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Seyler, Gustav A. [Bearb.]; Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,1): Wappen der deutschen Souveraine und Lande — Nürnberg, 1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.27908#0045
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GROSSHERZOGTHÜMER MECKLENBURG-SCHWERIN UND MECKLENBURG-STRELITZ.

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erstenmal der (von R. und G.) getheilte S c h i 1 d vor, und
ist mit einem Helm auf dem ein otfener Flug steht, be-
deckt. In dieser Art lst es hier abgebildet und ich habe
nach heraldischen Grundsätzen den rechten Flug r.,
den andern g. tingirt. — Die Decken sind r. und g.

Das Wappen des Hauses Werle oder Wenden, das
am 7. Sept. 1436 ausstarb, war durchgehends ein Tf Stier-
kopf, g.-gekrönt mit geschlossenem Maul und vorge-
streckterZunge,ohneNasenringundHalsfe!l in g. Schild.
Der Mangel des Halsfells hat, neben der abweichenden
ausseren Form, immer als ein Haupt - Unterscheidungs-
zeichen des Werle’schen Stierkopfes von dem Mecklen-
burg’schen Biiffelskopf gegolten. Dieser Typus fixirt sich
schon in der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts. Die
S t e 11 un g des Kopfes ist stets aufrecht und vorwärtsge-
kehrt, so iange die Herrenvon Wenden das Wappenbild
gebrauchten, erst im XVI. Jahrhundert als der fünftheilige
Schild in der eigenen Form eingführt worden, kam dieser
Kopf, durch seine Stellung im vierten Feld in emeschiefe
Lage und wurde so bis heute beibehalten, doch soll
er lmmer das ganze Gesicht nach vorne kehren.

Der alte Helmschmuck für Werle sind zwei ge-
kreuzte g. Schäfte jeder mit einem Pfauenspiegel be-
steckt.*) — Die Decken: tmd S•

Tafel 67.

Herzog MecHlenburg'isclie Wappen aus tlem XIV.
Jahrbmidert.

Nach dem Erlöschen der Linie Rostock (siehe oben)
wurden eine Zeit lang zwei Schilde nebeneinander,
Mecklenburg und Rostock geführt, da aber um
1358 die Grafschaft Sehwerin an das Haus Mecklen-
burg gefallen war, stellte Herzog Albert in einem
Siegel die zwei Schilde von Schwerin undRostock
nebeneinander und vereinigte dadurch, dass er den meck*
len b urgisc h en Helm über die beiden Schilde setzte,
die Bilder der drei Lande zu einem Wappen.

Wenige Jahre später schon kam zu den ebengenann-
ten zweien Schilden ein dritter für Mecklenburg, und
es wurden die drei Schilde lm Dreipase, 2. 1, gestellt
und mit dem mecklenburgischen Helm bedeckt.

So zeigen sich die beiden Wappen in den Abbildungen
auf der Tafel. In Bezug auf letztere Combinirung er-
laube ich mir noch beizufugen, dass die drei Bilder
Mecklenburg, Schwerin, und Rostock nicht selten auch
in einem, halbgespaltenen und getheilten Schilde mit
dem mecklenb. Helm sich finden, wie namentlich v.
Grünenberg in seinem Konstanzer-Wappenbuch es mit
der Ueberschrift: „hertzog zw Mägkelburg, fürst zw
Wennden vnd Werla her zw Vstrow Graff zw Schwerin
fogt zw Rostuck her zw Stargart“ darstellt.

Ich füge hier noch das Wappen bei, das

Herzog Albrecht von Mecklenburg 1 als König
von Schweden.

führte. Er ward 1346 zum König gewählt, 138J wieder
vertrieben und starb 1412. Gegenwärtiges Wappen ist
naeh einem Siegel dieses Königs und hat einen ge-
vierten Schild, wo in 1. Schweden (drei 2.1, g.
Kronen in B.), 2. M e c klenbur g, 3. Rostock und
4. Schwerin steht. Helm und Kleinod fehlen.

Tafel 68.

Merzoglich Mecklenbnrgische IVappen aus den Jahren
1449 und 1550.

Herzog Magnus (f 1503) war der erste der um das
Jahr 1490 das meklenburgische Wappen merklich ver-
änderte und vermehrte, indem er den gevierteten Schild
mit Herzschild einführte. DieLinie Stargardwar 1471
und das Haus W erle 1436 ausgestorben. In Anbe-
tracbt deasen und wohl nicht ohne Einfluss der da-
maligen Sucht nach Glanz und Prunk im Aeussern,
hatte sich auch das mecklenburgische Wappen der
erwähnten Vermehrung und Verschönerung zu erfreuen.

*) Es fiEden sich jedoch in Siegeln dieses Hauses drei verschie-
dene Kleinodien, nämlich: 1) bei H. Laurentius (t 1400), auch
später bei Johann VII. (f 1423) und WUhelm (f 1436) das eigentliche
mecklenhurgische; 2) bei Johann VI. (t 1395) und Nikolaus Vn.
(t 1408), zwei mit Pfauenspiegeln besteckte Hörner und 3) bei
Christoph (t 1426) die zwei Stäbe wie hier.

