Textile Kunst. Assyrien.
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so dass die vorherrschende Holzbekleidung sogar den Griechen
für den babylonischen Baustil charakteristisch erschien.
Xenophon lässt seinen Romanhelden Kyros den stürmenden
Persern zur Aufmunterung zurufen: Hefaistos werde mit ihnen
kämpfen, da die Thorwege und Säulenhallen von Cedernholz den
Brandfackeln fette Speise bieten würden.
Der Cedern des Libanon, die zu den Palastbauten von Nimrud
geliefert wurden, geschieht in einer von Layard mitgetheilten Keil-
inschrift Erwähnung und seine Arbeiter machten sich Wachtfeuer
mit den Cederbalken des Tempels, die vor 3000 Jahren gefällt waren.
Abgesehen von der ächt asiatischen Goldbekleidung der Ge-
täfel mochten diese auch häufig mit kostbaren Hölzern, Perle-
mutter, Glas, Steinen und dergl. ausgelegt und ornamentirt sein,
wozu die Malerei mitwirkte. 1
Besonderen Reichthum verschaffte ihnen das geschnitzte Elfen-
b einfüll werk, wovon uns Layard so interessante Bruchstücke aus
Nimrud erhalten hat, die für sich betrachtet, als merkwürdige
Beispiele einer Skulptur die wir nicht recht zu placiren wissen,
und in ihrem Zusammenhänge mit dem übrigen Raumesschmucke
für unser Thema den interessantesten Stoff bieten.
Es wird schwerlich jemals gelingen, das so berühmte Holz-
getäfel der assyrischen, phönikischen, jüdischen, chaldäischen und
persischen Architektur in seiner stilistischen Eigenthümlichkeit
ganz zu erkennen und zu wissen, wie weit man schon damals mit
der Kunst des Spundens und Einrahmens der Bretter, 2 nämlich
mit der eigentlichen Tischlerei vertraut war, eine Kunst, aus wel-
cher sehr viele architektonische und ornamentale Formen hervor-
gegangen sind, die auch in anderen Stoffen sich dann einbürger-
ten und den Stil ihrer Technik modifizirten. Ich entlehne hier-
für ein erläuterndes Beispiel aus der Metallotechnik, indem ich
auf die Bronzethüren hinweise, die das Alterthum seit frühesten
Zeiten verfertigte, um damit ihre hohen Königshallen und Tempel
zu sichern und zu verherrlichen. Zwei ganz verschiedene Prin-
zipe wurden bei ihrer Ausführung angewandt, von denen das
eine offenbar das ältere ursprünglichere ist, das andere schon
1 Jeremia XXII, 14 erwähnt Zimmer mit Cedern getäfelt und roth gemalt.
— Zephania II, 14 führt die Cedernbretter des Daches (Plafonds) an. Vergl.
auch 1. Könige VI, 15. VII, 3.
2 Engi, framing,
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so dass die vorherrschende Holzbekleidung sogar den Griechen
für den babylonischen Baustil charakteristisch erschien.
Xenophon lässt seinen Romanhelden Kyros den stürmenden
Persern zur Aufmunterung zurufen: Hefaistos werde mit ihnen
kämpfen, da die Thorwege und Säulenhallen von Cedernholz den
Brandfackeln fette Speise bieten würden.
Der Cedern des Libanon, die zu den Palastbauten von Nimrud
geliefert wurden, geschieht in einer von Layard mitgetheilten Keil-
inschrift Erwähnung und seine Arbeiter machten sich Wachtfeuer
mit den Cederbalken des Tempels, die vor 3000 Jahren gefällt waren.
Abgesehen von der ächt asiatischen Goldbekleidung der Ge-
täfel mochten diese auch häufig mit kostbaren Hölzern, Perle-
mutter, Glas, Steinen und dergl. ausgelegt und ornamentirt sein,
wozu die Malerei mitwirkte. 1
Besonderen Reichthum verschaffte ihnen das geschnitzte Elfen-
b einfüll werk, wovon uns Layard so interessante Bruchstücke aus
Nimrud erhalten hat, die für sich betrachtet, als merkwürdige
Beispiele einer Skulptur die wir nicht recht zu placiren wissen,
und in ihrem Zusammenhänge mit dem übrigen Raumesschmucke
für unser Thema den interessantesten Stoff bieten.
Es wird schwerlich jemals gelingen, das so berühmte Holz-
getäfel der assyrischen, phönikischen, jüdischen, chaldäischen und
persischen Architektur in seiner stilistischen Eigenthümlichkeit
ganz zu erkennen und zu wissen, wie weit man schon damals mit
der Kunst des Spundens und Einrahmens der Bretter, 2 nämlich
mit der eigentlichen Tischlerei vertraut war, eine Kunst, aus wel-
cher sehr viele architektonische und ornamentale Formen hervor-
gegangen sind, die auch in anderen Stoffen sich dann einbürger-
ten und den Stil ihrer Technik modifizirten. Ich entlehne hier-
für ein erläuterndes Beispiel aus der Metallotechnik, indem ich
auf die Bronzethüren hinweise, die das Alterthum seit frühesten
Zeiten verfertigte, um damit ihre hohen Königshallen und Tempel
zu sichern und zu verherrlichen. Zwei ganz verschiedene Prin-
zipe wurden bei ihrer Ausführung angewandt, von denen das
eine offenbar das ältere ursprünglichere ist, das andere schon
1 Jeremia XXII, 14 erwähnt Zimmer mit Cedern getäfelt und roth gemalt.
— Zephania II, 14 führt die Cedernbretter des Daches (Plafonds) an. Vergl.
auch 1. Könige VI, 15. VII, 3.
2 Engi, framing,