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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0972

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9is

System der Hieroglyphik

von der Form-Entwickelung höchst wichtige Wahrnehmung gilt eben so wohl für die Sprachen des
Indo-Germanv als wie für die des Semit. Sprachstainines. Wie nun der Plural die ursprünglich
das Subjectiv- und Objectiv-Verhältniss der einzelnen Persönlichkeit bezeichnende Zweiheit der
Suff, nach dem Untergange des eigentlichen Plural-Charakters zum Ausdrucke der Mehrheit ver-
wendete, und wie er diese Mehrheit selbst noch in dem letzten Reste jener an sich rein pronomi-
nalen Suff., d. i. in dein Schluss-s wie z. B. in dem Engl. PI. soio-s vom Sg. sow=su-s, su-is für
su-er-is, in dem PI. monlh-s vom Sg. nionth = Goth. menop-s (p., 902.) zu veranschaulichen
strebt, so erlaubt öfters die Abieittings- und Verstärkungs-Bildung die einstmals vom dem Nom. sg.
der Primitiven besessene Mehrheit der Suff, uns wieder zu vergegenwärtigen. Zu der Verstärk-
nngs-Bildung (Intensiv-Form) rechne ich auch die Formation der Comparative und Superlative.
Denn die Analyse derselben zeigt im Grunde nur die Vervielfältigung einfacher Pronominal-Stämme
und zwar eine Vervielfältigung, welche in der ältesten Sprachperiode selbst der primitiven Posi-
tiv-Form zuerkannt ward. Ich habe schon oben an die formelle Einheit von hon-or-es und maj-
or-es erinnert. Hier will ich nur nocb die an die Häufung der Pronominal-Stamme geknüpfte ße-
griffs-S teiger ung an dem Superlativen cRU ia-ma'ß hervor heben. Dieses la-ma ist die Verbind-
ung der uns hinlänglich bekannten Pronominal-Stämme der 3t. Pers. ta und ma und folglich nur
die stärkere Form von tiH sa-ma und KiH si-ma. Nun erkannten wir aber, dass dieses su-ma
nur mit Elision des erstem a als s'ma in der gewöhnlichen Pronominal-, ja selbst noch in der No-
minal-Decl., als Träger einer verstärkten positiven Persönlichkeit einheimisch war. Nichts desto
weniger tritt auch dieses su-iua, si-ma für sich allein in der Bedeutung von omnis, guivis, lolus
auf (p. 897, 2.), wo es demnach gewissermaassen den Superlativ des einfachen Pronoin. U sa bd-
det. Wie sehr nun das tiefer erkannte Verhältniss des Subject.- und Object.-Suff. die Anfangs
(p. G38.) zwecklos geschienene Häufung der Suff, in dem Lat. ii-m'us, si-m'ns, is-si-m'ns, ge-
schwächt V-si-m'its zu einer organischen Gliederung umwandelt, diess leuchtet ohne weiteres Be-
merken eben so ein, als dass das Lat. ti-nCus, si-m'us, is-si-m'us bei dem abwechselnden Gebrauche
der Pronominal-Stämme auf /, s, r und m, n ein reines Seitenstück ist des Gr. o-xcc-xog oder or-
ar-og und dass dieser Griech. Superlativ im Grunde nur das stärkere aller ego des comparativen
o-rto-og oder or-tQ-og, Lat. orQ-isJ, i'-or(-is} ausmacht. Bemerkenswerth ist hierbei, dass wäh-
rend Skr. Wm^si-ma's = to-l'us eins ist mit dem Lat. si-m'us, so das Lat. tö-Vus, welches trotz
seiner Länge gewiss ursprünglich identisch mit lö-l'-us (Pott II. p. 304.) mit dem Gr. ru-xog in
der Wurzel zusammen trifft. — Die verschiedene Abscheidung des Gr. Compar. und Superl. führt»
uns zurück zu dem Puncte, von welchem wir oben abgewichen waren. Unsre Untersuchung stellte
nämlich heraus, dass wir bei den primitiven Nomin. und Adjectiven den zwischen den Vocalen des
Subject.- und Obj.-Suff. befindlichen Consonant im Allgemeinen dem Subj.-Suff. zuzuerkennen haben.
Aeusserst schwierig dagegen ist die Bestimmung bei Denominativen, seien es Nomina, seien es
Adjectiva. Wörter wie juv-en-tu-lis, ven-us-la-lis, leg-i-on-is, commun-i-on-is, vir-lu-tis beur-
kunden, dass die Ableitungs-Suff, eben so wohl an das ungeschwächte Subj.-Suff. des Stammes
Qen == ü) efj elcj, als auch au das geschwächte Suff. CO und an den nackten Wortstamm Cw*_)
antraten. Desshalb und weil die Pronominal-Suff. id, U, ai, tu, Ii, la, wie deren Schwächungen,
an sich von gleichem Gehalte sind, so lassen sich Wörter wie magnitudinis, civitatis, wie es mich
bedünkt, mit gleicher Berechtigung in magii-i-lu-din-is (vgl. für das mit Demonstrativ-Laut begin-
 
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