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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0776

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722

System der Hieroglyphik

auf das innige Wechselverhältniss hingewiesen worden, welches zwischen dem Neutrum, als einem
im Grunde abstract Zuständlichen und dem Accusative als dem Trager der Objectivität und dadurch
dem Bruder jenes Zuständlichen Statt fand. Wollten nun diejenigen Semit. Sprachen, in welchen
der Accusativ, eben so wie sein absoluter Gegensatz der Nominativ, einer eignen bestimmten Form
ermangelte, ein Wort in dem Accusative ausdrücken, so verfuhren sie in der That scharfsinnig ge-
nug, wenn sie den Begriff der allgemeinsten Zuständlichkeit d. i. nx dem im Accusativ aufzufas-
senden Worte in einer dem stat. constr. ähnlichen Verbindung unmittelbar als Andeutung des
Accusativverhältnisses voraus gehen Hessen. Die ausdrückliche Objectivirung eines Wortes kün-
digt sich vornehmlich dann als nothwendig an, wenn des Wortes Inhalt (z. B. Eigenname) oder
Satzverbindung (z. B. Artikelzusatz) ihm leicht den Anschein der Subjektivität zuzog. Dahingegen
musste natürlich die äussere Accusativbezeichnung überflüssig und schleppend werden, so bald man,
wie im Aethiop. und Arab., zur Ausprägung eines innern Accusativcharakters gelangte. In beiden
Sprachen senkte sich nämlich die Stimme, um den Gegensatz des Nominativs, den Accusativ zu
bilden, aus dem schärfer und gewissermaassen leiblicher hervortretenden n und i des Vordennundes,
als der Bezeichnung des Nominatives herab in das von dem Sitze dieser beiden Vocale am Weite-
sten entfernte dumpfere, klanglosere « des Kehlkopfes J). Dieser dem ideellen Gegensatze (No-
minativ-Subject, Accus.-Object) gleichlaufende physische Gegensatz der Vocale macht sich vor-
nehmlich im Infinitive bemerkbar, indem derselbe in rein objectiver Stellung (in regiminej mit a,
als reyens dagegen mit u und o lautet 2). Daher tritt denn die Accusativbezeichnung f)N hier fast

1) Gesenius Hebr. Gram. g. 123., Ewald Krit. Gram. d. Hehr. Spr. §. 340., Hehr. Gram. g. 5G6., er. gram.
Ving. Arab. §. G61. 3G3, 2., Hoffmann Gram. Syr. §. 127., Vater Handb. d. Syr. und Chald. Spr. §. 56. — Das

s °-

Aetliiop. gebraucht in dieser Beziehung Qhtl\ tJ'NI (Haupt) = ^V; (Gebein), fc'Sj, >_»_a^

(Seele), ^y-^- (Auge), j VM n (substaulia, persona) s. Ludolf Gram. Aeth. p. 148.

2) Man hüte sich ohne Weiteres den Nasal in L_ an mit dem accusativen m, n des Indo-Gerinan. zu verglei-
cbeu, da ja die Arab. Nunation aueb im Nominal, und Genit. Statt fand. Der Vergleich wäre aber nicht nur zulässig, son-
dern auch in anthropologisch-linguistischer Hinsicht sehr interessant, wenn sich erweisen Hesse, dass die Nunation zuerst
in den Accusativ eindrang und von hier aus in den Nominativ und Genitiv überging- Allein es ist nur so viel gewiss,
dass die Araber die Nunation zuerst im Accusativ durch die Schrift zu bezeichnen, iür nothwendig erachteten (Ewald er.
gram, linff. Arab. g. 81.). Ob aber diese Bezeichnung wegen der Nunation an sich, oder nur wegen besserer Unterschei-
dung des Acctisatives als solchen eingeführt wurde, bleibt dahingestellt. Wer Letzteres annimmt, dürfte iudess die Her-
vorhebung des Acctisatives als solchen durch die Andeutung einer ihm mit dem Nomiu. und Genit. gleichmässig zukom-
menden Eigenschaft eben nicht die geschickteste Maassregel zu nennen haben.

Im Aethiop. hat sich der ursprüngliche Gegensatz des Accus, gegen den Nominativ theilweis wieder verwischt,
(heilweis ist er aber auch gleich wie in dem übrigen Semit, nocli gar nicht zur Ausbildung gekommen. Nachdem nämlich
der Coustructiv bis zu dem Laute des Acctisatives abgefallen war, so trat eine durchgängige Verschmelzung des Coustr.
und Accus, ein, so dass, wo der Coustructiv ü und 6 behauptete, auch der Accus, desselben thcilhaftjg ward. Dahingegen
findet der Gegensatz noch gar nicht Statt in dem Possessiv- und objectiven Verbalsuff, der 3t. Pr. sein, ihn Aeth. Nominat.

, Accus. 6 aus U" hü. Denn dass hier nicht, wie Ludolf Gram. Aeth. p. 119. annimmt, eine eigentliche Accusativ-
bilduug ü = \j hd im Gegensalze gegen Nominat. U- hü vorliege, macht schon das parallel gegenüber liegende, für den

Nomin. und Accus, gleicbgestaltete Pronom. Suffix der 3t. Pei-s. Hebr. tjty i, Arab. X_, Ch. rL, Syr. <"-, vornehmlich
aber der Umstand höchst wahrscheinlich, dass im Aeth. der Nomin. ü, Accus, ö nur bei den Wörtern der Ist. und Ct.
Ordu. vorkommt, ja selbst hier bei der Wiederholung des Pronom. ü nicht 6 lautet (z. B. Zi.}ß. A fanaw-ö la-

vald-ü misit eüm fdiutu suum — misit ßium suum, nicht A(DA.£: lavald-ö, s. Ludolf l. I. p. 150., während es beisst:
 
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