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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1872

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Mai (No. 52 - 64)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33306#0255

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Grotzh. Universitäts-Bibliothek
(Pflichtexpl.) Heidelberg.
Dienstag, 28. Mai 1872.

Xft. 6?.

sechster Jahrgang.

AmLs-VcrküuditpttlsisStaiL für öeu Bezirk Schwetzingen.


f tn; ei 1 tt tt st.


Steint »Lchentlich drei Mal: Dienstaq, Donnerstag und Samstag, mit der Jomrtags-Beilage. „PMzcr Unterhattun^.Blati'. «Üc Posta-istpk'e» und Br>,
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„Ttraf.en-Placai^ gratis ausgenommen,

Gin veryängnißvoFes »Souvenir'
vom 1870.
Wir haben eines schrecklichen Unglücks zu
erwähnen, das sich vorige Woche in der Nähe
von Metz ereignet Hot. Am 15. Mai wollte
ein Einwohner von Villers l'Orme, Filmt der
Gemeinde Verny, Namens Peter Trudon PAte,
eine 24pfündige geladene Granate, die er in
seiner Backstube anfbewahrte, an einen andern
Platz bringen, als Las Geschoß erplodirte und
ihm beide Beine zerschmetterte. Die zur Hilfe
herbeigerufenen Aerzte erkannten die Verwund-
ung für tödllich an und unterließen demnach
die Amputation. Der Unglückliche starb am
l7. im Alter von 35 Jahren; er hinterläßt
eine Frau und drei Kinder.
Das Kamöachcr Zeit,
welches gestern begangen wurde, ist den heutigen
Demokraten ein schrecklicher Dorn im Auge.
Sie belegen dasselbe mit den absurdesten Be-
nennungen, Sie erinnern daran, daß der Charakter
des Festes von 1832 ein internationaler war,
der ein Bündniß der Böller — Franzosen.
Deutsche Polen rc. — gegen die Dynastien be-
zweckte. Nun die Zeiten und der Zeitgeist
ändern sich mitunter. Selbst jene ehemaligen
Enthusiasten für Volksverbrüdenmg N. s. f.,
dergleichen Phantomen würden heute — nach
den Erfahrungen der letzten 40 Jahre — sicher-
lich etwas weniger als damals für Franzosen
und Potaken schwärmen und das Große und
Gute unserer Tage anerkennen.
Der Wann von Sedan.
Der „Gaulois" veröffentlicht einen Brief,
welchen der Ex- Kaiser Napoleon aus Anlaß
der über die Kapitulation von Sedan Angel ei-
teten Untersuchung an die bei diesem Akte be-
theiligten Generale gerichtet hat. Derselbe
lautet:
General! Nach den Verfassungen des
Kaiserreichs vor dem Lande verantwortlich,
kann ich nur dasjenige Urtheil gelten lassen,
welches die in aller Regelmäßigkeit befragte
Nation anssprechcn würde. Ich habe mich da-
her auch nicht über den Bericht der Unter-
suchungskommssion über die Kapitulation von
Sedan zu äußern; ich will mich nur daraus
beschränken, die Hanptzeugen dieser Katastrophe
an die kritische Lage zu erinnern, in welcher
wir uns befanden. Die Armee hat, von dein
.Herzog v. Magcntn befehligt, glänzend ihre
Pflicht gethan; sie hat heldenmüthtg gegen einen
zweimal stärkeren Feind gekämpft; als sie an
die Mauer der Stadt und in die Stadt selbst
zurückgedrängl wurde, bedeckten 14,000 Todte
und Verwundete das Schlachtfeld, auf welchem
ich sie kämpfen sah. Die Position war eine
verzweifelte. Da die Ehre der Armee durch
die von ihr entfalleie Tapferkeit gerettet war,
so übie ich unter diesen Umständen mein Recht
als Souverän ans und gab den Befehl, die
Parlamentärsflagge aufzuziehen. Die Htn-

