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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0697

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von Champollion.

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dieser Neutra wie simitl, facul, perfacul, di/ficul schon in der altern Latinität selbst sein prono-
minales e eingebüsst hat, welches die jüngere Latinität wenigstens in den letzten Formen wieder
anzufügen für gut fand. Statt des neutralen t, d treffen wir aber bekanntlich als das gewöhnlichste
Neutralitätszeichen das m in dem altern Lateinischen om, dem jüngern um und in dem v des Griech.
ov. Wie verhalten sich nun diese beiden letztern offenbar homogenen Charaktere m, n zu den bei-
den ersteren t, d? Nach Härtung (1. 1. p. 154.) bildeten l, d den ursprünglichen Charakter des
Neutrums und gaben dem spätem Abzeichen m, v seine Entstehung. Diese Entstehung würde sich
am Befriedigendsten dadurch erklären, dass das t, d, wie häufigst, zuvor in s und dieses wieder in
n, m, übergegangen wäre (tvtito/mq, -legimus, -rynro/iev, melios-melior, -ßtlnav, ßtlrtov mit Ver-
weisung auf bellioris est melioris bei Non. Marc. II. no. 74. als Ein Wort, aiev-meg, isdes-iisdem,
demus-demwn). Allein es entging dem scharfsinnigen Gelehrten keineswegs, dass eine solche Ver-
wandelung des /, d in s unstatthaft gewesen wäre, weil sonst die Griech. und Latein. Sprache ihre
Neutra in geschlechtliche Wörter umgeschaffen, also geradezu die Neutralformen aufgehoben haben
würde. Zwar sehen wir auch das Germanische, während es den neutralen Substantiven im No-
minativ und Accusativ durchgängig das Casuszeichen abstreifte, das neutrale l, d der Pronomina
und Adjectiva mit dem Zischlaute vertauschen 1). Diese Vertauscliung fand indess nur da Statt,
wo das geschlechtliche s bereits den Umlaut in r erfahren hatte, so dass an ein Zusammen/Hessen
des geschlechtlichen und neutralen Elementes nicht zu denken war. Dieses Zusammenlliessen zu
vermeiden, sei nun, nach Härtung, die Griech. und Latein. Sprache noch einen Schritt weiter gegan-
gen, indem sie das l, d an seinem eigentlichen Abieiter, dem s, vorüber, zu den dem s nahe ver-
wandten Buchstaben m und n führte. Beweises dafür seien einige ursprüngliche Neutra, die wie versus
und seine Composita, demus, ienus, secus, sv&vg, avrexQvg, eyyvg u. a. (vgl. die oben angeführten inlus,
evSov, endo, indo, evg, ev, e|, ex, ex, e, aip, ubs, ano, ab, ri) ihr s entweder in m übergetragen
(yersum, demumj oder auch ganz abgeworfen haben (ev&v, avrtxov). Dergleichen Formationen
dürfen jedoch nur als sehr beschränkte Ausnahme der Begel gelten, weil eben jenes unvermeid-

saUvformen wie partim, juxtim, coxim, taxim, furthn, calim, mixtim, interim, statim, strictim, ineisim, punctim, caesim,
cursim, incursim, senaim, praeserlim, carptiM, tractim, passim, divisim, ductim, tolutim, contemptim, junctim, conjunc-
tim, vicissim, recessim, universim, examussim, saltim sattem, ubertim, tributim, viritim etc. (vgl. die zaMrtäcfiea
Adverbia auf atim s. Härtung l. I. p, 251), midtum, paulum, summum, tantum, rundum, verum, tum, quum, primum,
Herum, ceterum etc. dam, palam, lüfariam, multifariam etc. doch häufig genug bei den Lateinern. Zweitens hat man
die Ideenverhindnngen der Lateiner nicht bloss aus Deutschem Gesichtspuncte zu betrachten, aus welchem wohl perspicace,
memore meminisse, concorde vivei-e eben so wie flebile cantare, immite sibilare, mite, dulce ridere, triste clamare etc.
als Instrumentales und Modales aufzufassen sind, während die Lateiner, wie sini/ultim loqui, certum und incertum vUji-
lare, perfidum ridere, indoctum canere, tristia idulare, torvum clamare, lucidum fulyere, pinijue quiddam et peregri-
num sonare, vitam vivere etc. (vgl. Zumpt hat. Gram. §. 266. p. 256. g. 383. p. 344. fg. Häutung l. I. p. 51.) zeigen,
hierbei von accusativischen Beziehungen ausgingen. Drittens hat sich auch eine Anzahl- dieser Wörter mit gleicher Bedeut-
ung zugleich in Formen auf e und im erhalten wie cautim-caute, stricüm-stricte, exquisitÜn-eXquisite, perplexim-per-
plexe, separatim-separate, minutim-minute, universim-universe, potissimum-potissime, promiscam-promisce (Vgl. ]yov
Mabckll. XL), wo es viel wahrscheinlicher ist, dass das Adverbium aus gleichem Casus (den Accusativ, siehe über das
Wie? weiter unten) als aus verschiedenen Casus (Accus, und Ablat.) gebildet worden sei. Damit soll übrigens nicht im
Mindesten geläugnet werden, dass sich unter den Adverbien auf e nicht auch ursprüngliche Locative auf e und Instrumen-
tale Huf ed, e befinden sollten.

Germanische Pronomina 1).

m. f- "• f- n. m. f. <>■ .m' f . n- m. f. n.

r. „ ■ , (s. is si "ita sa so j,itta jaius jama jainata hvsi hvd liva

Gotlnsch. ^ ^ ..a pa( K>s j» untergegangen. jg£ bvl)

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