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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0892

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System der Hieroglyphik

andern ausdrückt. Dieses Verhältniss konnte aber zu Folge unserer bisherigen Untersuchungen nur
ein secundäres sein, welches sich erst nach dem im Nominat. oder im stat. absol. erfolgten Unter-
gange des Persönlichkeits -Vocales entwickelte. Die Wahrheit dieser Behauptung erhellt alsbald
näher, wenn wir die im Aethiop. und Arab. geschehene Weiter- Ausbildung der Nominal-Verhältnisse
ins Auge fassen. Durch die Verbindung eines AVortstammes mit einem Pronomen war, wie gesagt,
nur erst dessen inneres Verhältniss, dessen Persönlichkeit an und für sich selbst, zur Entwickelung
gekommen. Allein dieses Verhältniss ist für ein Wort nur dann ausreichend, wenn es eben nur
an und für sich selbst, allein, oder ausser allem Zusammenhange mit anderen Worten betrachtet wird.
Sobald es aber in diesen Zusammenhang tritt, und es geschieht diess in jedem einfachen Satze der
Rede, so kommt nothwendig an ihm ein zweites Verhältniss zum Vorschein, nämlich das seiner
Beziehung zu einem oder mehren andern Wörtern. Den Ausdruck dieser verschiedenen Beziehung
Hacb aussen machen sich die sogenannten Casus der Declination zur Aufgabe *). Man hat öfters
bemerkt, dass die Semit. Sprachen den Casus der classischen und noch allgemeiner den Casus der
Indo-Germanischen Sprachen keine entsprechenden Wort-Fonnen gegenüber zu stellen haben. Wie
weit jedoch eigentlich der Semitism in der Bildung der Casus vorgeschritten und wie weit er noch
hinter dem Indo-Germanischen zurück geblieben sei, ist meinem Dafürhalten nach auch von denje-
nigen, welche diesen Punct besonders zur Sprache gebracht haben (vgl. Ewald Gram. Arab. §.
331., Fürst Chald. Gram. §. 183.), nicht mit der gehörigen Schärfe und Bestimmtheit auseinander
gesetzt worden. Versuchen wir daher, die Frage genauer zu beantworten. Das Princip der Ca-
sus besteht, man beachte es wohl, darin, dass ein mit Persönlichkeit begabtes Wort, unbeschadet
seiner Persönlichkeit an und für sich, gewisse Verhältnisse nach aussen hin zu anderen Worten
besitzt und diese Verhältnisse durch bestimmte, mit dem Ausdruck seiner Persönlichkeit in unmit-
telbare Verbindung tretende Laute, welche eben die Casus sind, darstellt. Diese Beziehungen auf
eine andere Persönlichkeit lassen sich übrigens auch ohne Casus durch unabhängige Präpositionen
und Postpositionen ausdrücken. Auch ist diese letztere Ausdrucksweise unstreitig die älteste,
welcher sich das Semit, für den grüssten Theil seiner Ideen-Verbindungen fortwährend bedient hat.
Nichts desto weniger suchte das Semit, die nach aussen gerichteten Beziehungen seiner persönli-
chen Wörter auch durch unmittelbar ihnen angehörende Laute darzustellen. Es fasste jedoch hier-
bei nur die am Schärfsten hervorspringenden derartigen Beziehungen auf, daher erstens die aller
engste Beziehung, in welche die eine Subjectivität zu der andern gesetzt werden kann, d. i. die
unmittelbare Abhängigkeit eines Wortes von dem andern oder die unmittelbare Angehörigkeit eines
Wortes zu dem andern (Genitiv-Verhältniss), zweitens den absoluten Gegensatz der Subjectivität
(des Nominativs) d. i. die durch das Subject des Satzes bestimmte Ohjectivität (Accusativ-Ver-
hältniss). Wie bewirkte man nun den Ausdruck dieser Verhältnisse? Es ist nur erst bemerkt
worden, dass im Aethiop. und Althebr. Genitiv-Verhältnisse der eigentlich nach innen gerichtete
Vocal seine Wirksamkeit nicht mehr dorthin, sondern nach aussen kehrte. Dasselbe geschah höchst
wahrscheinlich im Arabischen, bevor es sich neben dem Constructiv noch eine Genitiv-Endung zu-
legte. Offenbar nämlich ist in '^k üugMäb-u 'Umar-a} epistola Omari, ,jUii)T S^x» Kira-tu

1) Si'.v. db Sact Gram. Arab. I. %. 714. l>ea cas sont destines ä indiquer quelle fonction on nom fait dana une
proposition, s'ü aert de sujet, ou s'll forme le terme consequent d'iin rapporl (v. sur les cas, mes Principes de ffram.
generale, 2e. älit. p. 81. et p. 140. et sniv.).
 
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