Der Herzschild ward dem Wappen der Grafschaft
Schwerin gewidmet. In’s 1. Feld des Hauptschildes
kam der mecklenburgische Büffelskopf und ent-
sprechend in’s 4. der werle’sche Stierkopf zu stehen.
Das 2. Feld erhielt Rostock und in’s 3. wurde das
Wappen der Herrschaft Stargard aufgenommen.

Dies letztere wurde neu erfunden*) uüd zwar
wählte man als Bild, in R. einen ans dem linken Ober-
eck hervorwachsenden nackten Arm mit einem abfliegen-
den g. Tuch unterbunden und einem g. Ring in der Hand.

Auf diesem fünftheiligen Schild steht der mecklen-
burgische Helm, jedoch lst der Büffelskopf in keinem
Schildchen, sondern unmittelbar hinter den Schirmbrette
urid vor dem Pfauenbusch liegend, hervorwachsend. In
dem Siegel, aus dem gegenwärtiges Wappen genommen,
sind zwei fliegende Engel als Schildhalter angebracht.

Das zweite Wappen dieser Tafel ist dasjenige, das circa
1550 vom Herzog JohannAlbrecht (fl576) eingeführt
und in dieser Art bei 100 Jahren gebraucht worden ist.

Der S child ist in Theilung und Bildern dem vorigeD
gleich, doch zeigen sich in den Einzelheiten tnanche Ab-
weichungen von der bisherigen Darstellungsart. Der Büf-
felskopf für M ecklenburg zeigt hier zum erstenmal einen
s. R i n g durch die Nase und eine r o t h e Krone, der Stier-
kopf für W e r 1 e ist schräg- und seitwärts gestellt mit her-
aushängender Zunge, und hat gleichfalls eine r. Krone.

Der Rostocker Greif ist aufgerichtet stattschreitend
und der Arm fürStargard hat hier einen Puffärmel.

Auf dem S c h i 1 d stehen d r e i H el m e, der II., mittlere
mecklenburgische erscheint hier zum erstenmale g e-
krönt, die Schirmbretter sind b., Jf, s., r., g., und
der hervorwachsende Büffelskopf zeigt sich gleich dem
werle’schen Stierkopf nach der Seite. Von den übrigen
Helmen trägt der I zwei von R. und G. getheilte offene
Biiffelshörner für die Grafschaft Schwerin (vergl. oben
Tafel 66 Nr. 4), der III. einen offenen Flug, der rechte
b., der linke g., für Rostock (vergl. a. a. O.) — Die
Decken sind rechts r., g. und r., s., links b., g. und

g.. in der Mitte üt und g.

Tafel 69.

Zwei Wappen tles Herzogs €Iiristian L,ouis 1658—1692.

In der oben beschriebenen Weise blieb das mecklen-
burgische Wappen (mit der kurzen Unterbreehung von
5 Jahren (1627—1632), in welcher der kaiserl. General-
issimus Wallenstein nach Vertreibung der dortigen
Herren als Herzog von M eck le n b u r g erscheint**)
bis um die Zeit des westphälischen Friedens. Durch
diesen Frieden wurde den Herzogen der Besitz von
zweisäkularisirten Bisthümern, S c h we r i n und R a t ze-
burg, unter dem Titel von Fürstentbtimern gesichert.

Für diese Landestheile sollten Wappen in den landes-
herrlichen Schild aufgenommen werden und merk-
würdiger Weise griff man dabei, anstatt sich der schon
vorhandenen und urkundlichen Bisthumswappen zu be-
dienen, insWeite, d. h. man bemühte sich neue Bilder
für die beiden Fürstenthümer zu erfinden. Es wurde
mit Beiziehung zweier Sachverständigen , des Ritters
Joh. v. Gehema in Oldenburg und des Kanzlers Nico-
lai zu Stade, die jedoch beide von der Sache nicht zu
viel verstanden haben mögen, vom fürsthchen Rathe
heschlossen für das Fürsthum Schwerin »in b.
Felde einen schreitenden g. Greifen, welcher auf einem
gr. Plan***) mit s. Einfassung steht, und als Kleinod
einen halben fliegenden g. Greifen» undfiir das Für sten-
thum PLatzeburg «m r. Felde eiu schwebendes s.
Kreuz, bedeckt mit einer offenen g. Krone, dazu als
Kleinod sieben r. Fähnlein an s. Lanzen» aufzunehmen.

Ein weiteres projektirtes Wappen, das ausserden eben

*) Kür Stargard ward früher nie ein besonderes Bild gefüfirt,
sondern die Herzoge dieser Linie liatten in ihren Siegeln alle den
mecklenburgisohen Büffelskopf, und auf dem Helm bald zwei mit
Pfauenspiegeln besteckte Hörner, bald die mecklenbixrgische Helm-
zlerde als Kleinod.

**) Die Wappen, welche der usurpirte Graf von Wallenstein Her-
zog von Mecklenburg, während seiner Kegierung führte, werdea
bei dem genannten Geschlechte zu finden sein.

***) Vergleiche oben Seite 34 die Note.

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