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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0787

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von Champollion.

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bild des verkürzten Plur. Aeth. dl, Vulgar-Ar. toLI d-l, Hebr. ni 6-t anzuseilen ist. Lautete
aber einstmals der alte regelmässige Plur. lu, abgekürzt t, wie verhielt sich denn zu ihm das von
uns als Pluralzeichen nachgewiesene n? Erwägt man, dass das Suffix lu, Ii und dessen Verkürz-
ung / an lind für sich gleichgültig ist gegen Sing, und Plur., so musste dem tu, t, wenn es diese
Gleichgültigkeit verlieren sollte, ein Merkmal der Pluralität beigegeben werden. Diess konnte
positiv auf dreierlei Weise geschehen. Denn erstens konnte man zu diesem Behufe dem Worte
eine grössere Vocalfülle, oder zweitens einen grossem Consonantenumfang, oder drittens beides
zugleich einräumen. Dass die Semit. Wörter für den Plural eine grössere Vocalfülle erhielten, lässt
sich daraus abnehmen, dass die Aeth. Substantiva und Adjectiva, wenn sie im Sing, ohne
langen Vocal auf eine Muta enden, im Plur. m. d'i'., d^\ (über die Formation auf / mit voraus

gehender Muta s. unten), f. df. erhalten, dass die Arab. Masc. ihr sing. L u, 1. im, 1 u, die Fem.

ihr S_, a-lun, ä_ a-lu im PI. in ^, üna, \'} ü\ d-lun, cjC d-lu umändern, dass das Aram.
und Hebr. seinen, im Sing, absol. vocallosen, Masculinen im Plur. ein i j,V> ^ ) beilegt,

das Chald. seinen männl. stat. emphat. N_ in ausdehnt (vgl. hiermit die Formen, sg. |1, pl. |1T)?
so wie endlich daraus, dass die Aram. Femin. ihren stat. emphat. des sg. 1^, Nn im PI. zu fzl,
N£7 erweitern und die Hebr. Femin. auf n_, n_ sich in ni, die auf n-1, tp- i>» Hi'-j rti», verdi-
cken. Ist nun auch der im Plur. erscheinende Vocal häufig im Sing, bloss eingegangen und ist bei
einer beträchtlichen Anzahl Wörter schon im Sing, ein langer Vocal einheimisch, so zeigt sich
doch in dem erstem Verhältnisse, zu welchem man überhaupt auch die im PI. Statt findende Wie-
derherstellung eines im Sing, verdrängten radicalen Lautes zu rechnen hat, nichts desto weniger
das Streben die verkürzte Form des Sing, im Plur. wieder auszudehnen. In dem zweiten Ver-
hältnisse aber wie z. B. in dem Singul. des Hebr. Femin. TL gegen den Plur. ni ist der ursprüng-
liehe Thatbestand durch die Entartung des n_ aus D_ cd (atu vgl. das Vulgararab. il mit dem ä_
der Koran-Aussprache) verwischt worden. Eben so deutlich springt der im Plur. erfolgte Conso-
nantenzuwachs aus dem charakteristischen Abzeichen des Plur.: my n in die Augen. Durch Hin—
zufügung dieses m, n zu dem alten Demonstrativpronom. tu, Ii entstanden die Formen tum, tun,
Um, lin, welche sich in dem Plur. und Duale des Pronom. subst. der 2t. Pers. und in den Verbal-
suffixen der 2t. Pr. ^ DR, )R> jlR, )R mehr oder weniger rein erhalten haben.

An dem Nomen zeigt sich dieser unverstümmelte Plural, so viel ich weiss, nicht mehr. Doch lässt
er sich noch folgern aus den seltneren Pluralconstructiven inic3 ('RJOa), Vn^JOD OR'ltfänig) welche
uns auf den absol. D\-liC2 zurückführen. Dahingegen liegt er noch unverkennbar vor in dem aus dem
höhern Alterthume überkommenen bestimmten Plurale, oder dem Duale, des Femin. Hebr. D^R,
Aram. Arab. ^{jl, obliq. ^ wie z> ß. in J^jJä, obl. (Vulgär.

^ÜcLli, (jl^?^^ nur dass hier die Zweiheit der Objecte auch durch die Zerdehnung in eine
Zweiheit der Vocale veranschaulicht wird. Diese Formen sind demnach für Ueberreste der uräl-
testen Sprachbildung anzusehen. Im Verlaufe der Zeit entstand aber durch Verstümmelung des

1) Geskmus Hebr. Gram. §. 86, 4, 1. vgl. Ewald Hebr. Gram. §• 430. p. 270,
 
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