DER NICHTRAUCHER
s
Kippenlied
Melodie: Was streiten sich die Leut' herum .
Wenn ich so auf der Straße geh'
Halt ich den Kopf genei„chut,
Ob ieh nieht einen Stummel seh,
Der für drei Züge reicht.
Und find' ich ihn, freu ich mir Ii sehr,
Falls er sogar noch brennt:
Dann spar' ich auch noch Streichhölzer:
Das ist mein Kontingent!
Ja, früher rauchte ich R6
Und Atihah und Nil
Und mazedonisches Geic&ehs
Und sonntags 'ne Brasil.
Die' Kippen warf ich achtlos weg,
Trat mit dem Fuß sie aus ...
Heut bin ich nieht so over-stolz:
Ich mach Drehnoussi draus.
Es gibt 'ne Stummelwissenschaft,
Die unterscheidet das:
Ob kurz, ob lang, zerquetscht und ganz,
Ob trocken oder naß.
Wenn ich 'neu extra langen find'
JVenn ich ihn „Bei omi",
Dagegen die ganz kurzen sind
JVitr „made in germanyu.
Wenn ich so auf der Straße geh,
Dann tu' ich ganz betrübt,
Ob ich nieht einen Stummel seh,
Der noch ztcei Züge gibt.
Ich bück mich schnell und steck ihn ein,
Damit mich keiner sieht,
Es würde mir doch peinlich sein,
Wünscht man mir: Appetit.
Das Bücken steht uns Deutsehen gut,
Wir haben's schnell gelernt.
Ulan hat uns ja vor ein'ger Zeit
Das Rückgrat ganz entfernt!
Ein Nichtraucher ist schuld daran,
Daß wir so tief gerutscht.
Ihr deutschen Raucher, denkt daran,
Wenn ihr am Daumen lutscht ! 11
i tut dem Itabarett der „Hinterliliebenen") ' ff. Hartteiu
Aus dem Tagebuch eines Rauchers
Man müßte einen Kippen-Magnet erfinden! Beim
Auftauchen einer Kippe ein Druck auf einen Knopf
einer Vorrichtung vom Aussehen ähnlich einer röh-
renförmigen Taschenlampe: und schon hebt sich die
Kippe und verschwindet wie der Blitz im Innern
der Röhre. Das war' eine Sache! Das oftmalige be-
schwerliche und unter den Augen der lieben Mit-
menschen geradezu peinliche Bücken bliebe einem
erspart, man behielte saubere Finger, die ganze
Sache spielte sich viel appetitlicher ab.
Bekanntlich wird ab i. Juni in Bayern die Rauch-
warenzuteilung neu geregelt. Ich hoff te, man würde
uns künftighin je Tag 10 Stück Zigaretten zutei-
len. Gefehlt! Heute kam Paul und erzählte mir,
daß er aus verläßlicher Quelle erfahren habe, daß
ab Juli jedermann auf Grund eines Abschnittes sei-
ner Raucherkarte eine bestimmte Straße behörd-
licherseits zum Kippensammeln zugewiesen erhal-
te^ werde, „Gottlob", sagte ich, „das war an der
Zeit!" Denn nun wird man allmorgendlich in Ruhe
seine tägliche Kippenration sammeln können, ohne
Gefahr zu laufen, daß einem die besten Bissen vor
der Nase weggeschnappt werden. "Wer sich künf-
tighin nach einer Kippe bückt, muß dessen gewär-
tig sein, sich jederzeit auszuweisen, daß ihm das
Recht des Kippensammelns an dieser Stelle auch
wirklich zustehe. Das "Wildern in fremden Revie-
ren wird exemplarisch bestraft.
H. Frydecky
E. Willmann
H. M.-Brockmann
Klapi>t fast immer
„Einen Freund habe ich, der spricht perfekt
amerikanisch." — „Wieso amerikanisch?...
englisch!" — „Nein, amerikanisch!" — „Das
ist ja dasselbe!" — „Es ist so wenig dasselbe,
wie die Münchner Ausdrucksweise im allge-
meinen und das Giesinger Idiom im speziellen
dasselbe ist!"
