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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0836

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System der Hieroglyphik

die von pec'ih, spcr'us gegenüber treten sollen. Statt dessen aber bietet uns Bopps Uebersicht
pecii-s, socrü-8 neben sünu-s, sunju-s dar, welche Formen genau den ans hosl'es, mess'es von
mir in hosle-s, messc-s abgeänderten entsprechen. — Wie gefahrlich indess eine allzu änsserliche
Behandlung den der Form zum Grunde liegenden Wesen ist, diess zeigt uns das Schicksal, welches
dem männl. und weibl. Participio Präs. bei Bopp widerfahren ist. Dass im Skr. ttfrfjudan,
b'aran für ?\^x*^Judant-s} 'Q^tQ b'aranl-s stehe, wird von Hr. Bopp Vergl. Gr. p. 160. selbst
gelehrt. Wir gehen nun einen Schritt weiter und behaupten, dass lundens, fefens nicht bloss für
tundenl-s, fererd-s, sondern für lunden-tis, feren-tts stehe. Diess folgt zunächst wiederum aus
Bopps eigener Theorie. Denn da nach dessen ausdrücklicher Versicherung der blosse Nasal (in,
nj den Charakter des Accus, ausmachte, so kann der bei consonantischen Stämmen vor dem m, n
auftretende Vocal im Latein, eben so wie im Skr. nur einen Bindelaut darstellen (Vgl. Gr. p. 177.).
Man sprach demnach ferenl-e-m, JT^cT^i'aranl-a-m für ferent-m, Varant-m. Nun ist aber das
sing.-nominative s tT zu Folge der Vergl. Gram. p. 157. das seines Auslautes beraubte Pronom.
der 3t. Pr. sa = is. Bedenkt man nun, dass dieses Pronomen in der Urzeit der Sprache, wo
die Wortgliederur.g durchaus nichts Conventionelles Verabredetes, Willkührlich-Angenommenes, son-
dern ein mit den Gesetzen des menschlichen Denkvermögens in dem innigsten Zusammenhange
stehendes, organisch hervor gewachsenes Gebilde war, so wird man nicht zweifeln, dass sich das
Pronom. ursprünglich in seiner Fülle und Ganzheit dem durch ihn zum persönlichen Etwas zu er-
hebenden Wortstamme anschloss und dass es erst späterhin seinen vocalischen Bestandteil ab-
streifte. Dieses schwerere Suff, sa wird doch wohl nicht minder eines Bindevocals bedurft haben
als das leichtere Suff, m, n. — Nach meiner Ansicht war indess ein solcher Bindelaut, wenigstens
an der fraglichen Stelle, nicht nothwendig, im Gegentheile so gar völlig unangemessen, da sein
Platz wie seine Wirksamkeit von einem inhaltreichen Vocale, nämlich von einem pronominalen
Vocale eingenommen ward. Denn an den Stämmen cic^ lud, tund.Vf^ Uar, f&F war ja schon ein
Persönlichkeits - Träger vorhanden und zwar ein stärkerer Persönlichkeits-Träger als das sa, *
d. i. das allerdings im Grunde mit sa, s identische, aber noch ungeschwächtere Pron. der 3t. Pr.
tu, U, la in feren-ti-s, ^T^cRTJ»'aran-la-s. Dieses feren-ii, b'aran-la, über dessen auslautendes
$ wir weiter unten sprechen werden, hat sich auch in dem Femin., welchem unseren bisherigen
Untersuchungen zu Folge bei der Zertrümmerung der Urformen eine schonendere Behandlung zu
Theil ward, also in VT^cfT b'aran-ii erhalten und wahrscheinlich seit der Zeit, als das gemeinge-
schlechtige Ii der schärfern Begriffs-Bestimmung nicht mehr zuzusagen begann, sich zu einen ti,
als dem stärkern weibl. Suff, gegen das schwächere männliche und gemeingeschlechtige verdickt,
obschon diese Unterscheidung, wie so viele andere, nicht auf durchgreifende Weise von der Spra-
che zur Anwendung gebracht wurde. Bis auf den heutigen Tag hat das Litth. das weibl. Ii gebor-
gen. Der Litth. Grammatiker Ruhig verräth nun unstreitig einen richtigen Blick, wenn er bei der
Lehre über dieses weibl. ti bemerkt, dass „im Mascul, das Ii tum intercedens ante s weggeworfen
und praecedens n in den vorher gehenden vocalem nach §. 9. b. i. durchstrichen wird, hinc laup-
sinnanlis, unde laiipsinnas (laupsinnansj, mylinlis, myks, luikanlis, laiküs, jesskanlis, jesskäs etc.
Das Femin. aber bleibt unverändert, z. E. luupsinnanli, mylinli, sdkanti, jesskanli". — Aber bes-
ser noch als das Skr. und Litthauische führt uns das Deutsche zurück zu der altern, vollem Form
des Participiums Präs. Im Goth. nämlich besitzt dieses Particip eine doppelte Beugung, je nachdem
 
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