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Der Simpl: Kunst, Karikatur, Kritik — 1.1946

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https://doi.org/10.11588/diglit.7376#0115
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ROMANZE VON SIMBA UND DER FREIHEIT

Wanderzirkus „Juan Bocco",
Dalles in Programm und Kasse,
prellt Finanzamt, macht Marokko,
Sensation dort erster Klasse:
Riesendame, Wunderesel,
väud'ger Spitz im Feuerreifen,
„Haifisch-Jack" sprengt jede Fessel!
Bocco selbst kann Kunstpfiffpfeifen.
Hei, wie war' das Leben heiter,
wär's ein Zirkus und nichts weiter!

Ganz am Schluß die Direktrice:

Als Dompteuse korsettieret,

peitschenknallend; Löwenmieze

gähnend in die Nigger stieret.

Ei, wie rast der braune Pöbel:

Erbtum sprengt den Gummikragen,

geil zerteppern sie die Möbel.

Boccos retten Roß und Wagen.
Ja, die braunen Afrikaner
sind nicht so wie unseraner.

Simba nun, der Löwenkater

— schon sein Opa war Berliner

und bei Heck deckt noch sein Vater —

wird schockiert durch die Schlawiner.

Solche urwaldsitt'gen Gäste

machten Simba sich entsetzen

und dieweil ex's Sägmehl näßte,

tat nach achtern er entwetzen.

Auch ein Löwe hat zuzeiten
manchmal seine Menschlichkeiten.

Aber, ach, bald gähnt der Magen;
Simba röhrt nach der Dompteuse;
auch der Durst fängt an zu plagen.
Niemand kommt! Da wird er böse.
Peitscht den Sand und träumt von Bissen
abgedeckter Schindermähren,
die im Käfig er zerrissen:
Sehnsucht preßt ihm heiße Zähren.

Freiheit muß man sich erdienen;

Sicherheit nur fährt auf Schienen.

HARMLOSE TIERWELT!

Simba spricht: „Der Freiheit Freuden

sind ein Trug der Philosophen:

Kalorienmangel leiden?

Freund, was kann ich dafür koofen?

Trinken aus der Regenpfütze?

Ohne Kübel? Das bringt Seuchen.

Eh' ich mir die Brust bespütze,

will ich lieber dem entfleuchen!"

Knechtschaft läßt den Freien stöhnen,
doch sie ist zum Angewöhnen.

Simba wendet seine Schritte

wieder wanderzirkuswärts:

Käfigdasein, sieben Tritte —

weist der Freiheit seinen Sterz.
"•Schleicht beschämt zur Direktrice,

Kohldampf raucht aus hohlen Knochen:

„Angestammte! Deine Mieze

kommt geläutert heimgekrochen."

Sichres Aas in Knechtschaft jausen,
ist die Sehnsucht von Banausen;
denn der Freiheit frische Kost
brät auf einem heißen Rost!

Th. Vogg

M. Radier

„Uns heißt man Bestien. Und die ... . nennen sich Menschen!"

115
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Harmlose Tierwelt!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "„Uns heißt man Bestien. Und die ... . nennen sich Menschen!""

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Radler, Max
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Der Simpl, 1.1946, Nr. 10, S. 115.
 
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