Mit meinem amerikanisch sprechenden
Freund also, mit dem . .. wir zwei sind übri-
gens leidenschaftliche Raucher ... mit dem
schlendere ich so durch die Straßen. — Bis
wir Zigaretten sehen, solange schlendern wir
gemeinsam. — Sobald wir Zigaretten gesehen
haben, trennen wir uns. — Ich schlendere
alleine weiter. — Weil ich von meinem Freund
schon sehr viel gelernt habe, deswegen sage
ich, so im Schlendern: „Häf ju e Sigaret
plise?"... klappt fast immer!... Wenn die
Camel oder Chesterfield oder Old Gold gerade
im Begriff ist, ihren Besitzer zu wechseln,
dann kommt mein Freund angeschlendert. Im
Vorüberschlendern brummelt er: „Schwei-
nerei!— Charakterlosigkeit!—" „Sie, meinen
Sie mich oder meinen Sie diesen Herrn?" sage
ich. — „Wot das hi min?" sagt der Dritte.—
Damit ist mein Auftrag erledigt. Ich schlen-
dere weiter. —In der Regel entspinnt sich
zwischen dem Dritten und meinem Freund
ein Gespräch folgenden Inhalts:___auf ameri-
kanisch natürlich ... „Könnte mir nicht pas-
sieren, einen fremden Mann um eine Zigarette
anzubetteln!" — „Du bist wohl Nichtraucher?"
— „Im Gegenteil! Fanatischer Raucher!" —
„Aha, Selbstbeherrschung also?" — „Ja, voll-
kommene Selbstbeherrschung!"—„O. K., mei-
ne Anerkennung!" — Die Anerkennung wan-
dert in Form einer zigarettengefüllten Schach-
tel von einer Hand zur anderen. —- Mein Freund
schlendert weiter. Er schlendert um die näch-
ste Straßenecke. — Dort stehe ich. — Wir teilen
redlich.—Alsdann schlendern wir weiter und
halten Ausschau nach Zigaretten. — Klappt
fast immer!
Neulich hat es auch geklappt,—bis hinter die
Ecke. Dort erwischte uns der Spender beim
Teilen. Er nahm uns nicht nur seine, sondern
auch die anderen fünf Packungen ab, die wir
uns erschlendert hatten.—
II. Sehtitmann
5$
s
Kippenlied
Melodie: Was streiten sich die Leut' herum .
Wenn ich so auf der Straße geh'
Halt ich den Kopf genei„chut,
Ob ieh nieht einen Stummel seh,
Der für drei Züge reicht.
Und find' ich ihn, freu ich mir Ii sehr,
Falls er sogar noch brennt:
Dann spar' ich auch noch Streichhölzer:
Das ist mein Kontingent!
Ja, früher rauchte ich R6
Und Atihah und Nil
Und mazedonisches Geic&ehs
Und sonntags 'ne Brasil.
Die' Kippen warf ich achtlos weg,
Trat mit dem Fuß sie aus ...
Heut bin ich nieht so over-stolz:
Ich mach Drehnoussi draus.
Es gibt 'ne Stummelwissenschaft,
Die unterscheidet das:
Ob kurz, ob lang, zerquetscht und ganz,
Ob trocken oder naß.
Wenn ich 'neu extra langen find'
JVenn ich ihn „Bei omi",
Dagegen die ganz kurzen sind
JVitr „made in germanyu.
Wenn ich so auf der Straße geh,
Dann tu' ich ganz betrübt,
Ob ich nieht einen Stummel seh,
Der noch ztcei Züge gibt.
Ich bück mich schnell und steck ihn ein,
Damit mich keiner sieht,
Es würde mir doch peinlich sein,
Wünscht man mir: Appetit.
Das Bücken steht uns Deutsehen gut,
Wir haben's schnell gelernt.
Ulan hat uns ja vor ein'ger Zeit
Das Rückgrat ganz entfernt!
Ein Nichtraucher ist schuld daran,
Daß wir so tief gerutscht.
Ihr deutschen Raucher, denkt daran,
Wenn ihr am Daumen lutscht ! 11
i tut dem Itabarett der „Hinterliliebenen") ' ff. Hartteiu
Aus dem Tagebuch eines Rauchers
Man müßte einen Kippen-Magnet erfinden! Beim
Auftauchen einer Kippe ein Druck auf einen Knopf
einer Vorrichtung vom Aussehen ähnlich einer röh-
renförmigen Taschenlampe: und schon hebt sich die
Kippe und verschwindet wie der Blitz im Innern
der Röhre. Das war' eine Sache! Das oftmalige be-
schwerliche und unter den Augen der lieben Mit-
menschen geradezu peinliche Bücken bliebe einem
erspart, man behielte saubere Finger, die ganze
Sache spielte sich viel appetitlicher ab.
