in meine fröhliche Pfalz hinüberwerfen und dem heitern
Völkchen dort drüben an der Haardt einen Gruß senden,
weshalb ich mich auf die andere Seite des Gartens
begab; hier bemerkte ich, daß eine große Anzahl Hopfen-
stangen, welche aufgestellt waren, störend auf die reizende
Fernsicht einwirkten, und daß unschöne Wellenhaufeil
hier nicht an ihrem Platze seien; die Schwetzinger sollten
bemüht sein, diese Barrikaden zu entfernen. Es fiel
mir ein, daß im Jahr 1734 ein österreichischer General
als Beweis seiner besonderen Ehrerbietung gegen den
Kurfürsten, den Wald, welcher die Aussicht gegen die
Vogesen zu versperrte, auf 200 Fuß Länge aushauen
ließ, wodurch es möglich wurde, bei Hellem Wetter vom
Schlosse aus Hambach oder die jetzige Maxburg sehen
zu können. — Der Vormittag verlief in der angenehmsten
Weise; die Zahl der bereits Angekommenen war sehr
groß; aber um 2 Uhr brachen die Schleichen des Him-
mels und ein starker Regen nöthigte die Besucher, den
Garten zu verlassen; die Gasthöfe und Wirthshäuser
waren mit Fremden angefüllt und machten gute Ge-
schäfte. Allein die hübschen Gartenwirthschaften und
Bierkeller blieben leer, die Musik, welche auf letzteren
stattsinden sollte, mußte unterbleiben und das Vergnügen
war allgemein gestört. Gegen Abend war das Drängen
nach Fuhrwerk allgemein, und ich war froh, am Morgen
eine Einladung mehrerer Pfälzer, welche ihr eigenes
Gefährte bei sich hatten, erhalten zu haben, und kamen
wir wohlbehalten, wenn auch spät in der Nacht, zu
Hause an.
* Schwetzingen. Am Pfingstmontage wurde auf
der Chaussee, welche von hier nach Mannheim führt,
ein zehnjähriger Knabe von einem Omnibus überfahren
und ist des Tags darauf im hiesigen Spitale gestorben.
Es soll das Kind eurer armen Wittwe von Ladenburg
sein. — In der Stadt wurde ein Omnibus durch das
Scheuwerden der Pferde umgeworfen, und ein Kind
so wie ein Pferd erlitten nicht unerhebliche Verletzungen.
Politische Rundschau.
Oesterreich. * Wien. Die Militär-Reduktion
soll sich auch arrf diejenigen Regimenter schwerer Kaval-
lerie ausdehnen, welche im letzten Krieg sich unpraktisch
erwiesen haben. — Die Militär-Zeitung veröffentlicht
unter der Rubrik „Adelsaugelegenheiten des k. k. Mili-
tärs" die Taxen für die Erhebung in den Fürsten-,
Grafen-, Freiherrn-, Ritter- oder einfachen Adelsstand.
— Im Abgeordnetenhause wurde eine Petition des
Wiener Schriftsteller- und Jourualisten-Vereins „Con-
cordia" eingereicht, welche um Begnadigung der in den
letzten politischen Prozessen verurtheilten Redakteure bittet.
Preußen. * Berlin. Das Abgeordnetenhaus
gebrauchte drei Tage, bis die Adresse zur Uebergabe
an den König reif war. Dieselbe enthält Nichts, was
besondere Beachtung verdiente, und legt deshalb auch
keine der bestehenden Parteien irgend welchen Werth
darauf. Die Versicherung der Ergebenheit und Treue
bildet den Hauptpunkt der ganzen Adresse, welche von
Seiten des Königs eine sehr kalte Aufnahme fand;
nicht einmal die Mitglieder der Deputation, welche mit
der Ueberreichung der Adresse beauftragt waren, ließ
derselbe sich verstellen, wie dies doch gewöhnlich zu ge-
schehen pflegt. Die Antwort des Königs enthält die
Hinweisung auf sein Programm von 1858 und die
Versicherung, daß er mit seinen Ministern einig sei! —
Baden. * Schopfheim. Die Eröffnung der
Wiesenthal-Eisenbahn gab Gelegenheit, die freundlichen
Beziehungen zwischen Baden und der Schweiz im besten
Lichte erscheinen zu lassen. — Unser Großherzog wurde
bei seiner Ankunft in Basel von den schweizerischen Be-
hörden auf's Wärmste begrüßt; die Bundesräthe und
der Bürgermeister von Basel nahmen Platz im Wagen
Sr. König!. Hoheit; eine ungeheure Menschenmenge
war versammelt, welche jauchzend den edeln deutschen
Fürsten empfing; Blumen, Guirlanden, Inschriften aller
Art, Badische und Schweizer Flaggen, Böllerschüsse rc.
