., Grut. p.
CCXLII, l. 30. NEYE. OVIT. OB. EAM. REM. POPVLO. DARE. DEBETO., OrelÜ no. 4107. 4420. OV1TOVIT., Gbut.
p. XVII, 7. XCVII, 5. MCVI, 6. Obklli no. 1064. 3116. QVOT = quod., Grit, p. CCCCVHI, l. 17. Ohkixi no. 4040,
p. 221. I. 22. AL1VT. ENIM. VIR. ITA. NATVS. ifON. POTEST. FACERE, Oreli.i no.4302. Vgl. Schneider Elementarl.
p. 254. und ohen p. 563. no. 2. von unten. Zu alis = alius bemerke man noch, dass nach Corte einige MSS. zu Salltost.
lutj. c. 12, 2. c. 50, 5. aliis für alius geben.

6) Härtung Veb. die Casus p. 154. vgl. ibid. p. 151. fgg.

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