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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,2): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29230#0074
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184

STAEDTEWAPPEN.

verlielien. Nacli Eroberung des Elsass durch die Fran-
zosen schenkte 1659 Ludwig XIY. die Herrschaft dem
Cardinal Mazarin.

Wappen: eine silberne Kirche mit rothem Dache
auf griinen Boden im blauen Felde.

Altusried, Marktflecken des Königr. Bayern,
Schwaben.

Derselbe führt auf seinem Siegel die Abbildung ei-
ner Burgruine, welche auch in der Nähe auf der Ein-
öde Relden zu sehen ist und der Gegend einen male-
rischen Schmuck verleiht. Farben sind nicht bekannt,
wahrscheinlich die natiirlichen,

Alto ÜSiiJister, Marktflecken des Königr. Bayern,
Provinz Ober-Bayern.

Auf einem, mit der Jahrzahl 1660 bezeichneten Stem-
pel erblickt man rechts von einem Kirchengebäude den
Rumpf eines Bischofs und auf einem vom J. 1715 die-
selbe Darstellung. Diese findet man aber auf spätern
Stempeln anders geordnet, indem die volle Figur eines
Bischofs mit Mitra und Krummstab links und die Kirche
ihm zur rechten Seite steht. Auf einem neuen Stempel
fasst der Bischof das Kirchgebäude mit der Rechten an.
Farben nicht bekannt. Das Bischofsbild soll den heil.
Otto vorstellen, welcher Gründer des Orts und Erbauer
der Kirche gewesen ist, sagt die officielle Mittheilung.

AISsta«lt, Stadt des österreichischen Kaiserstaates,
Mähren, am Graupen, am Ursprunge der March. Ihr W.
stellt einen Bergmann dar, der auf der linken Schildes-
seite stehend, einem rechts aufgerichtetet stehenden Bä-
ren den Schlägel (Hammer der Bergleute) entgegenhält,
Eine Erklärung kann nicht gegeben werden.

Alt-Strelitz, Stadt des Grossberzogthums Mecklen-
burg-Strelitz, erhielt im J. 1349 Stadtrecht von den Gra-
fen von Fiirstenberg. Dieselben gehörten der Familie
Dewitz an und sollen im J. 1348 in den Grafenstand er-
hoben worden sein. Das Dewitzische Wappen waren 3
Becher und das gräflich Fürstenberg’sche ein viermal ge-
rauteter Schild. Das älteste, aus dem 14. Jahrh. stam-
mende Siegel der Stadt zeigt dies grundherrliche Wappen
vereinigt: ein dreieckiger, von Ranken umgebener gespal-
tener Schild, in dessen vorderer Hälfte ein ganzer und ein
halber Becher, in der hintern eine unregelmässige Rau-
tung erscheint.

Auf den neuen Stempeln ist dies Wappen dahin ver-
ändert, dass vorn ein Becher und hinten zwei linksge-
kehrte herabhängende Fähnchen dargestellt sind. Nach
der auf dem Rathhausssale in Neu-Brandenburg zu sehen-
den Darstellung in Farben sind dieselben 1 gold. Becher
in Roth; die Fähnchen roth in Gold; Helmschmuck 2
von Gold und Roth übereck getheilte Büffelhörner. Da-
zwischen 1 gold. 8strahliger Stern, über welchem 1 gold.
offene Krone schwebt. Helmdecken roth, blau und gold
(die neuern Landesfarben).

Tafel 211.

(Zusatz zu S. 126.)

Zur Zeit der französischen Occupation, während wel-
cher auch die französische Stadtverwaltung eingeführt
war, musste die Stadt ihre alten Siegel ausser Gebrauch
stellen und nach Yorschrift einen sitzenden gekrönten
Kaiser-Adler mit der Ueberschrift Mairie d’Alzei und der
Unterschrift: Mont Tonere (weil sie zum Departement
Donnersberg geschlagen) füliren.

