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SIMPELEIEN

„Le Populaire" berichtet, daß SS-Leute
der Fremdenlegion in Saigon mitunter
das Horst-Wessel-Lied singen. —
„Heute gehört uns Saigon und morgen
die ganze Welt. .."

Auf Grund der Waffen-
amnestie wurden u. a. ab-
gegeben: 3 Panzer, 22
Geschütze, 30 Maschinen-
gewehre, 117 Panzer-
fäuste, 411 Geschützgranaten und Bomben. Warum keine
von den geheimen Waffen V 3, 4, 5 ... ?

Der rumänische Landwirtschaftsminister hat König Michael
um Bepflanzung der Palastgärten mit Gemüse statt mit
Blumen gebeten. Die Bestellung wird vorwiegend von
Parlamentsmitgliedern ausgeführt. Unser Landtag sollte
auch einmal produktiv beschäftigt werden und wäre es
nur im — Hofgarten!

Prof. Dr. Stroux, Rektor der Ber-
liner Universität, betonte in einer
Ansprache: Die Gedankenfreiheit an
der Universität sei nicht in Frage ge-
stellt, die Redefreiheit könne aller-
dings nicht unbegrenzt sein. —

Also d«ch:

Das österreichische
Parlament verabschie-
dete sein Gesetz über
die Befreiung vom

Nationalsozialismus
mit dem entschuldi-
genden Hinweis, daß
die Alliierten (leider!)
auf einer energischen
und rigorosen Denazi-
fizierung bestünden! Da beinahe 600 000 der befreiten
Österreicher Parteimitglieder waren, wird es schwer sein,
unter Ausschaltung der Säuglinge und Geisteskranken ge-
nügend Unbelastete zur Besetzung der Spruchkammern zu
finden. Ein Glück, daß wenigstens nicht alle jene aus-
geschaltet werden müssen (und können), die ihre gewalt-
same Heimholung seinerzeit mit dem Jammerschrei „Ein
Volk, ein Reich, ein Führer" donnernd beklagten!

„Verglichen mit der Ewigkeit
sind diese Lasten leicht",
seil der rumänische Minister-
präsident Dr. Groza tröstend
gesagt haben im Hinblick
auf den Friedensvertrag, der
seinem Lande auferlegt wurde.
— Welche Lasten hat er in
der Ewigkeit zu erwarten?

Der „Eiserne Hindenburg", die mit „Wohltätigkeits"-
Nägeln beschlagene Holzstatue aus dem ersten Weltkrieg,
wurde während der großen Kälte in Berlin verheizt. Ach,
könnten doch alle Holzköpfe solch gutem Zweck zugeführt
werden!

Am 18. Februar
erblickte die vierte
Tochter des hol-
ländischen Kron-
prinzenehepaares
das Licht der Welt.
Hoffentlich bedeu-
tet das nicht neue
Gebietsansprüche!

Der württembergische Befreiungsminister Kamm führte in
einer Rede über die langwierigen allgemeinen Denazi-
fizierungsmethoden aus, daß beispielsweise in Bayern bei
dem augenblicklichen Tempo die Denaziiizierungsmaßnah-
men noch sechs bis sieben Jahre dauerten. Staatsminister
Loritz hat darauf Herrn Kamm in seine — württem-
bergischen — Schranken zurückgewiesen und erklärt,
daß dieser über die bayerischen Entnazifizicrungsmethoden
kein Urteil abzugeben hätte. — Ganz unsere Meinung!
Wie kann Herr Kamm von einer Gesamtdauer von sechs
bis sieben Jahren sprechen, wo ein Ende der Denazi-
fizierung in Bayern überhaupt nicht abzusehen ist?

Während in Paris wie überall Knappheit an Nahrungs-
mitteln herrscht, wurden bei Le Havre 18 Tonnen Sprot-
ten wieder ins Meer geworfen, als Protest der Fisch-
konserven-Industrie gegen die vom Ernährungsministerium
festgesetzten Kleinhandelspreise.

Die Fleischer in Portugal haben den Behörden mitgeteilt,
daß sie erst wieder argentinisches Gefrierfleisch abneh-
men können, wenn ihre Lager geleert wären.

Die Künstler des Württem-
bergischen Staatstheaters lehn-
ten die auf Veranlassung des
Staatsministeriums vorge-
sehene Vereidigung
auf die Verfassung
ab. Halten sie es

Uunter ihrer Würde,
außerhalb des

_ Theaters Komödie

zu spielen.

