G. Schümpf: PFERDE
KONZIL IN NÜRNBERG
Hohe rote Würdenträger aus vielen Ländern anwesend
Delegat Signore Simonini trifft verspätet ein
Botschaft der Bekenntnistreuen aus östlicher Diaspora
Scharfe Absage an die Schismatiker
Verdammung der russischen Häresie
Sozialisierung alleinseligmachendes Dogma
Hundertjähriger Kanon des Evangelisten Marx wird revidiert
Ein „non possumus" an die SED-Sektierer ,
Tadel an der unklaren bayerischen Konzeption
Exemigrierter Sozius Waldemar erhält nur eine Stimme
Einmütige Sanktion der parteipäpstlichen Glaubenssätze
urbi et orbi!
Enttäuschungen dagegen erzeugen Glaubenslosigkeit und damit die politische
Reservearmee, die aus Verzweiflung, Aussichtslosigkeit und Unwissen sich für
Abenteuer mißbrauchen läßt.
Wir wollen keine parteipoTitischen Gewerkschaftler, aber politisch denkende
Gewerkschaftler.
Man braucht keineswegs der Meinung sein, daß wir Deutsche zu allen Kern-
fragen zu schweigen hätten, um einzusehen, daß sehr oft ein Weniger in
deutschen Proklamationen ein Mehr bedeuten würde.
Man übersehe bei dem Streit um Föderalismus und Zentralismus' den ent-
scheidenden 'Unterschied zwischen dem Zentralismus der Gesetzgebung und
dem der Exekutive. Gegen diesen müsse man sich wehren, gegen jenen nicht.
Die „Kompetenz-Kompetenz", das heißt die Befugnis, bestimmte Materien durch
Gesetze endgültig zu regeln, müsse der künftigen deutschen Republik vorbe-
halten bleiben.
Der künftige ,,Reichs"präsidcnt müsse aber in seiner Bedeutung gegenüber der
ihm in der Weimarer Verfassung zugestandenen zurücktreten.
Man könne weder ein „Staatenkomplott" noch einen „Ausbeutungs-Zentralis-
mus", wie er „in den ferngesteuerten Hirnen der SEP ausgebrütet" worden
sfei, gebrauchen.
142
Der Friede der Welt wird nicht durch den Föderalismus, sondern durch die
Demokratisierung Deutschlands gewährleistet —■ momentan gibt es keine Ver-
fassungen, sondern nur Literatur.
Es ist kein erhebendes Schauspiel gewesen, den „Zangengeburten der Koali-
tionskabinette" zuzusehen. 1
Nichts anderes als „politische Sodomie" ist es ferner, wenn einer Regierung
außer den Sozialdemokraten auch ein Herr Loritz angehört habe. —
Wenn man aber fürchte, die Sozialdemokratie könne hie und da durch das
Mchrheitswahlrecht in die Opposition gedrängt werden — nun, das trockene
Brot der Opposition ist oft bekömmlicher als der unappetitliche Brei der
Koalition.
Die Zufallsgebilde der heutigen Länder müßten natürlichen Gebilden weichen
und die Welt solle uns mit „negativistischem Föderalismus" in Ruhe lassen.
Stilblüten, gepflückt auf dem Reichsparteitag der SPD in Nürnberg. (Die Red.) ^" ^e<^
DIE SCHLACHTPARADE
Was liegt denn da im Schlamm und Dreck, ein Fuß, ein Arm, ein Schädeldach?
Was wand sich hier im Blut und Kot und schleppte die Gedärme nach?
Es sind-Millionen Leichen, ja Leichen, nur Leichen,
Denn Kriege mußten sein.
Was hoppst sich beinlos durch die Stadt und rollt sich übers Pflaster hin?
Was tappt sich an der Wand entlang und läßt von einem Hund sich zich'n?
Es sind Millionen Krüppel, ja Krüppel, nur Krüppel,
Soldaten mußten sein.
Was heult und wimmert Tag für Tag und schlägt sich um das Brot herum?
Wer bettelt sich das Leben durch und hängt sich alte Lumpen um?
Es sind die Frau'n und Kinder, die Frauen, die Kinder,
Denn Waisen mußten sein.
Was kommt denn da im Schritt und Tritt mit Pfeifen und mit Bumbstrara?
Was schießt und haut und sticht und stirbt — wer ist denn nun schon wie-
der da?
