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Seyler, Gustav A. [Bearb.]; Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,1): Wappen der deutschen Souveraine und Lande — Nürnberg, 1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.27908#0050
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40

GROSSHERZOGTIIUM OLDENBURG. — HERZOGTHUM NASSAU.

Tafel 82.

Oldenliurgisfhe Wappen aus tlen Jahren 4483,

1570 und 1508.

Vorliegende drei Wappen zeigen die allmälige Zunahme
les Wappens während des XV. und XVI. Jahrhunderts.

Das erste, aus dem Jahre 1483, hat den Schild ge-
viertet *) mit Oldenburg und Delmenhorst. Es steht
auf diesem wie den beiden folgenden nur ein Helm
und zwar der bekannte oldenburgische. Die Ilörner er-
scheinen hier geöirnet und zwischen denselben steht —
da für Delmenhorst, wie oben bemerkt, kein eigener
Hehn in Gebrauch kam — das g. delmenhorstsche Kreuz.
— Die Decken sind rechts r. und g., links b. und g.

Das zwcite und das dritle Wappen der Tafel sind
n Schild, Helm und Decken dem ebenbeschriebenen
bis auf den Umstand gleich, dass beidcn Schilden ein
Herzschild aufgelegt ist, wovon der des ersteren aus
dem Jahre 1576 das Wappen von Ditmarschen, der des
andern v. .1. 1598 das Wappen von Jever, beide aus der
vorhergehenden Tafel bekannt, enihalt.

Tafel 83.

Wappen von Molsiein - üoltorp 1005. — Bisffiöfljeh Lii-
tieckisclies Wappcn v. J. 1772.

Das Wappen von Ho Istein - G o tlor p , aus dessen
jüngerer Linio hel.anntlich die jezigen Grossherzoge von
Öldenburg stammen, ist aus dem Jahre 1605.

Es hat einen getheilten, oben einmal, unten zweimal
gespaltenen Schild mit Herzschild (Oldenburg undDel-
menhorsl geviertet, siehe oben Tafel 80).

Der llauptschild hat die bekannten Bilder: 1. Nor-
wegen, 2. Schleswig, 3. Holstein (Schauenburg),
4. D i t m a r s ch e n un d 5. Stormsrn.

Auf dem Sdhild stehen drei Helme, deren jeder
gekrönt und ausserdem mit einem r., hermelin-gestiilpten
Fürstenhute bedeckt ist. Auf diesen ilüten erscheinen die
dic Kleinode und zwar I. drei s. Schäfte mit Pfauen-
spiegeln besteckt, wegen Schleswig, der II. der Löwe,
wie in 2. wegeh Norwegen und III. 7 r. Fähnlein mit
dem schaumburgischen Wappen wegen Ilolstein.— Die
Decken sind rechts b. und g., in der Mitte r. und g. und
links r. und s.

Das bischöflich Ltibecksche Wappen aus dem
Jahre 1772 ist eigentlich kein gei.-tiicbcs. obwohl es unter
solchem Titel erscheint, sondern wurde von dcr herzogli-
chen Linie Ilolstein-Gottorp, auch IIolstein-Kiel genannt,
die das säkularisirte Bisthum Liibeck erblich inne hatte
und unter dem Namen »postulirte Bischöle von Liibeck«
erscheint, geführt. Jezt existirt es in dem oldenburgi-
schen Titel noch als Fürstenthum Liibeck und wird da-
für auch ein Bild im Schilde gefiihrt.

Vorliegendes Wappen hat einen gespaltenen und zwei-
mal getheiltten Schild mit eingepfropfter Spize und b.
lierzschild, darin ein schwebendes g. Kreuz mit einer s.
B.schofsiniize bedeckt (Bisthum Lübeck. Jezt wird die
Bischofsmiize g. geftihrt, käme aber richtiger auf den
Schild zu stehen, doch hat man dieses Abzeichen zum
Unlerschiede vom allen Ltibeckschen Bischofswappen wolil
absichtlich gewählt). Im Hauptschilde ist 1. Norwe-
gen, 2. Schleswig, 3. Ilolstein, 4. Stormarn, 5.
Oldenburg, 6, Delmenhorst und in der eingepfropften
Spize: Ditmarschen.

Den Scliild deckt eine g. Spangenkrone und er wird
von zwei g. Löwen gehalten.

HerzogÜiuiii Hassau.

Das Haus Nassau, von dem im Jahre 1160 erbauten
Schlosse gleichen Namens so genannt, gehört seinern Ur-
sprunge nach einem der mächtigsten Dinasten-Geschlechter
an. Unter dem Namen »Grafen von Lau en lni rg« kommen
die Glieder des llauses bereits 956 urkundlich vor. Im
Jahre 1010 spaltete sich der Stamm in zwei Hauptlinien,
die Wa 1 r am is che und die Geldr ische, die 1423 erlosch.

*) Den gevierten Schilct fincle ich sclion friiher, 1450 auf einem
Siegeä Graf Gerhards, jedocli o b n e H e l m.

