SS 68—73. Ra-nofru Thronerbin. Ende der Ma'-kei-rc'. Thutmosis III. Alleinherrscher. Seine Nachfolger.
noch vor der Thronbesteigung seines Vaters Thutmosis' I. geboren war, so hätte er beim Beginn
dieser Feldzüge bereits über 50 Lebensjahre zurückgelegt gehabt und wäre bei ihrem Ende über
70 alt gewesen. Dass ein solch hohes Alter kein Hindernis für derartige Unternehmungen zu sein
braucht, lehren ja am besten die Beispiele unseres alten Kaisers Wilhelm I. und seines Feldherrn
Moltke; auch hat man sich die Expeditionen der ägyptischen Könige wohl nicht alle als Feldzüge,
sondern als Inspektionsreisen unter starker militärischer Begleitung, die im Notfall ein thatkräftiges
Eingreifen erlaubte, zu denken, bezeichnet das ägyptischen Wort dafür | y^ijl] /\ doch eigent-
lich auch nur eine „Reise".
§ 72. Zum Schluss seiner Regierung nahm Thutmosis III. seinen Sohn Amenophis II. (Ame-
nemheb 38. Masp. Mom. roy. p. 548), den ihm seine zweite „grosse königl. Gemahlin" ^ q *^~- __g> a| 0,J>
über deren Herkunft wir garnichts wissen1), geboren hatte [LD III 38 a. b.2) 62 b. 64 a], zum Mit-
regenten an. So sind beide im Tempel von Amada in gewissen Räumen (E und F Lepsius)
abwechselnd dargestellt und an den Thüren zusammen genannt (LD III 65 b); und im Grabe des
C=^3 bei Abd el Gurnah nehmen sie zusammen eine Truppenrevue ab (Champ. Not. I 528).
Diese gemeinsame Regierung scheint aber nur kurz gewesen zu sein, da wir Thutmosis III. noch
in seinem 52 sten Jahre in Ellesieh (LD III 45 e, s. ob. p. 23 Anm. 1) und Amenophis II. schon
in seinem 3 ten Jahre in Amada allein treffen (LD III 65 a).
Auf Amenophis II. folgt sein Sohn Thutmosis IV.3), auf diesen sein Sohn Amenophis III.4)
und auf diesen sein Sohn Amenophis IV.5). Das Königtum vererbt sich also von Thutmosis III.
an wieder in direkter Linie vom Vater auf den Sohn.
§ 73. Wenn das, was wir oben über die Herkunft Thutmosis' III. und seines mutmass-
lichen Vaters Thutmosis' I. als wahrscheinlich festgestellt haben, richtig ist und wenn die Ge-
mahlin Thutmosis' III. und Mutter Amenophis' II. wirklich keine Prinzessin war, so standen die
Nachfolger Thutmosis' III. in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis zu dem alten Königs-
geschlecht der Hyksosvertreiber, das mit der Prinzessin Ra'-nofru ausgestorben wäre, nachdem
es schon mehrere Generationen hindurch nur in weiblicher Linie geherrscht hatte. Thutmosis I.
wäre also der Begründer einer neuen Dynastie gewesen, die aber erst mit Thut-
mosis III. nach dem Erlöschen der alten Dynastie unangefochten den Thron einnahm.
Die Zusammengehörigkeit einer Dynastie zeigt sich, wie das Maspero namentlich wiederholt'')
betont hat, oft in der Wahl ihrer Königsnamen. Unsere mutmassliche neue Dynastie unterscheidet
sich von der alten, wie schon oben (§ 4) hervorgehoben wurde, zunächst durch den Familien-
namen Thutmosis, den ihr Begründer und 3 seiner Nachfolger tragen. Sie zeigt ihre Zu-
sammengehörigkeit aber auch in dem ersten Schildnamen, den der König bei seiner Thron-
1) Sie heisst weder Königstochter noch Königsschwester.
2) Dass in der einen Darstellung LD III 38a die Meisselspuren fehlen, die in der andern ib. b angegeben sind,
beruht wohl nur darauf, dass die betr. Darstellung a nur nach Korrekturen in Lepsius' Exemplar von Champ. Mon. II 195, 3,
die andere b nach einer an Ort und Stelle angefertigten Zeichnung publiziert ist. Welche Bewandtnis es aber mit diesen
Meisselspuren hat, das ist noch ein Problem. War dort etwa früher Jemand anders dargestellt, der der neuen Königin
Platz, machen musste?
3) LD III 68. Champ. Not. I 835. 863.
4) Sohn der Mt-m-wli Luksor, vgl. LD III 69 a. 74 c. Champ. Not. I 835.