gaben dem Feste einen imposanten Anstrich. Die mili-
tärische Haltung der Schweizerischen Ehrenwache, welche
am Bahnhofe in Basel aufgestellt war, schien unserm
Fürsten besonders gut zu gefallen. — Die Fahrt nach
Schopfheim und der Einzug dort glich einem wahren
Triumphzuge. Beim Festessen im „Pflug" brachten
Se. König!. Hoheit einen Toast aus auf die Freund-
nachbarschaft mit der schweizerischen Eidgenossenschaft;
Bundespräsident Stämpfli auf das Land Baden und
Bürgermeister Grether auf Basel. Wir sind stolz auf
die Ehre, welche unserm geliebten Fürsten zu Theil
wurde! —
* Karlsruhe. Am 6. Juni Mittags halb 2 Uhr
fuhr ein Extrazug, von Wien, Salzburg, München,
Stuttgart kommend, hier durch, auf welchem sich 550
Personen befanden, welche die Absicht haben, die Welt-
Ausstellung in London zu besuchen. Dieselben kamen
am 7. Morgens 9 Uhr in Paris an, wo sie sich vier
Tage aufzuhalten gedenken.
* Hessen-Darmstadt. Dein Landtage liegt der
Entwurf zu einem neuen Preßgesetze vor. — Unserer
Ansicht nach wäre ein solches in der gegenwärtigen Zeit
sehr einfach abzufassen und würde eine Berathung hier-
über nicht viel Zeit kosten: es wären alle Beschränkungen
der Presse und ihrer Erzeugnisse durch Concessionen,
Cautionen rc. aufzuheben, und Vergehen, welche verübt
werden, durch die Schwurgerichte abzuurtheilen.— Ein
solches Preßgesetz könnte wenigstens gleichen Schritt halten
mit den vernünftigen Anschauungen, welche sich in letzter
Zeit im Gewerbwesen überhaupt Bahn gebrochen haben.
Italien. * Rom. Der Papst hat aus Veran-
lassung der Heiligsprechung der japanesischen Märtyrer
von seiner Milde Gebrauch gemacht und allen Verur-
theilten, ausgenommen diejenigen, welche wegen Dieb-
stahl, Fälschung und Betrug sich in Haft befinden, 6
Monate ihrer Strafzeit erlassen.
Rußland. * Petersburg. Wir haben schon öfter
Gelegenheit gehabt, auf die Fortschritte aufmerksam zu
machen, welche in Rußland in politischer Richtung statt-
Völkchen dort drüben an der Haardt einen Gruß senden,
weshalb ich mich auf die andere Seite des Gartens
begab; hier bemerkte ich, daß eine große Anzahl Hopfen-
stangen, welche aufgestellt waren, störend auf die reizende
Fernsicht einwirkten, und daß unschöne Wellenhaufeil
hier nicht an ihrem Platze seien; die Schwetzinger sollten
bemüht sein, diese Barrikaden zu entfernen. Es fiel
mir ein, daß im Jahr 1734 ein österreichischer General
als Beweis seiner besonderen Ehrerbietung gegen den
Kurfürsten, den Wald, welcher die Aussicht gegen die
Vogesen zu versperrte, auf 200 Fuß Länge aushauen
ließ, wodurch es möglich wurde, bei Hellem Wetter vom
Schlosse aus Hambach oder die jetzige Maxburg sehen
zu können. — Der Vormittag verlief in der angenehmsten
Weise; die Zahl der bereits Angekommenen war sehr
groß; aber um 2 Uhr brachen die Schleichen des Him-
mels und ein starker Regen nöthigte die Besucher, den
Garten zu verlassen; die Gasthöfe und Wirthshäuser
waren mit Fremden angefüllt und machten gute Ge-
schäfte. Allein die hübschen Gartenwirthschaften und
Bierkeller blieben leer, die Musik, welche auf letzteren
stattsinden sollte, mußte unterbleiben und das Vergnügen
war allgemein gestört. Gegen Abend war das Drängen
nach Fuhrwerk allgemein, und ich war froh, am Morgen
eine Einladung mehrerer Pfälzer, welche ihr eigenes
Gefährte bei sich hatten, erhalten zu haben, und kamen
wir wohlbehalten, wenn auch spät in der Nacht, zu
Hause an.
* Schwetzingen. Am Pfingstmontage wurde auf
der Chaussee, welche von hier nach Mannheim führt,
ein zehnjähriger Knabe von einem Omnibus überfahren
und ist des Tags darauf im hiesigen Spitale gestorben.
Es soll das Kind eurer armen Wittwe von Ladenburg
sein. — In der Stadt wurde ein Omnibus durch das
Scheuwerden der Pferde umgeworfen, und ein Kind
so wie ein Pferd erlitten nicht unerhebliche Verletzungen.
Politische Rundschau.