Die erstere theilte sich im Jahre 1255 abermals in zwei
Aeste, von denen der eine der Wal ramische, der an-
dere der Ottonische genannt wird, und wovon der ältere
in dem erlauchten herzoglichep Ilause Nassau, der jiin-
gere in der Herrscherfamilie des Königreichs der Nieder-
iande noch heutzulage grünt. Aus" dem Walramischen
Ast stammte der deutsche Kaiser Adolph von Nassau (er-
wählt 1292, ermordet 1298).

Von den verschiedenen im Lauf der Jahrhunderte ent-
standenen und w:eder erloschenen Linien des Hauses Nas-
sau hier ausführlicher zu hatidcln, wäre nicht am Piaze,
ich muss jdesshalb hlos auf die vefschiedenen von ihnen
gefiihrten Wappen verweisen.

Das jezige herzogliche Haus erhielt den Titel eines ge-
fiirsteten Grafen im Jahre 1366, die; Reichsfiirsten - Wiirde
1688, den souverainen herzoglichen TiteJ aher am 12. Juli
1806

Die ottonische Linie betreffend, so wird hiemit auf das
K ö n i g r ei ch d e r Niederlande verwiesen.

lch komnie nun zu dem

Staats -VVappen

Tafel 84.

des Ilerzogthums Nassau. Dasselbe hat einen dreimal ge-
spaltenen und dreimal getheilten Schild mit geviertetem
Mittelschild uud Herzschild.

Der Herzschild zeigt in b. mit. sieben g. Schindelri
besäten Feldc einen gekröntcn g. Löwen. (Herzogthum
Nassau).

Der Mittelschild (der die Pläze 6, 7, 10 und 11 ganz
bedeckt) hat in 1. ein r. Kreuz in S. wegen Trier, 2. in
# cinen r.-gekrönten g. Löwen, wegen der Pfalz am
Rhein, 3. in R. einen gekrönten und gelöwten g. Leopar-
den, vvegen der Grafschaft Sayn, 4. in S. ein T4 Kreuz,
wegen Köln.

Im Hauptschild ist 1) in G. ein # Löwe (Herr-
schaft Mahlberg), 2) in R. zw'ei g. Leoparden iiberein-
ander (Grafschaft D i e z) und 3) in G. ebenso zw'ei r. Leo-
parden wegen der Grafschaft Weilnau, 4) in G. ein b.-
gekrönter gelöwJer Leopard (Grafschaft Katzenelnbo-
gen), 5) in B. drei, 2.1, s. Schlägel oder Hämmer wegen
der ßurggrafschaft Hammerstein, 6) in G. ein JA Löwe
(Grafschaft Königstein), 7) In Gr. ein g. Andreaskreuz
das in jedem Winkel von drei kleinen g. Kreuzlein beglei-
tet wird (Herrschaft Merenberg), 8) in B. eiu von R.
und S. in zw rei Reihen geschachter Balken, oben und un-
ten von drei nebeneinander stehenden g. Schindeln besei-
tet (Herrschaft Li m burg), 9) in S. drei r. Sparren wegen
der Grafschaft Eppstein (nicht »Idstein«, wie sie öfters
irrig genannt wird), 10) in S. zw rei # Pfähle (Grafschaft
Wittgenstein). 11) in R. eine zweilliürmige s Zinnen-
burg mit # Thor und Fenstern (Herrschaft Hamburg)
nnd 12) in # ein mit drei # Eberköpfen belcgfer Schräg-
rechtsbalken wegen der Herrschaft Freysburg.

Dieser Schild wird vou zwei widerseheuden gekrönten
g. Löwen gehalten, und ist von einem mit der königlfchen
Krone bedeckten hermelingefütterten Purpurmante] um-
geben.

Tafel 85.

Stammwappen.

Die Grafen von Lurenburg fübrten in ihren Siegeln
einfach einen rechtsaufspringenden Löwen. Da sie sich
abcr Grafen von Nassau zu nennen anfingen, hatte auch
in den Siegeln und beziehungsweise den Wappen eine
Veränderung statt. Wir finden nemlich in dcr ersteu
Hälfte des XIII. Jahrhunderts den Schild schon mit Schin-
deln hesät. Die Ursache dieser Erscheinung werden wir
ani sichersten in dem Umstande flnden , dass bei der ra-
schen Ausbildung der AYappen in jenen Zeilen sich die
Nothwendigkeit erwies, allgenieinere Wappenbilder, z. B
Löw'en, Adler etc., durch besondere auffallende Beizeichen
zu unterscheiden und aus ihnen auf diese Wcise charak-
teristische Merkmale einzelner Geschlechter zu bilden. Sc
kain der thüringische Löwe zu den Streifen, der lüne-
burgische in das mit Herzen bestreute Feld etc. und so
wahrscheinlich auch die Schindeln zu dem nassauischen
Löwen.
 
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