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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0849
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von Champollion.

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sidus, vridus, etc. geben (vgl- auch Altn. fcM=Nhd. Kuh, u.kgr, Gtli. quem u. quinö, mulier, fön u. funa,
ignis). Auf gleiche Weise zeigte ja auch das Ahd. kepanler=Nhd. gebender auf einGth. gibandus (p. 783,
1.) zurück und wie nun einerseits das Gth. gibands und gibanda im Vergleich mit den im Indo-Germ.
Stamme zur Seite stehenden Formen das Material zur Wiederherstellungvon<7i'&«»d«sdarbot,so verschafft
uns anderseits das Zerfallen der altern vollem Forin die naturgemässeste Erklärung von der Entsteh-
ung dieser so genannten starken und schwachen Formen, von denen in der That die eine wie die andere
im Verhältniss zu der Mutter-Form von gleicher Stärke und gleicher Schwäche ist. Dieses dem
Germanischen wie dem Lateinischen und überhaupt den gesammten Schwestersprachen gemeinschaft-
liche Verhältniss der Form-Schwächung nöthigt uns nun ohne alle Widerrede anzunehmen, dass
das Latein, vocs = vox nach der Analogie des ältern merces, mercis für merx, fuces für fax, Vol-
lmes für Pollux, etc. einstmals vocis lautete, nicht aber, dass ein ursprüngliches voc-s sich „unor-
ganisch" zu voc-is oder coci-s erweiterte, widrigenfalls wir auch annehmen müssten, dass ein ursprüng-
liches sonr^sons sich zu sunus, ein faps zu *Tfä<3palis, polis, etc. bedeutungslos erweitert habe. Man
beachte hier aber ja das dem „unorganisch" entsprechende bedeutungslos. Denn allerdings beruhte die
Wurzel hier wie dort in den Worten voc und sun. Allein diese Wurzeln erweiterten sich nicht unorga-
nisch zu voci und sunu, sondern organisch zu voc-is und sun-us, d. h. sie nahmen gleich ursprünglich das
den Begriff der Persönlichkeit bedingende Pronominal-Suffix zu sich, ob schon ich der Meinung bin, dass
diese und ähnliche Wörter in der Urzeit auch mit dem Ur-Suffixe tu, // versehen waren. Die
Wahrheit dieses Grund-Verhältnisses ergiebt sich nun ferner, wenn wir bei erweitertem Gesichts-
kreise die geschwächten Latein. Nominative sg. an den noch unverstümmelteren Nominativen der
einen oder der andern Schwestersprache erstarken sehen. So erhält z. B. das Latein, sol, Goth.
sauil (neben sunna und sunnö), Altnord., Schwed., Dän. söl sein verlorenes Pronominal-Suff. wie-
der in dem Litth. saule, Lett. ssaule und noch besser in dem Griech, yltog und dem gleichbedeu-
tenden Skr. ^Zffi^süryas (mit dem so häufigen Wechsel des l und r), welches Pott Etym. Forsch.
I. p. 131. in Verbindung mit dem Pers. ^~>. kür («Xyij^»-) von svar, coelum ableitet.

Bichtiger möchte indess sowohl ^j^süryas, sol, als ^cj"^ svar, coelum und fl^\suras, deics von
sur, splendere abstammen (s. p. 689.). So verlangt ferner das Latein, nox, wenn wir seine
frühere Gestaltung nach den oben mitgetheilten Wörtern auf x ermessen, einen alten Nominat. sg.
nocis. Allein vergleichen wir das Skr. *itf&{^naklam = noclu (nach Bopp Accusativfonn eines
nicht mehr nachweisbaren ^fffi naktu, Nora. sg. ^TW^naktasJ, Gr. vi£, Gen. vrxrog, Lat. Gen.
noctis, Litth. Nom. sg. naklis, (Poln. noc), Goth. nahls statt nahl-is, Althochd. naht (im Gen.
Dat. sg. neben nahii auch naht), Altsächs. nahl (im Dat. und wohl auch Gen. sg. nahl statt nahli,
auch nahl für pl. nahli), Angels. night (im Nom. Acc. pl. wiederum night nicht nihtß), Eng. night,
Altnord, ndll, Schw. Dän. nät, Ndl. Nhd. Nacht, so gewinnen wir nicht nur den zu dem Schluss-s
verlangten Vocal, sondern auch überdiess den ursprünglich zu dem Vocal gehörenden Demonstra-
tiv-Anlaut l, welcher im German, bei seiner Verschmelzung mit dem Stamme so gar das Schluss-s
überlebt hat. so dass wir nun, wie oben -dem auf den-ti-s, so nox auf ein uraltes, im Litth. jedoch
bis auf den heutigen Tag völlig erhaltenes, noc-li-s=noc-lu-s zurück zu führen haben. Dasselbe alte
Suff. I erhalten wir für: Goth. staimö (f.), Ahd. slerno (m.), Angs. sleorra (m.), Schw. stiema (f.),
Mttndl. slcvrc, Egl., Ndl. slar, Nhd. Stent (m.), Lat. aslrum, Gr. ugttiq, Pers. jX±\ achter, s^Li-
iiidreh, Armen, wUm,Laslg, (vgl. rJT^T turd, Stella) so bald wir uns nur von dem Indo-German.

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