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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Buch 1 - 3): 1464 - 1625 — Dresden, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.43932#0154
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ERSTES BLICH . 1464-1541

dien die kurfürstliche Kirchenvisitationsordnung ein,- neben Katarina fand er eine
wesentliche Stütze in der Herzogin Elisabet von Rochlitz, der Schwester des
Landgrafen Filipp von Hessen, seitdem sie durch den am 11 Januar 1537 erfolgten
Tod ihres Mannes, des Herzogs Johann, ältesten Sohnes Georg des Bärtigen,
Witwe geworden war und die Freiheit gewonnen hatte auch in ihren Besitzungen
die Reformation einzuführen. Diese kampfesfrohe Frau half namentlich darüber
wachen, daß sein Sohn Moritz bei dem evangelischen Glauben erhalten bleibe.
All diese Entschließungen, die dem Fürsten den Namen des Frommen ein-
trugen —- wie schon Filipp von Hessen ihn als den frommen alten Herrn Heinrich
bezeichnet hatte —, waren aber nicht aus Liberzeugung hervorgegangen sondern
durch seine Umgebung ihm eingegeben und beruhten auf politischen Erwägungen,
um dem Drude zu entgehen den sein Bruder Georg auf ihn ausübte 90a>. Hatte
dieser ihn oder vielmehr dessen Gemahlin Katarina in der Hinwendung zum
Protestantismus gewähren lassen, solange Herzog Johann noch lebte und damit
die Erhaltung Sachsens beim alten Glauben gesichert war, so änderte sich die
Sachlage vollständig durch den Tod Johanns, der Heinrich zum alleinigen Erben
machte, da Georgs zweiter Sohn Friedrich infolge seiner Geistesbeschaffenheit
regirungsunfähig war. Jetzt griff Georg zu dem verzweifelten Mittel diesen Sohn
im Juni 1537 durch einen Ausschuß der Stände, die zum überwiegenden Teil
gleich ihm in der Beibehaltung des alten Glaubens und der alten Ordnung ihren
Vorteil sahen, für regirungsfähig erklären zu lassen,- er selbst trat gleichzeitig
unter Überwindung seiner Bedenken dem katolischen Bunde bei, nachdem ihn
König Ferdinand soeben besucht hatte um ihn zu diesem Schritt zu bewegen,
der dem Bund erst die Macht und den Einfluß verleihen sollte, um vor die Öffent-
lichkeit treten zu können,- dabei hatte Georg die Forderung durchgedrückt daß
auch protestantische Fürsten dem Bunde beitreten könnten, da er hoffte den
Bruder durch die Bezahlung seiner Schulden zum Beitritt bestimmen zu können,
um ihn unter den Einfluß der katolischen Fürsten zu bringen für den Fall daß
die Regirung doch an ihn fiele, da die Mitglieder sich hatten verpflichten müssen
bis zum nächsten Konzil nichts in ihrem Lande zu ändern. Daß aber Heinrich
bereits gleich nach JohannsTod auf Betreiben des Kurfürsten dem Schmalkaldischen
Bund als Schutzverwandter beigetreten war blieb ihm unbekannt,- der Kurfürst
hatte dies durch die Zusage erreicht, Heinrich sein Jahrgeld bis Georgs Tod zu
geben, falls Georg es einziehen sollte,- er sicherte sich dadurch die nötige Deckung
durch den Bund,
Aus diesem bedeutungsvollen Jahr 1537 besitzen wir in der Galerie das
lebensgroße der Stadt Dresden gehörende Bildnis des Herzogs Heinrich, worin

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