Im Bayerischen Landtag wurde die „Erziehung der Büro-
kratie zur Demokratie" gefordert. Umgekehrt schien es
bisher Ieiahter zu gehen.

Nach einer Aufstellung des amerikanischen Magazins
„Printer's Ink" er-
reichte die Ziga-
rettenproduktion
der USA im ver-
gangenen Jahr 351
Milliarden Stück.
— Bayern hinge-
gen produzierte in
dem gleichen Zeit-
raum etwa — 10
Millionen Raucher-
karten.

Sechs Waggons Schnee wurden von Norwegen nach Däne-
mark gebracht, für den Bau einer Sprungschanze in
Holtekollen. — Schade, daß uns dieser Auftrag ent-
gangen ist! Schnee wäre eines der wenigen Güter ge-
wesen, die wir in diesem Winter freudig, reichlich und
ohne Bedauern exportiert hätten.

Der albanische Regierungsvertreter macht die schlechten
Verkehrsverbindungen in Europa für sein Zuspätkommen
bei einer Konferenz verantwortlich. — Europa hofft

immerhin, bis in zehn
Jahren seinen Verkehr
wieder auf die vor-
bildliche Höhe Alba-
t niens zu bringen.

Zeichnungen:
M. Radler

DAS NEUE EI DES COLUMBUS

oder „DIE FLÜCHTLINGSFRAGE GELÖST"
Heureka gerufen, heureka!

Wieder einmal erwies eich Kompetenz als Impotenz, aber
wo der behördliche Apparat kläglich versagte, wurde das
brennendste Problem unserer Tage, nämlich das Problem
der Unterbringung der Flüchtlinge, überraschend gelöst.
In der schwäbischen Gemeinde Dahenfeld trug es sich
zu. In Dahenfeld liegen die Neubürger im Wirtshaussaal,
nicht des süßen Weines voll, sondern ergeben und geduldig
darauf wartend, daß die Altbürger ein wenig zusammen-
rücken und einem ein Kämmerchen abvermieten. Aber
Wirtshaussäle sind keine Wartesäle, und niemand nimmt
es krumm, wenn die Jugend des Ortes ungeduldig mit dem
Tanzbein scharrt. Was tun? spricht der Wirt, und plötz-
lich hat er's. Er quartiert die lästigen Nichttänzer für
den Sonntag einfach ins Schulzimmer hinüber, von wo
sie am Montagmorgen, wenn der Herr Lehrer sein Tag-
werk beginnt, mit ihren Siebensäehelchen wieder zurück-
kehren können.

Fürwahr, eine Patentlösung, die, wenn sie Schule macht,
ungeahnte Perspektiven eröffnet. Seht, meine Hauswirtin
hat einen Sohn, der geht auf Freiersfüßen. Aber er kann
die Erkorene nicht heimführen, weil das Nestchen just
in der Mansarde gerichtet werden soll, darinnen ich,
Ärmster der Armen, mit meiner Muse logiere. Ich habe
Verständnis für die Angelegenheit der jungen Herzen.
Hier, nehmt meinen Mansardenschlüssel und laßt euch
aufbieten, ich werde derweil im Walde die Hirsche ver-
hören!

Aber noch einmal heureka gerufen, heureka!
Auch die Frage deines Unterhalts, Flüchtling, ist endlich
gelöst. Die Stadtväter von Oldenburg sind es, die den
Vogel abschössen. Der Antrag fand einstimmige Annahme,
meldet die Zeitung, der Antrag nämlich, für die Flücht-
linge eine — Pfandleihe einzurichten.
Die Stadtväter von Oldenburg befinden sich am Leben.
Man hat sie nicht gelyncht. V. Kaluza

Silin,- IUI IBFKA S TEX

Durchreisender aus H. Sie wundern sich über die
vielen blassen, schlechtgekleideten, abgezehrten Men-
schen in bayerischen Städten, voraus in München. Das
sind selbstverständlich keine Einheimischen, sondern
nur einige der zahllosen Preußen, die man in Bayern
verhungern läßt. Laut Berliner und anderen nordischen
Meldungen wiegen die Bayern grundsätzlich nicht
unter zwei Zentnern. Unsere dicken Schulkinder sind
weltberühmt!

