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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,2): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29230#0009
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Vorrede zu Lieferuug 16 der Stiidtewappen.

Der dritte Bearbeiter dieser AbTheilung, die er auch zu Ende zu fiihren hofft, wenn er nicht
oleich seinen Yorgängern vor der Zeit abberufen werden sollte, hält es in seinem eigenen Inte-
resse für geboteu, diese neue Folge mit einigen einleitenden Worten zu begleiten.

Leicht war die Aufgabe des Beginnens für Ilerrn v. Hefner, der nur hineingreifen durfte in die
überreiche Fülle des ihm sich darbietenden Materials, um das ihm zweifellos und passendst Er-
scheinende neu zu pubKziren. Nicht schwer war die Aufgabe des Fortsetzens für Herrn Gautsch,
dem ein noch immer kolossales, noch immer lange nicht erschöpftes Material zu Gebote stand, der
alles Unsichere riikig bei Seite schieben konnte, ohne um Stoff verlegen zu werden. Schwer ist
die Aufgabe des Beschliessens fiir mich!

Auf den Gebieten, auf denen ich besonders zu Hause bin, in den Städten der Provinzen Bran-
denburm Posen und Schlesien, finde ich nichts mehr zu thun, da Gautsch die betreffenden Publi-
kationen Vossbergs und des Freiherrn von Saurma, bei deren Edirung ich mehr oder weniger stark
betheiligt gewesen bin, vollständig excerpirt hat, so dass mich meine eigene Zeichnungen viele
Seiten lang — wie es wohl nur mir allein vorkommt, oft karrikirt-grinsend — anschauen. Auch
meine eigne Sammlung von Städtesiegelu bietet wenig Neues mehr dar, da ein integrirender Theil
derselben, einst in Besitze Yossbergs, dann von Herrn Warnecke erworben und endlich gegen ein
ganz geringfügiges Aequivalent mir freundlichst abgetreten, vor diesem letzten Besitzwechsel Jahr
uud Tag lang Gautsch zur Disposition gestanden hat. Yon gedruckten Werken endlich ist mir nur
ein einziges bekannt und in meinem Besitz, das von Gautsch nur sehr wenig benutzt worden zu sein
scheint: „Lapaix, Armorial des villes etc. de la Lorraine“, das ich durchaus ausbeuten werde,
aber — zum Unterschiede von der früher beobachteten Maxime — jederzeit mit Quellenangabe.

Das Geschäft der „Nachlese“ ist demnach, wie meinen werthen Lesern klar geworden sein
wird, ein recht schwieriges. Oft werde ich gezwungen sein, Berichtigungen einfliessen zu lassen,
oft werde icli nicht umhiu können, zu Conjecturen meine Zufiucht zu nelimen — möge mich dabei
der Himmel vor allzu menschlichen Irrungen bewahren! —, immer aber werde ich bestrebt sein,
wiisten Fabelkram zu bekämpfen und selbst in den wenigen, einem vergessen gewesenen Städtchen
gewidmeten Zeilen, in der leichten Skizzirung seines muthmasslich richtigsten Wappens wmzige
Mosaikwürfelchen dem imponirenden Wandgemälde der Geschichtwissenschaft einzufügen.

Jede Berichtigung soll mir willkommen sein und jeder kleine Beitrag zur Siegel- und Wap-
penkunde besouders der kleinsten Ortschaften wird von mir mit aufrichtigen Dank registrirt werden.

Der freundliche Leser aber vergesse Folgendes nicht: DasWappen von Nürnberg oder Augs-
burg noch einmal abzukont.erfeien, ist keine Kunst, aber wirklich eine Kunst ist es, 40 bis 50 Sie-
gel von „Neustädten“ so zu sondern, dass nicht die geringste Verwechslung vorkommt, oder das
noch nie publizirte Wappen eines Marktfieckens Wolkenkuckucksheim zu ermitteln, wenn sein ge-
strenger Herr Bürgermeister fünf höflichste und dringendste Anschreiben unbeantwortet gelassen,
oder — wie es mir schon einmal vorgekommen ist — einen reisenden Kaufmann, einen anständigen
Mann, den icli gebeten hatte, das fragliche Siegel mir zu beschaffen, arretiren zu lassen Anstalt
gemacht hat, weil er ein solches Amtsgeheimniss hätte erschleichen wollen, ein Amtsgeheimniss,
das derselbe weise Btirgermeister f'reilich fünf Minuten später dem nächsten Vagabunden auf seine
Zwangsroute steinpelt! —

Magdeburg, 1881.

L. Clericus.
 
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