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Seidel, Friedrich; Schmidt, Franz
Arbeitschule (Band 7 : Das Netzzeichnen ; Abth. 2): Krummlinige Figuren: Für Kinder von 7 bis 12 Jahren — Weimar, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.43169#0004
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Zerstreute Ordnung, die Phantasie und der Verstand des Kindes wird genährt
und Einheit und Harmonie hcrgcstcUt. Die Kriegsrüstung ans einer später»
Tafel wird, wie wir hoffen, den Knaben viel Vergnügen bereiten, so wie
die Buchstaben wir namentlich für Mädchen bestimmt haben. Eine pedantische
Ordnung im Gebranch der letzten Tafeln braucht der Schüler nicht eiuzuhaltcu,
indem er sich jetzt schon eine ziemliche Fertigkeit erworben hat nnd selbst zu er-
wählen vermag, was leicht genug ist und für ihn paßt. Auch kann er schon
hier es versuchen, nach der Natur z. B. die leichtesten Formen von Blättern
u. dergl. m. uachzuzeichuen. Zuletzt folgen noch sechs Symbole. Sie bilden
gewissermaßen den Schluß unserer Zeichnungen, nnd obgleich sic nicht gerade
leicht sind, so wollten wir doch auch den Talentvolleren, als Krone des
Fleißes, etwas Schwieriges zu leisten aufgeben.
Zu einem vollständigen und erschöpfenden Gebrauche unseres Netzzeichen-
Heftes beobachte man nun noch Folgendes:
1) In der Schule wie zur Beschäftigung im häuslichen Kreise halte man
stets darauf, daß die Kinder beim Zeichnen möglichst gerade mit hoch
erhobenem Oberkörper sitzen, die Schultern in wagerechter Richtung, dabei
mit der Linken die Schiefertafel oder das Papier festhalten.
2) Man gestatte ihnen nicht, daß sie etwa nur mit der Hand arbeiten,
sondern jede noch so geringe Bewegung zur Seite geschehe mit leichter Be-
wegung des Armes. Tas Naßmachen des Stiftes ist eine Unart und muß
ihnen verboten werden.
3) Wie man überhaupt mit den Kindern schon bei leichtern Figuren längere
Zeit zu verweilen hat, so versuche man auch zuweilen die oder jene Figur aus
dem Kopfe von ihnen anfertigen zu lassen, was ein sicherer Prüfstein dafür sein


wird, daß sic sich deren vollständig bemächtigt und klar genug gemacht
haben.
-lh Ist die Figur etwas komplicirt, so lasse mau sie zuerst den Um-
kreis davon bilden. Alsdann zeichnen sie das Fehlende z. B. die Verzierungen
noch hinein. Geübtern Schülern läßt inan zur Wiederholung den umgekehrten
Weg einschlagcn.
3) Bei weitem unsere meisten Zeichnungen sind dem Anschannngskreise der
Schüler entnommen, nnd man wird finden, daß ihnen diese ein gewisses Ver-
gnügen bereiten. Deshalb aber ist es nöthig, daß man auch noch andere Gegen-
stände sie anfsnchen nnd diese dann von ihnen nach der Natur abzeichnen lasse.
6) Doch soll man sie zugleich auch anhalten, die gegebenen Formen in
zweckmäßiger Weise abznändern oder neue selbst zu erfinden. Da dieses oft
schon durch das Hinzuthun oder Weglassen einiger Striche geschehen kann, so
werden die Kinder dadurch auf die Unendlichkeit nnd Vielseitigkeit der Formen,
wie des Gedankens aufmerksam. Endlich aber
7) lasse man ja, so mannichsaltig die Figuren auch sein mögen, die Ein-
heit, Regelmäßigkeit, Gesetzmäßigkeit des Ganzen wie des Einzelnen in dem
Schüler zu seinem Bewußtsein gelangen. Wer den Zusammenhang der sinnlichen
mit der übersinnlichen Welt in der Natur kennt, wer da sieht, wie eins dem
andern zu einer Hähern Vollendung dienen muß, der wird diesen Moment beim
Zeichenunterricht sehr bedeutungsvoll finden..
So wünschen wir denn, daß auch diese Arbeit sich recht viele Freunde er-
werben möge. Unsere alten Freunde aber wolle sie freundlich grüßen und sie
unserer steten Hochachtung versichern! —
 
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