schlachiung von 60,000 Menschen konnte Frank-
reich nicht retten; die erhabene Hingebung der Füh-
rer und Soldaten wäre ein unnützes'Opfer ge-
wesen. Wir haben also einer harten, aber
unerbittlichen Nothwendigkeit gehorch!; sie zer-
riß wir das Herz, ließ mir aber ein ruhiges
Gewissen. Seien Sie, General, von meinen
wohlwollendm Gefinirungeu überzeugt, kaniden-
Place, 12. Mai 1872. — Napoleon.
General Urich und der Anter-
knchlmgsrath.
Der Belagerung und Kapitulation Straß-
burgs werden sich unsere ^.Leser noch lebhaft
erinnern. Nach sind die furchtbaren Mühen
und Strapazen, welche die Belagerer, die Ge-
fahren und Drqngsale, welche die Belagerten
durchzumachen halten, nicht vergessen. Wir
wissen noch recht wohl, wie gefeiert General
Urich damals bei seinen Landsleuten als der
tapfere Commandan! v. Straßbing war und
wie ihm zu Ehren eine Straße in Paris mit
seinem Namen benannt wurde.
Jetzt ist der U mschl a g da : Urich, wird
nun zum Dank für sein Helden- und Martyrer-
thum als ein halber Verräiher befunden und
in Paris beeilt, man sich, die nach ihm benamste
Straße rasch wieder umzutaufen und seinen
Namen der Vergessenheit anheim zu geben.
Wir können uns nicht versagen, nachstehend
das motivirte Gutachten der Uniersnchungs-
kommission wirklich wiederzngeben, wirk! es doch
interessante Streiflichter ans die Zustände
Straßburgs während der Belagerung. Das
motivirte Gütlichen des Untersuchnngsraths
über die Kapitulation von Straßbnrg besagt;
Der Untersuchungsrat!) glaubt zunächst
feststelle» zu sollen, daß in dem Augenblicke,
wo der Divisionsgcueral Urich den Oberbefehl
über die Festung Straßbnrg übernahm, die
Garnison an Stärke und Ar! der Zusammen-
setzung für die Bertheidigung des Platzes un-
zulänglich war. Später verstärkte sie sich durch
einige Bruchtheilc organifirter Korps, durch die
in Hagenau vereinigte Reserve und durch eine
Menge Flüchtlinge, die Von Früschweiler kamen,
und wuchs so ans 10,600 Mann; aber diese
Flüchtlinge brachten schon Elemente der Zucht-
losigkeit und Feigheit vor den, Feinde mit, die
sich später in schweren B rgehen kund thaten,
welche der Oberkammaildant mit der uöthigen
Strenge zu ahnden unterließ Die einheimische
Nationalgarde zeigte Anfangs den besten Willen,
Verlar aber bald Angesichts des Bombardements
und der Feuersbrünste den Mnth und ließ ihre Po-
sten im Stich, um ihre Habt zu bewachen. Die
Artillerie hatte eine hinreichende Anzahl von
Geschützen und Munitionen; aber der schon
von Anfang nn sehr knappe Vorralh von
Perkussions-Zündern schmolz durch den Verlust
van 30.000 solcher Zünder bei dem Brande
der Zitadelle noch mehr zusammen; mit etwas
mehr Vorsicht hätte inan sie an einem sichereren

Orle unterbnngcn lüiinen Dieser Verlas! !.at
einen mächtigen Einfluß auf die .artilleristische
Bertheidigung des Platzes geübt. (Forts, f )

Aus Mch und Jern.
Mannheim, 20. Mai. Der „Löwg.
Anz." 'liefert folgenden Beitrag zu de» »nie,
unser» französischen Nachbarn herrschenden srennt -
nachbarlichen Gesinnungen. Das hiesige Bant-
Hans S. Lederte, P f alz, P r ovinzi a l -
bank, senoete n. A. auch ein Zirknla-v E,
Öffnung des Geschäfts betreffend, an ein Hans
in Dijon und erhielt dieses Zirkular m'i
einer französischen Rundschrift, die wir hier ln
deutscher Uebersetznng folgen lassen, zurück; „Ihr
seid immer dieselben, Ihr Herren Preußen, immer
frech, unverschämt und allen moralischen Sinn
beraubt! Wir können Euch seid !870 ! klebrige,p;
behaltet Eure Anträge für Eure pendulenmnbmdeu
Landsleute, aber kommt nicht, »ns damit ;»
insultiren. Nach allen Schandthalm und Schur
kereien, die Ihr begangen, können wir Euch ivm
aus tiefstem Herzensgründe hassen, in der Er-
wartung der Stunde, in der wir Euch all' das
Uebel illieder vergelten können, das Ihr uns zu-
gefügt. — Dijon, 18. Mai l 872. E h a r l e 4
Eehatie."
Mannheim, 27. Mai. Wie wir an-
Karlsruhe erfahren, wird die „ Süddeuts ck, e
Reichs p o st", die Vertreterin der national-
konservativen Pariei vom 1. Juli an in Augs-
burg forterscheinen. Damit hat diese Parin
ihre Wirksamkeit in Baben a.ffgegeben.
Mnhlhansen, 22. Mai.' Welch unge-
heueren Schaden das jüngste Hagelwetter an-
gerichtet hat, mag aus dem Umstand erhellen,
daß der Schaden für Glasscheiben allein auf
200,000 Fr. abgeschätzt ist, die Markthalle
allein mit einem Antheilc van 5 bis 6000
Franken. In der Fabrik von Dollsus u. Mieg
hat das Weiler etwa 3000 Scheiben zerschlagen :
die meisten der hier vorhandenen phoiogra
phischen Ateliers müssen zu » Theil ganz u .:
wieder hcrgesteüt werden; auch die neue
evangelische Kirche ha! mAire'te ihrer schönen
und iheiircn Fenster zu beklagen. SämnitlichcS
hier vorrälhlg gehalten gewesenes Fensterglas
ist vergriffen, in Folge dessen ungeheure - Be-
stellungen nach Auswärts ergangen sind, nun
spricht von ganzen Eisendahnzngen.

B crmischtc s.
— Außergewöhnliches Aufsehen erregte
i Sonntag in der Ofener Festung, wie der
> „Pester Lloyd" meldet, eine ans 68 Köpfen bc-
! stehende Zigeunerhorde ans Slaoonien, welche
1.5 Büren und 27 Pferde mit sich führe. Diese
Bande wurde über Aviso der Wieselburger
Komiiütsbehörde durch die Ofener Ttadthau;.!-
inannschaft angehalten, um bei derselben ein junge'
blondes Mädchen zu suchen, welches die Horde
 
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