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Semper, Gottfried
Vorläufige Bemerkungen über bemalte Architectur und Plastik bei den Alten — Altona, 1834

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https://doi.org/10.11588/diglit.24868#0035
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sich poliren lässt. Noch glebt es keinen Gibbon, der die
Kunstgeschichte jener Zeiten geschrieben hätte. Was
aber aus ihnen übrig geblieben ist, Basilike, Byzantini-
sche, Sächsische, Normannische, Sarazenische Kunst,
dann darauf folgend die Architectur der Gothen, Mauren,
Venezianer, Florentiner bis in die wichtige Periode der
Wiedergeburt hinunter, trägt alles den Charakter antiker
Polychromie. Mannigfaltig und unverkennbar sind die
Spuren, welche zum Beleg des Gesagten dem Reisenden
überall in Italien, Deutschland, Spanien und Frankreich
entgegentreten. Dies Princip hatte sich mit vielen andern
Grundformen der Antike noch erhalten, als im Anfang
des fünfzehnten Jahrhunderts ein neuer Revolutionseifer
die Künstler ergriff, die Traditionen ihrer Väter abzu-
schwören, und im Enthusiasmus für die Antike ihren
Geist gleichsam nur am Borne trinken zu wollen. Glän-
zend war der Erfolg ihres kühnen Bestrebens. Die Form
der Architectur und Skulptur verschönerte sich. Sie er-
stand fast in antiker Reinheit. Allein im Sturme der
Jahrhunderte war manches an der Antike verschwunden
das sich durch Tradition erhalten hatte. Man glaubte ihr
nicht mehr, weil sie in der Vergleichung der vorhande-
nen Ueberreste des Alterthums keinen Beleg fand. Die
schwachen Spuren der Farben, Bronzen und anderer mo-
biler , aber durchaus ergänzender Einzelnheiten wurden
bei dem Uebermaass neuer Gegenstände, die damals den
Bewunderern der neu erstandenen Antike s ch aufdräng-
ten , leicht übersehen.
 
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