Es sind Millionen Krieger, ja Krieger, nur Krieger,
Denn Kriege müssen sein. A.'WisbeA
I
KONZIL IN NÜRNBERG
Hohe rote Würdenträger aus vielen Ländern anwesend
Delegat Signore Simonini trifft verspätet ein
Botschaft der Bekenntnistreuen aus östlicher Diaspora
Scharfe Absage an die Schismatiker
Verdammung der russischen Häresie
Sozialisierung alleinseligmachendes Dogma
Hundertjähriger Kanon des Evangelisten Marx wird revidiert
Ein „non possumus" an die SED-Sektierer ,
Tadel an der unklaren bayerischen Konzeption
Exemigrierter Sozius Waldemar erhält nur eine Stimme
Einmütige Sanktion der parteipäpstlichen Glaubenssätze
urbi et orbi!
Enttäuschungen dagegen erzeugen Glaubenslosigkeit und damit die politische
Reservearmee, die aus Verzweiflung, Aussichtslosigkeit und Unwissen sich für
Abenteuer mißbrauchen läßt.
Wir wollen keine parteipoTitischen Gewerkschaftler, aber politisch denkende
Gewerkschaftler.
Man braucht keineswegs der Meinung sein, daß wir Deutsche zu allen Kern-
fragen zu schweigen hätten, um einzusehen, daß sehr oft ein Weniger in
deutschen Proklamationen ein Mehr bedeuten würde.
Man übersehe bei dem Streit um Föderalismus und Zentralismus' den ent-
scheidenden 'Unterschied zwischen dem Zentralismus der Gesetzgebung und
dem der Exekutive. Gegen diesen müsse man sich wehren, gegen jenen nicht.
Die „Kompetenz-Kompetenz", das heißt die Befugnis, bestimmte Materien durch
Gesetze endgültig zu regeln, müsse der künftigen deutschen Republik vorbe-
halten bleiben.
Der künftige ,,Reichs"präsidcnt müsse aber in seiner Bedeutung gegenüber der
ihm in der Weimarer Verfassung zugestandenen zurücktreten.
Man könne weder ein „Staatenkomplott" noch einen „Ausbeutungs-Zentralis-
mus", wie er „in den ferngesteuerten Hirnen der SEP ausgebrütet" worden
sfei, gebrauchen.
142
Der Friede der Welt wird nicht durch den Föderalismus, sondern durch die
Demokratisierung Deutschlands gewährleistet —■ momentan gibt es keine Ver-
fassungen, sondern nur Literatur.
Es ist kein erhebendes Schauspiel gewesen, den „Zangengeburten der Koali-
tionskabinette" zuzusehen. 1
Nichts anderes als „politische Sodomie" ist es ferner, wenn einer Regierung
außer den Sozialdemokraten auch ein Herr Loritz angehört habe. —
Wenn man aber fürchte, die Sozialdemokratie könne hie und da durch das
Mchrheitswahlrecht in die Opposition gedrängt werden — nun, das trockene
Brot der Opposition ist oft bekömmlicher als der unappetitliche Brei der
Koalition.
Die Zufallsgebilde der heutigen Länder müßten natürlichen Gebilden weichen
und die Welt solle uns mit „negativistischem Föderalismus" in Ruhe lassen.
Stilblüten, gepflückt auf dem Reichsparteitag der SPD in Nürnberg. (Die Red.) ^" ^e<^
DIE SCHLACHTPARADE
Was liegt denn da im Schlamm und Dreck, ein Fuß, ein Arm, ein Schädeldach?
Was wand sich hier im Blut und Kot und schleppte die Gedärme nach?
Es sind-Millionen Leichen, ja Leichen, nur Leichen,
Denn Kriege mußten sein.
Was hoppst sich beinlos durch die Stadt und rollt sich übers Pflaster hin?
Was tappt sich an der Wand entlang und läßt von einem Hund sich zich'n?
Es sind Millionen Krüppel, ja Krüppel, nur Krüppel,
Soldaten mußten sein.
Was heult und wimmert Tag für Tag und schlägt sich um das Brot herum?
Wer bettelt sich das Leben durch und hängt sich alte Lumpen um?
Es sind die Frau'n und Kinder, die Frauen, die Kinder,
Denn Waisen mußten sein.
Was kommt denn da im Schritt und Tritt mit Pfeifen und mit Bumbstrara?
Was schießt und haut und sticht und stirbt — wer ist denn nun schon wie-
der da?
Es sind Millionen Krieger, ja Krieger, nur Krieger,
Denn Kriege müssen sein. A.'WisbeA
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Pferde"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1947
Entstehungsdatum (normiert)
1942 - 1952
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)