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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0942

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8S8

System der Hieroglyphik

der altern Bildung erfreut. Diese ursprüngliche Gemeingeschlechtigkeit und das darauf erfolgte Aus-
einandergehen in ein Männl. und Weibl. erklärt es nun vollkommen, dass das noch reiner gehaltene
Suff, al, ad, etc. ebenfalls den geschlechtigen Wörtern angehört, so dass ein f. itox-ug, nox-uS-og
formell gleich dem f. pec-us, pec-ud-is die durchaus regelmässige, uralte Bildung an sich trägt,
keineswegs also eine unorganische Erweiterung des Stammes enthält, mag auch die Ausprägung des
vorliegenden Gr. Wortes selbst in einer Zeit geschehen sein, in welcher sie wolle. Daher erklärt
sich ferner, dass auch das unreiner gewordene Suff, us, ar, er, etc. im Lat. und Gr. häutig an den
geschlechtigen Subst. undAdj. auftritt. Man vergl. ausser dem Masc. u. Ntr. (p. 882.) Ven-us,

Ven-er-is, älter Ven-er-us, Ven-r-us, dessen JNTom. pl. Ven-er-es auf gleicher Höhe mit reg-cr-
es, Tfflffitfjijadsch-n-äs-as steht und das Adjectiv. vel-us (wofür Accitis und Ennius bei Prise,
p. 607. 716. das geschwächtere vef-er brauchten) Gen. vel-cr-is. Sowohl Ven-us als vef-us
haben ihr Objectiv-Suff. verloren und sprechen für die Entstehung des f. pec-us aus pec-ud, wel-
ches in gleichem Grade über pec-us hinaus reicht, in welchem Ven-er und vel-er unter Ven-us
und vel-us herab steigen. Das Subjecliv-Suff. wirkt daher auch noch fort in ven-us-lus, ven-us-
talis, vel-us-tus, vel-us-lalis. Gleich dem Suff, us ist das er in einer Anzahl Adjectiva, welche
dieses Suff, in Verbindung mit dem aus tus, Iis entarteten starkem Subj.-S. (er führen wie ein silc-
es-ter, terr-es-ler, camp-es-ter, ped-es-ier, equ-es-fer, sequ-cs-ler. Diese Masc stehen bekanntlich
für silo-es-ler-is, etc., welche Form nur mit Elision des e in dem formell stärkern Fem. silv-es-lr-is,
etc. (jedoch auch mit häufiger Anwendung auf das Masc, vgl. Zumpt Lat. Gr. p. 96. Ramsh. L. G.
p. 72.) noch erhalten ist. Die Ntr. silv-es-lr-e, etc. stehen für das alte silv-es-lr-ed und haben ihr d ein-
gebüsst wie die Neutra pec-u für pec-us, pec-ud, corn-u für corn-us und viel für mell-e aus älte-
rem fiE?.-ir, Ttcov (für 7icoy.-v'?~)=:pec-u und vermittelst diesem für ney.-og=pec-us (vgl. m. nox-og, fem.
nox-ag, und n. neax-og, so wie im Bezug auf den anderweiten Untergang eines Schluss-d den Lat.
Abi. sg.). Das demonstr. d in silc-es-lr-ed ist aber im Grunde nur der stärkere Bruder des
gleichfalls demonstr. s in den Suff, es und ter für ies. Die frühere Geraeinschaftlichkeit dieses s
bezeugt auch noch fortwährend das den Neut. verbliebene Subj.-S. auf s so in silv-eS-lR-e wie in
pec-uS, vel-uS, vet-eli, pulc-ell, il-in-ell etc. Das Herabsinken aus ursprünglich vollerer Form
erfolgte zunächst wohl nur aus phonetischem Grunde, trat aber gewiss bald in Verbindung mit der
Begriffs-Gestaltung selbst, indem man die verschiedentlich veränderte Form zum Träger einer ver-
schiedenen Begriffs-Schattirung machte. Eins mit jenem Subjectiv-Suff- er ist das is in sin-is-ter
für ßin-is-ter-U« vgl. seque$icr£-isj u. C~l'0> und vielleicht mit us in pal-us-ler von pal-us, pal-ud-is ').
Wohl aber treffen wir das er als Subjectiv-Suffix wieder in einer Anzahl Substantiva wie ans-er,
ans-er-is, Sanskr. <<HTO" hans-as, Pers. Vts käz, anser Men. L P- 8-11. Poln. gqsior, Gänserich,
ges, Gans, Goth. Neuhd. Gans, Althd. kons, Engl, goos, pl- geese, Griech. yuv, yj]v mit abgewor-

1) Dagegen streitet nicht die Begriffs-Bildung, welche etwa ein iraX-, ni]X-v3o>q verlangt, indem das Pronomen
ud «= us (wie in pec-ud, pec-us) ein zu naX-, nt;).- Gehüreudes bezeichnet, sondern die Länge des ü im Npjn. Cpahts als
Pyrrhich in Hon. Art. P. 65. steht zu vereinzelt), welche auf einen ähnlichen Grund wie in ineus (von ineud-ere) zu
führen scheint. Dafür aber spricht die Länge und Kürze in den an sich identischen Suff, et und et, it: lebetis, quietis,
parietis, stipttis, des du und in: hemdnis, homdnis, hominis, des dr und gr: decöris: „decöris, des tiis und tu: ven-tüs
lec-tus, virtütls, juv-en-til-tin, welche bei dem Ungeheuern Zeitabstaude von der Entstehung dieser Formen nicht
befremden kann. Vorzüglich wichtig sind die letzteren Worte, weil in vir-tüs, vir-tü-tis das tu offenbar das Demonstr.
Suff, und demnach im Grunde gleich dem Demonstr. S. tus, tfs ist.
 
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