Besorgter Händler in Eisenwaren. Zu Frage 1. Aueh
wir finden die Forderung des Bauernverbandes nach
einer gründlichen und restlosen Kontrolle der gewerb-
lichen Erzeugung und Verteilung unerhört und fragen
mit Ihnen: wovon soll denn der gewerbliche Mittel-
stand dann noch leben und seine Denazifizierungs-
gebühren bezahlen? Zu 2. Beim Tausch „Dachpappe
gegen Butterschmalz" würden wir das Verhältnis
Pfund gegen Pfund vorschlagen. Zu 3. Vermeiden Sie
so harte Worte wie Schleich- und Schwarzhandel.
Dafür gibt es die viel einprägsamere, auch von pri-
vaten Besuchern aus der britischen Zone häufig ver-
wandte Bezeichnung „Kompensationsgeschäft."

Kleinster Steckerlreiter. Ihre Idee für Gründung einer
eigenen Säuglingszeitschrift „Der Dietzel" halten wir
für sehr gut. Auch Kleinstkinder haben ihre Probleme
und gerade in einem demokratischen Staatswesen darf
an der geistig-seelischen Notlage der Mutterbrüstler
nicht vorübergegangen werden, will man nicht diese
starken Träger künftigen Parlamentarismusses zu früh
schon abhalten, sich mit aller Kraft dem demokrati-
schen Aufbauwerk zu widmen. Die Säuglinge allein
haben das Recht, gegen die Uberalterung in allen
Stellen, schon auf den Schulbänken der Zehnjährigen,
vorzugehen. Das wichtigste Stück für das neue Druck-
werk scheint jedoch die Überlassung eines motori-
sierten, selbstgesteuerten Kinderwagens an den Haupt-
schriftleiter.

Vergebliche Suche, Das glauben wir gern, daß Sie die
betreffende Amtsstelle nicht gefunden haben. Sie trägt
nämlich nicht, wie Ihnen gesagt worden war, als Fir-
menschild den Namen „Das Haus der kleinen Ge-
schenke", sondern die offizielle Bezeichnung lautet
nach wie vor „Wohnungsamt".

Verdutzter Ehemann. Den Schlag mit der Bratpfanne
haben Sie wohl verdient! Wie konnten Sie auch
gerade in dem Augenblick, da es klirrte, in die Küche
kommen und die jeder Herzensbildung Hohn spre-
chende Frage stellen: Was ist denn jetzt schon wieder
hin?

Alter Demokrat. Selbstverständlich bleiben Sie in Ihrem
Schreiben anonym! Nutzt es Ihnen nichts, so schadet
es ihm doch. Und darauf kommt es schließlich heute
mehr als je an.

Böses Gerücht. Sie müssen sich irren: „unerwünschte
Journalisten" gab es nur im Dritten Reich. Heute darf
einer entweder schreiben — oder er darf nicht! Daß
„schwarze" Listen an Zeitungen geschickt werden, ohne
daß den Daraufstehenden Gelegenheit zur Stellung-
nahme gegeben würde, halten wir für unmöglich, da
es jeder demokratischen Gepflogenheit Hohn spräche.

DIE MITARBEITER DIESES HEFTES
soweit sie nicht in den bisherigen Heften verzeichnet
waren: Fritz Burkhardt 3. 9. 1900 München, Siegfried
Busch 12. 5. 1910 Kyritz, Maria von Eynerm 11. 4. 1921
Wuppertal-Barmen, Hans Joachim Schreiber 15. 5. 1923
Hamburg, Xaver Fuhr 23. 9. 1898 Mannheim, Hugo
Härtung 17. 9. 1902 Nitzschkau, Viktor Kaluza 10. 9. 1896
Bienendorf, Otto Nückel 6. 9. 1888 Köln, Bodo Ohly 16. 8.
1914 Berlin, Rudolf Schlichter 6. 12. 1890 Calw, Sepp
Schroeder 12. 3. 1926 Arnstorf, Graf Hans von Schwei-
nitz 24. 10. 1910 Potsdam, Hannes Trautloft 3. 3. 1912
Großobringen, Ernst Willmann 1. 4. 1917 Hindenburg.

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Simpeleien"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Radler, Max
Entstehungsdatum
um 1947
Entstehungsdatum (normiert)
1942 - 1952
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 2.1947, Nr. 2, S. 18.

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Erschließung

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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