5) Sohn der Tiy Teil el Amarna. 6) z. B. Mom. roy. p. 683.
noch vor der Thronbesteigung seines Vaters Thutmosis' I. geboren war, so hätte er beim Beginn
dieser Feldzüge bereits über 50 Lebensjahre zurückgelegt gehabt und wäre bei ihrem Ende über
70 alt gewesen. Dass ein solch hohes Alter kein Hindernis für derartige Unternehmungen zu sein
braucht, lehren ja am besten die Beispiele unseres alten Kaisers Wilhelm I. und seines Feldherrn
Moltke; auch hat man sich die Expeditionen der ägyptischen Könige wohl nicht alle als Feldzüge,
sondern als Inspektionsreisen unter starker militärischer Begleitung, die im Notfall ein thatkräftiges
Eingreifen erlaubte, zu denken, bezeichnet das ägyptischen Wort dafür | y^ijl] /\ doch eigent-
lich auch nur eine „Reise".
§ 72. Zum Schluss seiner Regierung nahm Thutmosis III. seinen Sohn Amenophis II. (Ame-
nemheb 38. Masp. Mom. roy. p. 548), den ihm seine zweite „grosse königl. Gemahlin" ^ q *^~- __g> a| 0,J>
über deren Herkunft wir garnichts wissen1), geboren hatte [LD III 38 a. b.2) 62 b. 64 a], zum Mit-
regenten an. So sind beide im Tempel von Amada in gewissen Räumen (E und F Lepsius)
abwechselnd dargestellt und an den Thüren zusammen genannt (LD III 65 b); und im Grabe des
C=^3 bei Abd el Gurnah nehmen sie zusammen eine Truppenrevue ab (Champ. Not. I 528).
Diese gemeinsame Regierung scheint aber nur kurz gewesen zu sein, da wir Thutmosis III. noch
in seinem 52 sten Jahre in Ellesieh (LD III 45 e, s. ob. p. 23 Anm. 1) und Amenophis II. schon
in seinem 3 ten Jahre in Amada allein treffen (LD III 65 a).
Auf Amenophis II. folgt sein Sohn Thutmosis IV.3), auf diesen sein Sohn Amenophis III.4)
und auf diesen sein Sohn Amenophis IV.5). Das Königtum vererbt sich also von Thutmosis III.
an wieder in direkter Linie vom Vater auf den Sohn.
§ 73. Wenn das, was wir oben über die Herkunft Thutmosis' III. und seines mutmass-
lichen Vaters Thutmosis' I. als wahrscheinlich festgestellt haben, richtig ist und wenn die Ge-
mahlin Thutmosis' III. und Mutter Amenophis' II. wirklich keine Prinzessin war, so standen die
Nachfolger Thutmosis' III. in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis zu dem alten Königs-
geschlecht der Hyksosvertreiber, das mit der Prinzessin Ra'-nofru ausgestorben wäre, nachdem
es schon mehrere Generationen hindurch nur in weiblicher Linie geherrscht hatte. Thutmosis I.
wäre also der Begründer einer neuen Dynastie gewesen, die aber erst mit Thut-
mosis III. nach dem Erlöschen der alten Dynastie unangefochten den Thron einnahm.
Die Zusammengehörigkeit einer Dynastie zeigt sich, wie das Maspero namentlich wiederholt'')
betont hat, oft in der Wahl ihrer Königsnamen. Unsere mutmassliche neue Dynastie unterscheidet
sich von der alten, wie schon oben (§ 4) hervorgehoben wurde, zunächst durch den Familien-
namen Thutmosis, den ihr Begründer und 3 seiner Nachfolger tragen. Sie zeigt ihre Zu-
sammengehörigkeit aber auch in dem ersten Schildnamen, den der König bei seiner Thron-
1) Sie heisst weder Königstochter noch Königsschwester.
2) Dass in der einen Darstellung LD III 38a die Meisselspuren fehlen, die in der andern ib. b angegeben sind,
beruht wohl nur darauf, dass die betr. Darstellung a nur nach Korrekturen in Lepsius' Exemplar von Champ. Mon. II 195, 3,
die andere b nach einer an Ort und Stelle angefertigten Zeichnung publiziert ist. Welche Bewandtnis es aber mit diesen
Meisselspuren hat, das ist noch ein Problem. War dort etwa früher Jemand anders dargestellt, der der neuen Königin
Platz, machen musste?
3) LD III 68. Champ. Not. I 835. 863.
4) Sohn der Mt-m-wli Luksor, vgl. LD III 69 a. 74 c. Champ. Not. I 835.
5) Sohn der Tiy Teil el Amarna. 6) z. B. Mom. roy. p. 683.