Oesterreich. * Wien. Die Militär-Reduktion
soll sich auch arrf diejenigen Regimenter schwerer Kaval-
lerie ausdehnen, welche im letzten Krieg sich unpraktisch
erwiesen haben. — Die Militär-Zeitung veröffentlicht
unter der Rubrik „Adelsaugelegenheiten des k. k. Mili-
tärs" die Taxen für die Erhebung in den Fürsten-,
Grafen-, Freiherrn-, Ritter- oder einfachen Adelsstand.
— Im Abgeordnetenhause wurde eine Petition des
Wiener Schriftsteller- und Jourualisten-Vereins „Con-
cordia" eingereicht, welche um Begnadigung der in den
letzten politischen Prozessen verurtheilten Redakteure bittet.
Preußen. * Berlin. Das Abgeordnetenhaus
gebrauchte drei Tage, bis die Adresse zur Uebergabe
an den König reif war. Dieselbe enthält Nichts, was
besondere Beachtung verdiente, und legt deshalb auch
keine der bestehenden Parteien irgend welchen Werth
darauf. Die Versicherung der Ergebenheit und Treue
bildet den Hauptpunkt der ganzen Adresse, welche von
Seiten des Königs eine sehr kalte Aufnahme fand;
nicht einmal die Mitglieder der Deputation, welche mit
der Ueberreichung der Adresse beauftragt waren, ließ
derselbe sich verstellen, wie dies doch gewöhnlich zu ge-
schehen pflegt. Die Antwort des Königs enthält die
Hinweisung auf sein Programm von 1858 und die
Versicherung, daß er mit seinen Ministern einig sei! —
Baden. * Schopfheim. Die Eröffnung der
Wiesenthal-Eisenbahn gab Gelegenheit, die freundlichen
Beziehungen zwischen Baden und der Schweiz im besten
Lichte erscheinen zu lassen. — Unser Großherzog wurde
bei seiner Ankunft in Basel von den schweizerischen Be-
hörden auf's Wärmste begrüßt; die Bundesräthe und
der Bürgermeister von Basel nahmen Platz im Wagen
Sr. König!. Hoheit; eine ungeheure Menschenmenge
war versammelt, welche jauchzend den edeln deutschen
Fürsten empfing; Blumen, Guirlanden, Inschriften aller
Art, Badische und Schweizer Flaggen, Böllerschüsse rc.
gaben dem Feste einen imposanten Anstrich. Die mili-
tärische Haltung der Schweizerischen Ehrenwache, welche
am Bahnhofe in Basel aufgestellt war, schien unserm
Fürsten besonders gut zu gefallen. — Die Fahrt nach
Schopfheim und der Einzug dort glich einem wahren
Triumphzuge. Beim Festessen im „Pflug" brachten
Se. König!. Hoheit einen Toast aus auf die Freund-
nachbarschaft mit der schweizerischen Eidgenossenschaft;
Bundespräsident Stämpfli auf das Land Baden und
Bürgermeister Grether auf Basel. Wir sind stolz auf
die Ehre, welche unserm geliebten Fürsten zu Theil
wurde! —
* Karlsruhe. Am 6. Juni Mittags halb 2 Uhr
fuhr ein Extrazug, von Wien, Salzburg, München,
Stuttgart kommend, hier durch, auf welchem sich 550
Personen befanden, welche die Absicht haben, die Welt-
Ausstellung in London zu besuchen. Dieselben kamen
am 7. Morgens 9 Uhr in Paris an, wo sie sich vier
Tage aufzuhalten gedenken.
* Hessen-Darmstadt. Dein Landtage liegt der
Entwurf zu einem neuen Preßgesetze vor. — Unserer
Ansicht nach wäre ein solches in der gegenwärtigen Zeit
sehr einfach abzufassen und würde eine Berathung hier-
über nicht viel Zeit kosten: es wären alle Beschränkungen
der Presse und ihrer Erzeugnisse durch Concessionen,
Cautionen rc. aufzuheben, und Vergehen, welche verübt
werden, durch die Schwurgerichte abzuurtheilen.— Ein
solches Preßgesetz könnte wenigstens gleichen Schritt halten
mit den vernünftigen Anschauungen, welche sich in letzter
Zeit im Gewerbwesen überhaupt Bahn gebrochen haben.
Italien. * Rom. Der Papst hat aus Veran-
lassung der Heiligsprechung der japanesischen Märtyrer
von seiner Milde Gebrauch gemacht und allen Verur-
theilten, ausgenommen diejenigen, welche wegen Dieb-
stahl, Fälschung und Betrug sich in Haft befinden, 6
Monate ihrer Strafzeit erlassen.
Rußland. * Petersburg. Wir haben schon öfter
Gelegenheit gehabt, auf die Fortschritte aufmerksam zu
machen, welche in Rußland in politischer Richtung statt-