Der Simpl: Kunst, Karikatur, Kritik (2.1947)

E. Kösslinger: BERNRIED

VORSICHT: HOCHSPANNUNG

Einst lag unser Schicksal am deutschen Rhein,
dem Strom der Differenzen ...
Heut hängt uns're Zukunft am deutschen Strom -
ein „Rein-Fall" ohne Grenzen!

Und dieses ist die Folge nun
von uns'rer Isolierung:
Parteigenosse Kohlenklau
liegt weiterhin in Führung I

Doch wer da sagt, 's lag' nur an uns

und wir wär'n sture Kälber

und könnten schon, doch wollten nicht,

ver-kohlt uns — und sich selber!

Das Licht ging zwar schon früher aus,
wenn man's „bei Licht" betrachtet:
Wir war'n seit 33 schon
verdunkelt und umnachtet...

Das Kraftwerk sagt: Wat, soviel Watt?
's wär Zeit, uns heimzuleuchten,
und was wir so an Volt ge-wollt,
wär weit mehr als wir bräuchten.

Denn hätt' der Kumpel Kalorien,
dann hätten wir mehr Kohlen,
dann könnten alle Lampen glüh'n
von Frankreich b i s nach Polen.

Die f i n s t'r e n Mächte hatten ja
mit ihren d u n k'l e n Phrasen
die heil'ge Flamme und das Licht
des Geistes ausgeblasen.

Drum deutscher Licht-Mensch, spare Strom,
sonst kommst du vor die Rampe,
's sieht sowieso ja „finster" aus,
ob mit — ob ohne Lampe.

Jetzt leiden alle „an der Ruhr",
drum müssen schwarz wir sehen.
Doch hofft man, es wird einigen
doch noch ein „Licht aufgehen" ...

Nun dachte damals jedermann,
es läg' n u r an der „Leitung" ...
Doch waren alle schuld daran!
(Steht In der Neuen Zeitung).

Und denke auch ans Material.
Wir sind ja nicht die Reichsten.
Die deutschen Birnen sind nun mal
bekanntlich stets die weichsten! — —

Sie brauchen Fett und brauchen Brot
und eine warme Stube,
sonst fahr'n zur wirklich „letzten Schicht"
wir alle „in die Grube"!! — —

Wir schalten ab — soweit es geht — Nein! Schaltet bald uns wieder ein,

in unserm eig'nen Haus. dann sind wir nicht die Schlappsten...

Nun schaltet bitte Ihr dafür Woll'n gern Europas Knappen sein,

nicht gleich ganz Deutschland aus. doch keinesfalls: Die „Knappsten".

H. Hartwig

154