Ammerscliweiler sonst Amersweyer, Städt-
chen der Provinz Elsass, schon im 9. und 10. Jahrh. un-

ter dem Namen Amalrichsweiler bekannt, war anfänglich
ein königliches Landgut, aus welchem eine Stadt ent-
stand, nachdem im 14. Jahrh. die drei Dörfer Ammerswihr,
Meyweiler und Katzenwiler oder Katzbach zu einem Orte
vereinigt worden waren. Dies war auch der Grund, wes-
halb die Stadt unter drei Herren, einem kaiserlichen
Voigte, den Herren von Ribeaupierre und Oberlandsberg
gehörte, deren Lehnherr das Haus Oesterreich war. Je-
der dieser 3 Herren hatte die Bewachung eines Thores
und ernannte Beamten zu Einnahme seiner Gefälle.

Wappen: Der heilige Martin zu Pferde, welcher sei-
nen Mantel mit einem Bettler theilt. Goldene Kleider,
silbernes Ross; im rothen Felde auf grünem Boden.

Amorbach.

(Zusatz zu Taf. 157. S. 125.)

Auf dem ältesten bekannten, an Urk. v. J. 1438 vor-
kommenden Stempel-Abdrucke erblickt man eine Kirche
mit Rundbogen-Fenstern und drei Thürmen, davon einer
über dem Haupteingange, rechts, und die anderen auf dem
Dache stehen. Auf dem Chore erhebt sich auch ein klei-
ner Thurrn mit Knopf und Kreuz oder Lilie. Auf spätern
Stempeln (1651 zuerst) werden 4 Thürme dargestellt.
Diese Thürme sind höchst wahrscheinlich die noch jetzt
auf der alten Abtei-Kirche zu sehenden vier. Ygl. Heff-
ner, Fränkisch-Würzburgische Siegel. S. 68.

Aistlernach. Stadt des Königr. Preussen, Rhein-
provinz, an der Nette und am Rheine; alter Ort, schon
den Römern unter dem Namen Antunacum ante Netam
bekannt. Er soll liier ein palatium der deutschen Könige
gewesen sein. Später wurde sie Reichsstadt. Das Erzstift
Cöln erwarb sie und hat sie bis 1802 behalten.

Ihr Wappen ist ein getheilter Schild, oben Silber,
unten Roth, belegt mit einem schwarzen Kreuze mit sil-
bern Rande, auf welchem Kreuze zwei kreuzweise gelegte
goldne Schllissel liegen, mit den Bärten nach oben ge-
kehrt. Das schw. Kreuz in Silber ist das W. des Erz-
stifts Cöln.

Amllair. Städtchen der Provinz Elsass, an der
Andlau, entstand durch eine Benedictiner-Abtei, welche zu
Ende des 9. Jahrh. von Richardis, Gemahlin Karls des
Dicken, gegründet ward, die auch hier ihr Leben be-
schloss und nach ihrem Tode heilig gesprochen wurde.
Im 13. Jahrh. wurde der um das Kloster entstandene Ort
von der Aebtissin den Grafen v. Andlau in Lehn gegeben,
welche auf einem benachbarten Berge eine Burg, Hoch-
Andlau geheissen, hatten, deren Ruinen noch vorhanden
sind.

Im J. 1789 erfolgte die Aufhebung des Klosters und
Veräusserung seiner Besitzungen.

Y rappen: ein die ganze Schildfläche in vier Theile
Theile zerlegendes goldenes Kreuz in Roth.

Ob hiervon etwas dem von Andlau’schen W. entlehnt
ist, vermögen wir nicht zu sagen.

Anliolt, Stadt des Königr. Preussen, ProvinzWest-
falen.

Das Wappen der Stadt sind nach der heutigen Dar-
stellung zweiFiguren, welche zwei übereinanderstehendeii
Bechern oder Schnallen ähneln. Nach officieller Mitthei-
lung werden sie für Doppelsäulen gehalten, welche in
Rotli stehen. Diese Deutung berechtigt den Verf. zu der
Vermuthung, dass das Stadtwappen das W. der vorJahr-
hunderten ausgestorbenen Grafen von Anholt sein solle,
welche eine silberne, oben mit einer ^oldnen Krone ge-
zierte Säule im rothen Felde führten, und dass Missver-
stand der Stecher diese Säule zu der jetzigen Figur um-
gestaltete. Auf dem Schilde ruht ein Helm, geschmückt
mit einem offenen Fluge, zwischen welchem die Wappen-
figur wieder erscheint.
 
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