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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0882

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System der Hieroglyphik

von gamain-dai-ps für gamuin-dai-pis == Gemeiu-hei-t (vgl. gumain-ps, Gemein~de, gamain-s, ge-
mein, comoin-is=commun-is, y.otv-ogJ = communi-ta-lis, xoivo-nj-rog, um liier in dem iu-U, ta-li,
TTj-to, dui-pi zwei an und für sich gleiche Demonstrativ-Suff, wahrzunehmen. Der Anbau die-
ser Suff, springt vornehmlich in die Augen, wenn man einen und denselben Stamm wie z. B. Skr.

ytwan, Persisch dsclnwän, Latein, jüvm, Litth., Lett. jaun, Goth. jugg, Althd., Mit-

telhd. jünc, Alts., Pieiihd. jung, Angels. gering, Engl, young durch verschiedene Suff., oder richti-
ger, durch die verschiedene Handhabung eines und desselben, aber im Verlaufe der Zeit mannich-
fach verstümmelten Suff, verschiedentlich sich gestalten sieht. Durch die Anfügung des pronomina-
len i, geschwächt zu u, welches aber im Allgemeinen, und, wie es scheint, auch in dem vorliegen-
den Falle, aus älterm Ii entsprang, bildete sich der Stamm zu einem geschlechtig persönlichen in
dschuvän-i, jucen-is, tj^\\ yün-i, jaun-us, junc-er, jung-er. Wie der Vocal in jugg's,
jann's, so ist das ganze Suffix in dem Alts., Angels. und Engl. Nom. sg. jung, geong, young un-
tergegangen und der männl. Nom. sg. im Skr. EjcJT yuvd selbst unter den Stamm herab gesunken.
Zum Ausdruck des ungeschlechtig persönlichen oder abstracten Substantives diente im Pers. der-
selbe Pronominal-Stamm i ^y^- dschuvän-i, im Sanskr. die objective Stellung des Pronominal-
Suffixes q|cj-iyuuvan- am, im Deut, dagegen der Rest des starken Suff.: Althd. jugwi-d, Nhd.
lugen-d (Altfr. mit Verlust des n: jugu-dh, Angels. geogo-dli). Dieses starke Suff, ist im Skr.
noch dem weibl. Geschlechte «T^TclT yuva-li für ^q-xiT yuvun-li verblieben und feiert gewisser-
maassen seinen Triumph darin, dass die jüngeren German. Sprachen das aus Ii hervorgegangene
Demonstr. die, the, etc. dem geschwächten jung-e, young, wenn auch nicht wieder anzufügen, doch
wenigstens als Artikel vorzusetzen für nöthig erachtet haben. Das Latein, dagegen hat das dem ju-

Subslautlve bildet, im Gotli. in drei Gestalten, nämlich als ti, di nnd thi (J>). Die ursprüngliche Gestalt ti zeigt sich nach
/'— in welches p und b meistens übersehen — s und h; ■/.. B. anst(i)s, Gnade, von der Wurzel an, Althochd. xinnan
günstig sein, mit eingeschobenem euphonischen *; fralust(i)s Verlust (von lus, Präs. liusa), makt(i)s Kraft von mag-an;
frayiß(ijs Verlobung von yib, yaf, auch fragibts, vielleicht fehlerhaft da b zu t wenig stimmt; ga-skafiCOs Schöpfung
von (skap-an). Die Form di hat ihre Stelle nach Vocalen, kann aber, wo der Vocal des Suff, wegfällt, <J. Ii. im Nomin.
und Acc. sing, das d iu tli umwandeln, weil tlt leichter als d eines folgenden Vocales entbehrt und am Ende der Wörter
und vor Consonanten beliebt ist, wenn gleich auch d in dieser Stellung gedultet wird. Daher bildet die Wurzel Irnd bieten
(Präs. biudeO im flexionslosen Zustand des Prät. bauth, im Plur. biul-um; und der AVortstamm viana-se-di nach Grimms
richtiger Erklärung Menschen-Saat nicht Menschen-Sitz) bildet im Nomiu. und Accus, mana-seths, mana-seth, oder ma-
na-seds, mana-se'd; im Dat. aber mana-sedai nicht -sethai. Dagegen lautet nach Liquiden das Suff, gewöhnlich thi, nach
n auch di; der einmal gewählte Dental aber bleibt dann in jeder Stellung vocallos wie vor Vocaleu; z. B. gabaurth.s Ge-
burt, Dat. ijabaurthai, yafaurds Versammlung (von far-jan gehen), Gen. ffafaurdate, gakunths Achtung, Gen. gakun-
thais, yamunds Gedächtnis«, Gen. yamundait, ya-qvumths Zusammenkunft, DM. gn-tjmimthai, Dat. pl. yaqvumthim. Von
der Verbindung mit m ist das d ausgeschlossen; im Gau/.eu aber stimmt das hier behandelte Lautgesetz auffallend zu einer
ähnlichen Erscheinung im Neupersischen, wo ein ursprüngliches t grammatischer Endungen und Suffixe nur nach dumpfen
Consonanten behauptet, nach Vocalen und Liquiden aber in d umgewandelt wird; daher z. B. ^JCi^ girif-ten nehmen,
jji^o bes-ten binden, ^JiLwto däsch-ten haben, ^JCsEU pukh-ten kochen; dagegen jj^t^ dd-den geben,

ber-den tragen, ^jlX* t dm-den kommen. Ich trage daher kein Bedenken, auch im German, das Ableitungssuffix ti und

viele andere ursprünglich mit t anfangende Suff, von dem allgemeinen Gesetze der Lautverschiebung völlig abzulösen, und
das Schicksal dieses t ganz unter den Eiufluss des vorhandenen Buchstaben zu stellen. — Das Althochd. gestattet bei
unserem Suff, ti, wie bei anderen unpersönlich mit t anfangenden Suff, oder Endungen, dem alten t einen weit ausgedehn-
teren Umfang als das Goth.; da es dasselbe nicht nur unter dem Schutze vou s, h und f, sondern auch nach Vocalen und
Liquiden beibehält — naCh m wird ein euphonisches f eingeschoben — und es nur nach i in d umwandelt. Daher z. B.
ans-t Gnade, Mouf-t Lauf, mah-t Macht, sd-t Saat, ki-pur-t Geburt, var-t Heise, mnn-t Schutz, ki-wal-t Gewalt, scul-t
Schuld, ckuntf-t Aukunft.i' _ Wenn nun Wörter wie Goth. bru-fs, Althd. j/rü-t, Goth. mah-ts, Althd. mah-t, Goth.
 
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