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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0863

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von Champollion.

SO»

W^ay vorkommt. Was aber den Ursprung und die wahre Bedeutung von anbelangt, so ist

es mir höchst wahrscheinlich, dass es ein Hülfsverbum ist, entsprungen aus ? i gehen, oder | i
bitten fllos. Ved. Spec. S. 14.), da sowohl aus ^ wie aus ^ durch Guna ~Q (ai) wird, woraus mit
5T, dem Zusatz der ist. und 6t. Cl., WJ entsteht. Die Abstammung von ^ bitten ist unendlicli
wahrscheinlicher als die von ^ gelten, da diess ein mehr zum Passiv geneigtes und dort auch vor-
kommendes Hülfsverbum ist5 im Causale aber veranlasst das Subject die Handlung sehr häufig
durch bittend — Also nach Hr. Bopp ist der entweder unmittelbar oder mittelbar durch Verge-
sellschaftung mit einem Hülfs-Verbum der Verbal-Wurzel angefügte Vocal pronominaler Natur. Auf
diesem Vocale nun beruhe der Ausdruck der allgemeinen Persönlichkeit, während den ausgebildeten

^ ^ r\

Suffixen FT mi, si, TcT Ii, etc. die Darstellung der besondern Persönlichkeit, obliege. Es böte
sich uns demnach hier eine Pronominal-Verdoppelung dar, dergleichen wir auch an dem Nomen
wahrnehmen werden. Allein da nicht zu bezweifeln ist, dass die Suffixe mi, si, Ii, etc. der einfa-
chen, casuslosen Persönlichkeit am Verbo vollkommen Genüge leisten, so möchte ich Hr. Bopps
Erklärung mit Erweiterung des Gesichtskreises, welchen wir von seinem Standpuncte aus nehmen,
eine andere Wendung geben. Ich habe bereits nachgewiesen, dass der Kern des Pronom. der 3t.
Pers., d. i. der Vocal u, i, a den Begriff des Seins enthält und dass daher dieses Pronom. der 3t.
Pers. als die allgemeinste Bezeichnung des persönlichen Seins in den alten Sprachen häufigst für
das Verbum: Sein gebraucht wird, dessen Wurzel mit jenem Kerne des Pronom. eins ist. Diesem
zu Folge scheint mir bei Bopps erster Haupt-Conjugat. der in Frage stehende Vocal, als gemein-
geschlechtige Wurzel des Pronom. der 3t. Pers. und des Verb. Sein, nicht so wohl den Begriff
des persönlichen Seins, als vielmehr des unpersönlichen, abstracten Seins dem Verbal - Stamme an-
zufügen oder doch wenigstens stärker an ihm hervortreten zu lassen. ledoch scheint auch durch
den Begriff des abstracten Seins vermöge der ihm einwohnenden Vorstellung eines Substantialen
oder Etwas das allgemein persönliche Sein mehr oder weniger hindurch. Dieses abwechselnde
Herüber- und Hinüberscheinen des abstracten Seins in das persönliche und des unpersönlichen in
das abstracte zeigt sich augenfällig in der jüngern Neutral-Bezeichnung sowohl am Nomen als wie
am Verbo. Am Nomen nämlich besteht diese Bezeichnung darin, dass entweder der nackte Pro-
nominal-Stamm 3 u, r ^ ocjer der in Objectivität versetzte Pronominal-Stamm u-m zum Aus-
druck des real schwächsten persönlichen Seins gewählt wird, am Verbo aber, dass dasselbe objec-
tiv gefasste Pronomen SRJ «_wt dem Verbal - Stamme die Bedeutung des Gerundiums oder Infini-
tivs t), mithin dessen Begriffe die Vorstellung eines abstract, unpersönlich seienden Zustandes ent-

1) Bopi> Sanskr. Gram. §. 57o. „Gerundium auf Schliessende Vocale liaben WriddM und vorletzte

Guna, nur wird als vorletzter Vocal durch WriddM gesteigert, und einem schliessenden 2JT ^, 5IT §. 354.)
wird ein euphonisches q^(§. 49. a) beigefügt; z. B. xfTtPT Ctschäyam) von J% (tschi), Jj|c< Hj^ Cb'ämtm) von ^(b'tQ,

^W^Cdäyam) von ^7,"^,^, ^T, ^JW^Cnäsam) vou (tiasj, qjlflj' (yödscham) vou {Jjf (yudsch). — Die-
ses Gerundium, welches vorzüglich nur in späteren Schriftstellern, und auch hier nicht häufig vorkommt, wird meistens
zweimal gesetzt, und drückt dann auch eine Wiederholung der Handlung aus. Die engl. Grammatiker betrachten es als
ein indeclinables Participium, dem Foksteb (S. 4G3.) gegenwärtige und vergangene Bedeutung zuschreibt, ohne ein Casus-
Zeichen oder bestimmtes Casus-Verhiiltniss daran wahrzunehmen. Es ist aber offenbar der Accusatic den Suffixes

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