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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0794

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710 System der Hieroglyphik

einen pronominalen, die Persönlichkeit der Nomina und Adjectiva bedingenden Gehalt besass, so
gemahnt uns die Frage aufs Neue, in Welchem Verhältnisse der Unabhängigkeit sich dieses prono-
minale u, i einstmals zu dem gleichartigen Suffixe tu, ii bewegt hat. — Die Aeth. Substantiva
der Form gabär-i, sagt Ludolf (p. 731. no. 1.), deren Begriff irgend eine männliche Thätig-

keit (aclorem) bezeichnet, besitzen gewöhnlich (ul plurimunt) einen doppelten Plural, indem sie
das eine Mal das i von "ZQZ: gabär-i in jdn £"ZQQ>f: gabär-jäiij, das andere Mal aber in ein
blosses l finC-'!-: gabär-i) verwandeln. Da nun die bei weitem grösste Zahl der Nomina auf i
nach der Form gebildet ist, so führt auch demnach die grosse iMehrzahl dieser Wörter den

angegebenen doppelten Plural. Das j in jäh bergt noch den Rest des i, das i dagegen giebt zu
dem i den Demonstrativlaut und zeigt so die Möglichkeit, dass hier auf dieselbe Weise, wie wir
oben angenommen hatten, ein untergegangenes Ii zum Grunde liege. Jedenfalls ist die männl. Plu-
ralform auf / älter als die auf jäh, denn die erstere erscheint in dem Semit. Sprachstamme als
die ungleich seltnere, als die immer mehr in den Hintergrund tretende und zuletzt fast ganz aus der
Sprache verschwindende. Im Bezug auf dieses i bleibt uns nun bloss die Wahl, entweder anzuneh-
men, dass dasselbe zu einem ursprünglich im Sing, verhandenen i im Plur. unorganisch angefügt
Avard, oder dass es sich ursprünglich auch im Sing, mit dem i als ii vorfand, dass es aber allge-
mach hier unterging, während es sich in dem vollem Plur. noch als Ruine einer reinen Sprachbild-
ung erhalten hat. Allein bedenkt man, dass das 1, an und für sich ganz bedeutungslos ist für den
Sing, und Plur., indem sein eigentliches Wesen über die Zahlbestimmung hinaus das Persönlich-
keits- Verlw'iltniss als Grundlage eben jener Zahlbestimmung angehet, so sieht man schlechterdings
nicht ab, wie sich die urälteste Sprachbildung, welche lediglich auf organischem Wege, d. h. mit
vollem Bewusstsein von der innern Bedeutung der Suffixe vorschritt, zu einem gewissermaassen
conventioneilen Verfahren hätte hergeben sollen. Dieses Verfahren musste um so mehr befremden,
da ja schon im höchsten Alterthume ein charakteristischer Consonant für die Mehrzahl, m, n ge-
bräuchlich war, da selbst untrügliche Zeichen vorliegen, dass dieses m, n mit dem nicht pluralischen,
sondern demonstrativen i als Pluralsuffix zusammenging und da die wechselsweise Anwendung
zweier, an sich ganz verschiedener, Pluralconsonanten l, und m, n nicht in einigen wenigen Wör-
tern, sondern in der grossen Mehrzahl derselben den aller unnatürlichsten Bildungsgang einer Sprache
darstellen würde. Diesem Missverhältnisse begegnen wir aber vollkommen, wenn wir uns der
erstem Annahme zuwenden. Der Ausfall des demonstrativen l im Sing, kann uns hierbei durch-
aus nicht aufhalten, da ja bei zahlreichen Aethiop. Wörtern das als Pronom. der 3t. Pers. erkannte
Schluss-i verloren ging, also einen der Ab werfung des demonstr. £ganz analogen Verlust beurkundet,
obwohl sich hier wie dort das alte l gleichmässig im PI- erhalten hat. Denn alle Substantiva' mit
auslautendem d oder mit schliessender Muta bei voraus gehendem ä, sagte Ludolf (p. 731, 1.),
mögen sie nun männlichen oder weiblichen Geschlechts sein, haben im Plur. äl. Wörter aber wie
i^ii'.nafäs, ventus, pl- iJtfA'. nafäsul, (nitJ>W)j AA?"Isän, lingua, pl. kfittl Isändt (niJB'1?, ^Iv^
A^Ksamäj,ßamäi}coeium)j}\.ü^^:t: samäjäl(s=!^'^,t^Lk,} N'Ct^), l&lb'.'akäl, persona, pl. Ä^A^I
'akäläl, 'eguälj foetus, pl. JiUA^: 'eguälät, 2i>^^; eguälät (neben dem fem. fc^A.^: ju-

venca, pl. Jß^^-; und 2i1«A^: (vgl. bj) und nbajj, und 1J^»), £±3: iölän, corrigia, plur.
■td-f*: tölänät, 0$Ä.D: 'akräb, scorpio, pl- O^Ofl^: 'ak'ärebl Wilp., i=>t^} ^^).
 
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