Bekanntlich wird ab i. Juni in Bayern die Rauch-
warenzuteilung neu geregelt. Ich hoff te, man würde
uns künftighin je Tag 10 Stück Zigaretten zutei-
len. Gefehlt! Heute kam Paul und erzählte mir,
daß er aus verläßlicher Quelle erfahren habe, daß
ab Juli jedermann auf Grund eines Abschnittes sei-
ner Raucherkarte eine bestimmte Straße behörd-
licherseits zum Kippensammeln zugewiesen erhal-
te^ werde, „Gottlob", sagte ich, „das war an der
Zeit!" Denn nun wird man allmorgendlich in Ruhe
seine tägliche Kippenration sammeln können, ohne
Gefahr zu laufen, daß einem die besten Bissen vor
der Nase weggeschnappt werden. "Wer sich künf-
tighin nach einer Kippe bückt, muß dessen gewär-
tig sein, sich jederzeit auszuweisen, daß ihm das
Recht des Kippensammelns an dieser Stelle auch
wirklich zustehe. Das "Wildern in fremden Revie-
ren wird exemplarisch bestraft.
H. Frydecky
E. Willmann
H. M.-Brockmann
Klapi>t fast immer
„Einen Freund habe ich, der spricht perfekt
amerikanisch." — „Wieso amerikanisch?...
englisch!" — „Nein, amerikanisch!" — „Das
ist ja dasselbe!" — „Es ist so wenig dasselbe,
wie die Münchner Ausdrucksweise im allge-
meinen und das Giesinger Idiom im speziellen
dasselbe ist!"
Mit meinem amerikanisch sprechenden
Freund also, mit dem . .. wir zwei sind übri-
gens leidenschaftliche Raucher ... mit dem
schlendere ich so durch die Straßen. — Bis
wir Zigaretten sehen, solange schlendern wir
gemeinsam. — Sobald wir Zigaretten gesehen
haben, trennen wir uns. — Ich schlendere
alleine weiter. — Weil ich von meinem Freund
schon sehr viel gelernt habe, deswegen sage
ich, so im Schlendern: „Häf ju e Sigaret
plise?"... klappt fast immer!... Wenn die
Camel oder Chesterfield oder Old Gold gerade
im Begriff ist, ihren Besitzer zu wechseln,
dann kommt mein Freund angeschlendert. Im
Vorüberschlendern brummelt er: „Schwei-
nerei!— Charakterlosigkeit!—" „Sie, meinen
Sie mich oder meinen Sie diesen Herrn?" sage
ich. — „Wot das hi min?" sagt der Dritte.—
Damit ist mein Auftrag erledigt. Ich schlen-
dere weiter. —In der Regel entspinnt sich
zwischen dem Dritten und meinem Freund
ein Gespräch folgenden Inhalts:___auf ameri-
kanisch natürlich ... „Könnte mir nicht pas-
sieren, einen fremden Mann um eine Zigarette
anzubetteln!" — „Du bist wohl Nichtraucher?"
— „Im Gegenteil! Fanatischer Raucher!" —
„Aha, Selbstbeherrschung also?" — „Ja, voll-
kommene Selbstbeherrschung!"—„O. K., mei-
ne Anerkennung!" — Die Anerkennung wan-
dert in Form einer zigarettengefüllten Schach-
tel von einer Hand zur anderen. —- Mein Freund
schlendert weiter. Er schlendert um die näch-
ste Straßenecke. — Dort stehe ich. — Wir teilen
redlich.—Alsdann schlendern wir weiter und
halten Ausschau nach Zigaretten. — Klappt
fast immer!
Neulich hat es auch geklappt,—bis hinter die
Ecke. Dort erwischte uns der Spender beim
Teilen. Er nahm uns nicht nur seine, sondern
auch die anderen fünf Packungen ab, die wir
uns erschlendert hatten.—
II. Sehtitmann
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Der Nichtraucher"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 1.1946, Nr. 5, S. 55.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg